„Stehe hinter allen Preisen“
Kaci Kullmann Fives Lippen sind zusammengepresst, die Augen blicken streng: Die neue Vorsitzende des norwegischen Friedensnobelpreiskomitees wollte vor der Preisverleihung am Freitag eigentlich gar keine Interviews geben. Dabei ist sie als Politikerin der rechtskonservativen Höyre-Partei und Ex-Ministerin an den Umgang mit der Presse gewohnt.
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Die 64-jährige Kullmann Five übernahm bereits im März den äußerst verantwortungsvollen Posten: Nach zwölf Jahren als Mitglied rückte sie an die Spitze des Komitees, das den wohl prestigeträchtigsten Preis der Welt vergibt. „Ich staune immer noch, dass der Friedensnobelpreis, ausgelobt von einem Komitee von fünf meist völlig unbekannten Norwegern, so bedeutend wurde“, so Kullmann Five. Und man glaubt ihr die Ehrfurcht vor dem Posten: „Wir fühlen alle eine große Verantwortung auf unseren Schultern.“
Rückendeckung für geschassten Vorgänger
Mit unangenehmen Fragen hat die energische Frau, die jedem in Norwegen lange vor allem wegen ihrer Bobfrisur bekannt war, wohl trotzdem zu rechnen. Denn der Thronwechsel war nicht ganz unproblematisch. Ab 2009 wurde das Osloer Komitee von Thorbjörn Jagland geleitet - der Sozialdemokrat war umstritten. Unter seiner Führung wurden US-Präsident Barack Obama, die EU und der chinesische Dissident Liu Xiaobo ausgezeichnet. Die Auszeichnung Lius führte sogar zum Einfrieren politischer Beziehungen zwischen China und Norwegen.
Jaglands Abwahl war ein einmaliges Ereignis in der Geschichte des Komitees und wurde als Einflussnahme der rechtskonservativen Regierung gewertet. Deshalb möchte Kullmann Five auch die Unabhängigkeit des Gremiums betonen: „Wenn jemand denkt, ich wäre nachgiebiger als Thorbjörn Jagland, wenn es um die Menschenrechte geht, um China oder andere, kennt er mich nicht gut. Ich stehe mit vollem Herzen hinter allen Preisen.“
Uneinigkeit „unvermeidbar“
In Zukunft muss Kullmann Five den Kopf hinhalten, wenn die Wahl des Friedensnobelpreisträgers jemandem missfallen sollte. „Es wird immer mehrere Meinungen darüber geben, welcher Weg der beste ist, um einen Konflikt zu lösen“, so Kullmann Five. Kämpfen, das kann die studierte Staatswissenschaftlerin, die neben ihrer politischen Karriere zwei Kinder großzog und eine Krebserkrankung überstand. Seitdem trägt sie ihre Haare kurz: „Ich glaube, ich lasse das so.“
Kullmann Five will, dass der Friedensnobelpreis auch in Zukunft ein Preis ist, über den man sich streiten kann. „Uneinigkeit und hitzige Diskussionen sind nicht das Ziel unserer Arbeit, aber eine unvermeidbare Konsequenz. Dieser Preis wird weiterhin mehr sein als eine Ehrung des Preisträgers.“
Sigrid Harms, dpa
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