Verschärfte Sicherheitsauflagen
Viereinhalb Jahre nach der Atomkraftwerkskatastrophe von Fukushima ist in Japan vergangene Woche ein zweiter Reaktor wieder ans Netz gegangen. Im Kraftwerk Sendai rund tausend Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tokio sei der zweite Reaktor hochgefahren worden, teilte der Betreiber Kyushu Electric Power mit. In der Anlage war bereits Mitte August der erste Reaktor wieder in Betrieb gegangen.
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Alle Atomanlagen in Japan waren nach der Katastrophe von Fukushima im März 2011 schrittweise abgeschaltet worden. Die Reaktoren von Sendai sind bisher die einzigen, die verschärfte Sicherheitsauflagen erfüllen. Viele Anrainer und Atomkraftgegner sind wegen Erdbeben- und Vulkanrisiken in der Region gegen ein Wiederanfahren der Atomanlage.

APA/EPA/Kyushu Power Electric Company
Das Kraftwerk Sendai südwestlich der Hauptstadt Tokio
Dass die konservative Regierung zur Nuklearenergie zurückkehrt, hat vor allem wirtschaftliche Gründe: Japan kämpft mit Handelsdefiziten, vor allem wegen der hohen Kosten für fossile Brennstoffe. Atomstrom sei nicht nur für die Energiesicherheit im rohstoffarmen Japan eine „extrem wichtige Energiequelle“, sondern auch für den Klimaschutz, sagte Sadayuki Sakakibara vom mächtigen Wirtschaftsdachverband Keidanren.
Regierung: „Verantwortungsvoller“ Umgang
Das Wiederanfahren von Atomreaktoren sei notwendig, damit die Wirtschaft wachsen könne und die Menschen in Stabilität leben könnten, meinte auch Industrieminister Yoichi Miyazawa. Und sollte es zu einem Unfall kommen, werde die Regierung „verantwortungsvoll“ damit umgehen. Zurzeit können in Fukushima auch nach über vier Jahren noch immer 110.000 Menschen wegen der Verstrahlung nicht in ihre Häuser zurückkehren.
Eine Mehrheit der Japaner lehnt eine Rückkehr zur Atomkraft ab. Trotzdem will die Regierung weitere Meiler anfahren. Die Atomaufsicht hat bisher drei weiteren Reaktoren grünes Licht gegeben: zwei im AKW Takahama in der Provinz Fukui und einem im AKW Ikata in der Provinz Ehime. Ein Gericht hatte jedoch im April das Hochfahren der Takahama-Meiler unterbunden und der Regierung einen Stolperstein in den Weg gelegt. Begründung: Die neuen Sicherheitsauflagen - laut der Regierung die „strengsten der Welt“ - seien „zu locker“.
Großer Ballungsraum rund um das AKW
Dennoch strebt die Regierung an, dass der Anteil der Atomenergie an der Stromversorgung bis zum Jahr 2030 bei 20 bis 22 Prozent liegt. Vor der Katastrophe in Fukushima war er bei knapp 30 Prozent gelegen. Atomkraftgegner werfen dem Betreiber und den Behörden vor, sie hätten unklar gelassen, wie sie im Falle eines ähnlichen Unfalls wie in Fukushima schnell Zehntausende Anrainer in Sicherheit bringen würden. Rund 220.000 Menschen leben innerhalb eines Radius von 30 Kilometern um das AKW.
Das AKW Sendai liegt nur 50 Kilometer vom Vulkan Sakurajima entfernt, einem der aktivsten Vulkane des fernöstlichen Landes. Japan ist zudem eines der am stärksten durch Erdbeben gefährdeten Länder der Welt. Im März 2011 hatten ein Erdbeben der Stärke 9,0 und ein gewaltiger Tsunami den Nordosten des Landes verwüstet. 18.500 Menschen starben. Im AKW Fukushima kam es zu Kernschmelzen. Tote als direkte Folge des Gaus gab es indes nicht.
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