Schlupflöcher in EU-Regelwerk
Der britische Staubsaugerhersteller Dyson hat seine beiden deutschen Konkurrenten Bosch und Siemens geklagt, berichteten britische Medien. Der Konzern wirft den deutschen Haushaltsgeräteerzeugern vor, den Stromverbrauch ihrer Staubsauger manipuliert zu haben. Firmenchef James Dyson wittert einen „VW-Skandal“ in der Staubsaugerbranche.
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Mit dem Inkrafttreten der Ökodesignrichtlinie am 1. September 2014 führte die EU Energielabel für Staubsauger ein. Genau hier habe Bosch geschummelt, sagte Konzernchef Dyson gegenüber dem britischen „Daily Telegraph“. Viele Modelle des deutschen Herstellers schmückten sich zu Unrecht mit der Topbewertung „AAAA“, die ein Höchstmaß an Energieeffienz suggeriert.
„Bosch setzt in manchen seiner Modelle eine Steuerelektronik ein, die die Leistung des Geräts bei gefülltem Beutel deutlich erhöht“, so Dyson. Bei vollem Beutel schlügen Sensoren in den Geräten an, worauf die Leistung der Motoren von 750 auf 1.600 Watt steige. Das veringere wiederum das Effizienzrating von „AAAA“ auf „E“ oder „F“. Das hätten Prüfungen der Staubsauger in unabhängigen Labors ergeben, so Dyson gegenüber dem „Telegraph“.
Dyson erwartet Antwort bis Jahresende
Laut „Telegraph“ klagte Dyson - bekannt für seine beutellosen Staubsauger - Bosch vor einem niederländischen Gericht. Zudem habe das Unternehmen ähnliche Vorwürfe gegen Siemens erhoben und in Deutschland sowie in Belgien rechtliche Schritte gegen den deutschen Großkonzern eingeleitet, so die Zeitung.
„Anstatt bessere, effizientere Technologie zu entwickeln, ist die Industrie voller Hersteller, die sich um die Tests herumschwindeln“, so Firmenchef Dyson, dessen Firma eine Entscheidung der Gerichte bis Jahresende erwartet. Bosch und Siemens hätten die Vorwürfe in einem gemeinsamen Statement zurückgewiesen, meldete der „Independent“.
Kritik an Testbedingungen
Ob die Klage Dysons Erfolg hat, ist ungewiss. Die deutschen Hersteller könnten sich nämlich ein Schlupfloch im EU-Regelwerk zunutze gemacht haben, wie Dyson selbst zugibt. Die entsprechende EU-Verordnung, die die Testkritierien von Staubsaugern regelt, schreibt lediglich Tests mit leerem Beutel oder Behälter vor.
Die Staubsaugerhersteller Rowenta, Royal Appliances und Dyson hatten diese Mängel beim Testverfahren bereits im Vorjahr kritisiert. „Das hat mit der alltäglichen Praxis nur bedingt etwas zu tun“, so ein Firmenvertreter von Royal Appliances (Dirt Devil) gegenüber dem deutschen IT-Magazin „Chip“. Ähnlich äußerte sich dem Magazin gegenüber Alexander C. Schmidt von Dyson: „Was bringt ein Staubsauger, der zwar unter Testbedingungen ein A beim Energiebedarf hat, jedoch während der Nutzung schnell um mehrere Klassen abfällt und zudem die Umwelt durch Filter und Beutel belastet?“
Firmenchef Dyson übte erst vergangenen Monat harte Kritik an den von Brüssel vorgeschriebenen Regulativen: „Kühlschränke werden ohne Lebensmittel darin getestet, Staubsauger ohne Staub und Waschmaschinen bei ungenauen Temperaturen.“ Die Regulatoren lebten offenbar in einer Welt, der mit der echten wenig zu tun habe. Die Hersteller nutzten diesen Umstand aus.
Nicht die erste Klage von Dyson
Die Rivalität zwischen Dyson und seiner deutschen Konkurrenz ist nicht neu. Im Jahr 2012 warf Dyson dem wesentlich größeren Konkurrenten Bosch vor, einen Dyson-Mitarbeiter bestochen zu haben, um an Firmengeheimnisse zu kommen. Dyson wurde 1993 gegründet. Das Unternehmen hat weltweit 4.400 Mitarbeiter und stellt neben Staubsaugern unter anderem auch Händetrocknergeräte und Ventilatoren her.
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