IS Hauptverdächtiger nach Anschlag von Ankara

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Nach den Bombenattentaten in Ankara mit mindestens 97 Toten und über 500 Verletzten steht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) laut dem türkischen Regierungschef Ahmet Davutoglu unter Verdacht. Angesichts der Vorgehensweise werde vor allem gegen den IS ermittelt, sagte Davutoglu heute dem türkischen Fernsehsender NTV.

Verbindung mit Suruc-Attentat

Laut der staatliche Nachrichtenagentur Anadolu glichen die in Ankara verwendeten Sprengsätze jener Bombe, mit der ein Selbstmordattentäter im Juli mehr als 30 Menschen in der Stadt Suruc an der syrischen Grenze getötet hatte. Für den Anschlag von Suruc hatte die türkische Regierung den IS verantwortlich gemacht. Laut Medienberichten betrachtet die Polizei den Bruder des Attentäters von Suruc als Hauptverdächtigen für den Anschlag in Ankara.

HDP erwägt Absage des Wahlkampfs

Die prokurdische Partei HDP erwägt die Absage aller Wahlkampfveranstaltungen vor der Parlamentswahl am 1. November. Man fürchte um die Sicherheit der Teilnehmer, so HDP-Sprecher Ayhan Bilgen zur Nachrichtenagentur Reuters.

Unterdessen kündigte die Türkei an, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen. Innenminister Selami Altinok sagte laut CNN Turk, man habe die Lektionen aus den Attentaten gelernt. Details wurden zunächst nicht bekannt.

Türkische Gemeinde in Deutschland warnt vor Gewalt

Indes gibt es auch Warnungen vor gewaltsamen Auseinandersetzungen in Deutschland. „Als (Recep Tayyip, Anm.) Erdogan Staatspräsident wurde, hat diese Polarisierung in Deutschland angefangen“, sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag-Ausgabe). „Sobald in der Türkei etwas passiert, gehen die Leute auf die Straße. Und so wie die Stimmung jetzt gerade in der Türkei ist, befürchte ich eine weitere Eskalation auch hier.“

In Ankara forderte der deutsche Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir die EU zudem auf, die Gespräche mit Erdogan auf Eis zu legen. „Wir dürfen bis zur Wahl am 1. November nichts tun, was als Stärkung von Erdogan verstanden werden könnte“, sagte Özdemir den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag-Ausgaben).

Für EU weiter sicheres Herkunftsland

Die EU-Kommission hofft nach dem Anschlag auf baldige Gespräche mit der Türkei über einen Aktionsplan zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. Ein EU-Kommissionssprecher sagte heute in Brüssel, die EU-Kommission sei zu solchen Gesprächen so rasch wie möglich bereit, „hoffentlich nächste Woche“.

Bereits am Wochenende hatten der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, und EU-Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn eine Reise nach Ankara wegen des Attentats abgesagt.

Eigentlich sollte am Donnerstag und Freitag ein EU-Gipfel über den Aktionsplan mit der Türkei beraten. Eine Sprecherin von EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos machte klar, dass die EU-Kommission die Türkei weiterhin für ein sicheres Herkunftsland hält. Die EU-Kommission habe die Türkei als sicheres Herkunftsland vorgeschlagen, weil sie als EU-Kandidatenland die „Kopenhagener Kriterien“ erfülle, die zur Eröffnung von EU-Beitrittsverhandlungen erforderlich sind, sagte die Sprecherin.