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Medien: Mehrere Angreifer auf der Flucht

Bei einer Geiselnahme, mehreren Schießereien und Explosionen nahe dem Fußballstadion in der französischen Hauptstadt sind am Freitagabend Medienberichten zufolge allein in einem Konzertsaal rund hundert Menschen ums Leben gekommen.

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Nach Angaben der Staatsanwaltschaft könnte die Zahl der in Paris getöteten Menschen 120 übersteigen - in diversen Medien ist von rund 140 Toten die Rede. Insgesamt habe es den Angaben zufolge an sechs Orten in Paris Angriffe gegeben.

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Weite Teile von Paris abgeriegelt

Bei einer bislang beispiellosen Anschlagserie sind am Freitag in Paris weit über hundert Menschen ums Leben gekommen. Während des großangelegten Polizeieinsatzes wurden weite Teile der Stadt abgeriegelt.

Fünf Terroristen seien laut Staatsanwalt Francois Molins „neutralisiert“ worden. Diese Angaben müssten aber noch bestätigt werden. Dass, wie vom Radiosender France Info berichtet, einigen Angreifern die Flucht gelang, wurde bisher nicht bestätigt.

Stundenlange Geiselnahme in Konzerthalle

Unter den Tatorten befindet sich mit dem Bataclan eine der bekanntesten Konzerthallen der französischen Hauptstadt. Dort war stundenlang eine Geiselnahme in Gang. Diese wurde in der Nacht auf Samstag von einem Sondereinsatzkommando der Polizei gewaltsam beendet. Die Konzerthalle liegt nur etwa 200 Meter von der früheren Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ entfernt, die Islamisten im Jänner angegriffen und dabei und auf ihrer Flucht zwölf Menschen getötet hatten.

Geiseln forderten Erstürmung

In dem Konzertsaal, der 1.500 Zuschauer fasst, fand am Abend ein Rockkonzert statt. Neben der US-Band Eagles of Death Metal stand auch das österreichische Duo White Miles auf dem Programm des ausverkauften Konzerts. „Medina und ich sind ok, über die anderen wissen wir nichts“, schrieb Lofi Lodir alias Hansjörg Loferer von White Miles auf Facebook.

Verletzte in Paris

Reuters/Christian Hartmann

Menschen bringen sich vor dem Bataclan-Club in Sicherheit

Die in der Konzerthalle festgehaltene Geiseln richteten zuvor über Soziale Netzwerke dramatische Appelle an die Polizei. Sie baten die Einsatzkräfte um die schnellstmögliche Erstürmung des Gebäudes, wie Medien unter Berufung auf Tweets berichteten. So berichtete ein User, der angab, Geisel zu sein: „Sie schlachten uns einen nach dem anderen ab.“

Der Journalist Julien Pearce vom Radiosender Europe 1, der selbst im Saal war, berichtete: „Das Konzert lief schon, als mehrere Leute mit Waffen eingedrungen sind. Es waren zwei oder drei Leute, die nicht maskiert waren. Sie hatten Maschinengewehre wie Kalaschnikows dabei und haben sofort angefangen, wild um sich zu schießen.“ Weiters berichtete der Journalist: „Das hat zehn, 15 Minuten gedauert. Das war von extremer Gewalt. Es gab Panik. Alle sind Richtung Bühne gerannt. Die Attentäter hatten Zeit, mindestens drei Mal nachzuladen. Sie waren nicht maskiert. Sie traten sehr beherrscht auf. Sie waren sehr jung.“

Menschen werden aus der Konzerthalle evakuiert

APA/AFP/Miguel Medina

Augenzeuge: „Das war von extremer Gewalt“

Der Journalist Pierre Janaszak berichtete: „Ich habe genau gehört, wie sie den Geiseln gesagt haben: ‚Das ist die Schuld von Hollande. Das ist die Schuld Eures Präsidenten.‘“ Er hätte nicht in Syrien eingreifen dürfen. Sie hätten auch vom Irak gesprochen, so Janaszak.

Sprengstoffgürtel gezündet

Drei Terroristen sollen beim Zugriff der Polizei Sprengstoffgürtel gezündet haben. Dies berichteten die Zeitung „Le Figaro“ und weitere französische Medien am frühen Samstagmorgen unter Berufung auf den Polizeipräfekten. Insgesamt habe es bei dem Konzert vier Angreifer gegeben, alle seien tot. Allerdings kursierten über die Zahl der toten Terroristen zunächst unterschiedliche Zahlen.

Mehrere U-Bahn-Linien eingestellt

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo rief ihre Mitbürger zur Einheit auf. „Wir sind aufrecht, wir sind vereint“, schrieb sie am frühen Samstagmorgen auf Twitter. „Angesichts dieser unsäglichen barbarischen Akte, die mehrere Dutzend Tote gefordert haben, ist Paris im Herzen getroffen.“ Die Pariser Bürger wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. „Wir bitten Sie, die eigenen vier Wände nicht zu verlassen und auf Anweisungen der Polizei zu warten“, hieß es am späten Freitagabend auf dem Twitter-Account der Stadt.

Sicherheitskräfte vor Restaurant

Reuters/Philippe Wojazer

Einsatzkräfte vor einem der Tatorte

Die Linien 3, 5, 8, 9 und 11 der Pariser Metro wurden laut „Liberation“ eingestellt. Betroffen ist auch der Busverkehr im zehnten und elften Bezirk. Die Polizei empfahl zudem, laufende Veranstaltungen zu unterbrechen bzw. die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Alle Schulen und Universitäten im Großraum Paris bleiben am Samstag zudem geschlossen.

Berichte über Opfer in Les Halles

Nach Polizeiangaben gab es „mindestens drei, vielleicht vier“ Schießereien. Dazu kamen mehrere Explosionen. Als weitere Tatorte wurden neben der Bataclan-Konzerthalle unter anderem das Einkaufszentrum Les Halles im Zentrum der Stadt sowie eine Bar und ein Restaurant genannt. Dazu kamen zumindest zwei Explosionen nahe dem Nationalstadion Stade de France.

Karte zu den Anschlägen in Paris

Grafik: APA/Omniscale/ORF.at; Quelle: dpa

Angriffe gab es an mindestens sechs verschiedenen Orten

Im Einkaufszentrum von Les Halles soll es bei Schüssen auf ein kambodschanisches Restaurant mehrere Opfer gegeben haben. Unter den Passanten brach Panik aus. Eliteeinheiten der Polizei versuchten, die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Bei einer Schießerei in einem Pariser Restaurant im zehnten Arrondissement der Stadt seien laut AP zudem elf Todesopfer zu beklagen.

Zuschauer auf dem Rasen des Stadions

APA/AFP/Matthieu Alexandre

Zahlreiche Zuschauer begaben sich zunächst auf den Rasen

Tote vor Stade de France

In der Umgebung des Stade de France sind nach Ermittlerangaben zudem vier Menschen gestorben. Bei dreien davon handele es sich ohne Zweifel um Terroristen, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP. Der Fernsehsender BFMTV sprach dagegen von zwei toten Terroristen am Stadion im nördlichen Pariser Vorort Saint-Denis. Dort hatte am Abend die deutsche Nationalmannschaft gegen Frankreich gespielt, Besucher im Stadion hörten während der ersten Halbzeit schwere Explosionen in der Nähe.

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Explosionsgeräusche während zweiter Halbzeit

Während des Testspiel zwischen Frankreich und Deutschland im Stade de France waren Explosionen zu hören.

Im Stade de France anwesend war auch Frankreichs Präsident Hollande und Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Hollande wurde laut Medienberichten von Sicherheitspersonal aus dem Stadion geleitet und begab sich ins Innenministerium, um sich über die Situation zu informieren. Später traf sich das französische Kabinett zu einer Krisensitzung.

Hotline für Betroffene

Nach Angaben der österreichischen Botschafterin in Paris, Ursula Plassnik, gibt es bisher keine Informationen, dass sich Österreicher unter den Opfern befinden.

Für Angehörige, die sich informieren wollen, ob Familienmitglieder oder Freunde aus Österreich von den Anschlägen in Paris betroffen sein könnten, wurden nachfolgende Hotlines eingerichtet:

  • In Österreich: 050 11 50 44 11
  • Für Österreicher in Frankreich: 0043/190 115 44 11
  • Hotline der Stadt Paris (lokal): 0800 6 005

Hubschrauber kreisten über dem ausverkauften Stadion. Hinaus kam zunächst keiner mehr, mit einem Sicherheitsband war das Stadion abgeriegelt. Ordnungskräfte, die hinausgegangen waren, um sich ein Bild über die Situation zu machen, forderten die Menschen auf, wieder ins Stadion zu gehen. Die Zuschauer wurden schließlich aus drei Ausgängen aus dem Stadion im Norden von Paris geleitet. Hunderte Zuschauer hatten sich nach dem Abpfiff zunächst auf den Rasen begeben.

1.500 zusätzliche Soldaten mobilisiert

Präsident Francois Hollande gab in einer TV-Ansprache aus dem Elysee-Palast bekannt, dass der Ausnahmezustand für ganz Frankreich gilt. Er sagte zudem seine Teilnahme am G-20-Gipfel in der Türkei am Wochenende ab. Der französische Präsident sprach von „bisher nie da gewesenen Terrorangriffen“. Er ließ die Grenzen schließen und forderte militärische Verstärkung an, um weitere Anschläge zu verhindern. Frankreich hat nach Angaben aus dem Elysee-Palast 1.500 zusätzliche Soldaten mobilisiert. Der Fernsehsender BFMTV zeigte Bilder von Militärs in Kampfmontur auf der Straße.

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