Wien und der Faktor Wagner
Wagner am Theater an der Wien? Was nicht wie eine logische Gleichung klingt, hat sehr wohl eine längere Tradition. Für Richard Wagner war Wien ein Ort, an dem entscheidende Weichen gestellt wurden. Wagner selbst stand zur Jahreswende 1862/63 am Pult im heutigen Theater an der Wien.
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Mit der Erneuerung der Oper, die Wagner ja Musiktheater nannte, machte sich der Mann aus Leipzig nicht nur Freunde. Sein Aufenthalt in Wien erzählt auch eine schwierige Durchsetzungsgeschichte zum Werk des Deutschen, der in Wien auch mit finanziellen Sorgen zu kämpfen hatte. In Wien war es der „Tannhäuser“, der als erstes vollständiges Werk des Komponisten 1875 am damals noch existierenden Thalia-Theater aufgeführt wurde. Die Kritiker waren zurückhaltend, doch beim Publikum erwies sich das Werk als Erfolg und öffnete die Tore für eine intensivere Wagner-Rezeption in der Donau-Metropole.
„Zu Tränen gerührt“
1858 entschloss sich die Hofoper zur Aufführung des „Lohengrin“. Diesen sah Wagner bei seiner dritten Wien-Reise im Jahr 1861. Bei den Proben war er schon „zu Tränen gerührt“, bei der Aufführung wurde er so stürmisch gefeiert, dass er nach jedem Akt auf der Bühne erscheinen musste.
Wagner schien Wien auch der perfekte Ort für die Uraufführung seiner 1859 vollendeten Oper „Tristan und Isolde“ zu sein. Die Anforderungen an das Werk waren enorm und die Proben an der Hofoper gestalteten sich schwierig. Wagner wich zur Jahreswende 1862/63 ans Theater an der Wien aus, um nach gescheiterten 77 Proben an der Hofoper dem Publikum Auszüge aus den „Meistersingern“, den „Walküren“, dem „Rheingold“ und dem „Siegfried“ zu präsentieren. Die Reaktionen reichten von begeistert bis schwer irritiert. Das Theater an der Wien spielte diese konzertante Aufführung 150 Jahre nach diesem Ereignis unter Marc Minkowski und Musiciens du Louvre am 5. Jänner 2013 nach.
Historischer Zugang zu Wagner
Die Aufführung des „Fliegenden Holländers“ auf Orchesterinstrumentarium aus der Zeit Wagners will man als weiteren Schritt verstanden wissen, einen anderen Zugang zum Werk Wagners zu ermöglichen. Seit der Eröffnung des Theaters an der Wien als Opernhaus der Stadt zeigte man nun die erste szenische Produktion einer Wagner-Oper. Ganz neu ist Wagner am Theater an der Wien trotzdem nicht: Nach dem Krieg diente das Theater als Ersatzspielort für die damals ausgebombte Oper. Fixer Bestandteil auf dem Spielplan war damals auch Wagner.
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