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Fast ausgestorbene Technologie

Seit Jahren sind handelsübliche Computer nicht mehr mit Diskettenlaufwerken ausgestattet, Sony stellte die Produktion von Floppy Disks 2010 ein, Verbatim folgte als letzter Hersteller bald nach. Doch in Norwegen ticken die Uhren noch anders: Etliche Ärzte schwören weiterhin auf Floppy Disks - sie tauschen mit den Behörden noch immer auf diese Weise ihre Patientenlisten aus.

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Obwohl seit einigen Jahren auch ein Onlinesystem parallel existiere, würden viele Ärzte weiterhin mit 3,5-Zoll-Disketten hantieren, berichtet der norwegische Programmierer Finn Espen Gundersen auf seinem Blog. Im Wesentlichen dient der Austausch der Daten dafür, die Patientenlisten von praktischen Ärzten mit der Gesundheitsbehörde Helsedirektoratet abzugleichen. Änderungen gibt es nur dann, wenn Norweger ihren Arzt wechseln.

Einfach, billig und sicher

Das System der verschickten Disketten sei einfach, billig und sicher, schreibt Gundersen. In der Anschaffung seien die Floppy Disks billig, das Update der Daten mittels eines noch auf MS-DOS basierenden Programms im Handumdrehen zu erledigen. Das gelinge vor allem aufgrund zweier kleiner Programme, die er mitentwickelt hat.

Mit ihnen werden die Disketten etikettiert, was die Zuordnung einfach macht. Und nachdem es sich um sensible Daten handle, sei auch einfaches Verschicken per Mail nicht erlaubt. Da Floppy Disks nicht mehr hergestellt werden, kauften Gundersen und sein Team für die Gesundheitsbehörde Restbestände aus Lagern auf.

Neues System nicht unbedingt besser

Doch das Ende für die Diskette ist auch hier nah: Mit 2016 will die norwegische Regierung das System gänzlich umstellen. In die neue Datenbank müssen die Ärzte allerdings ihre Namenslisten händisch eintragen, Fehler seien quasi programmiert, so Gundersen. Und bei der Abgleichung der Listen gehe man eher einen Schritt zurück: Ausgedruckte Listen würden dann verwendet.

Nicht ganz ausgestorben

Doch nicht nur in Norwegen werden Disketten noch verwendet: Einige wenige noch in Betrieb befindliche historische Geräte wie Datenlogger, Synthesizer oder Lichtmischer arbeiten noch damit. Im vergangenen Jahr berichtete der US-Sender CBS, dass in den amerikanischen Atomwaffenlagern noch Großrechner verwendet werden, bei denen für die Datenübertragung teilweise noch immer Acht-Zoll-Disketten gebräuchlich sind - die in den 70er Jahren vor allem für die Industrie entwickelt worden sind.

Die „New York Times“ berichtete 2013, dass das Federal Register, das Amtsblatt der US-Bundesregierung, ebenfalls einen Teil seiner Daten noch per Floppy-Disks, allerdings jene der „letzten Generation“ erhält. Auch hier argumentiert man mit den Kosten von gesicherten Internetverbindungen. Flash-Speicher und damit USB-Sticks zur Datenübertragung sind nicht erlaubt.

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