Blau als neue Bezirksfarbe
15 Bezirke und 442 Gemeinden - so sieht die Landkarte Oberösterreichs auf Verwaltungsebene aus. Politisch ist im Land ob der Enns in manchen Bezirken und Gemeinden kein Stein auf dem anderen geblieben - zumindest wenn man auf das Wahlverhalten bei der Landtagswahl blickt. Bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen war die Wahl vom Sonntag dafür wiederum durchaus traditioneller getaktet.
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Oberösterreich mit seinen 15 Bezirken kennt im Wahlverhalten bei Landtagswahlen ein neues Farbschema. Gleich vier Bezirke sind seit der Landtagswahl 2015 blau, haben also eine relative Mehrheit an Stimmen für die FPÖ: Braunau am Inn, Schärding, Wels und Steyr sind mit 2015 von schwarz bzw. rot (Steyr) auf blau gewechselt - mehr dazu auch in ooe.ORF.at

Grafik: ORF.at; Quelle: Landesregierung Oberösterreich
Bezirkskarte mit den relativen Mehrheiten bei der Landtagswahl 2015: Karten im ORF.at-Wahlspecial Wahl ’15
Damit gibt es auf Landtagswahlebene keinen roten Bezirk mehr. Steyr, wo die FPÖ heuer um zwei Prozent stärker abschnitt als die SPÖ, war 2009 der einzige Bezirk mit roter Stimmmehrheit bei der Landtagwahl. In allen anderen Bezirken, auch dem auf Gemeindeebene sonst roten Linz, lag die ÖVP bei der Landtagswahl 2009 vorn. Am stärksten ist die FPÖ im Innviertel, wo man ja auf eine historisch entwickelte FPÖ-Basis im Wahlausgang aufbauen konnte. In Schärding und Braunau ist man mit 38 bzw. 37 Prozent auf Bezirksebene in Richtung der 40 Prozent unterwegs.
Zwei Gemeinden mit „blauer Absoluter“
Im Bezirk Braunau befinden sich auch jene zwei Gemeinden, in denen die FPÖ auf Landtagswahlebene die absolute Mehrheit der Stimmen einfahren konnte. Es ist die Gemeinden Moosbach und die Kleinkommune St. Georgen am Filmannsbach.

Grafik: ORF.at; Quelle: Landesregierung Oberösterreich
Blaue Hochburgen - vor allem im Innviertel - Karte in Wahl ’15
Die Kleinheit letzterer Gemeinde bewirkt, dass die ÖVP dort so viele Stimmenprozente, nämlich 13,26, verliert wie die FPÖ gewinnt. Die Wählerwanderung zur FPÖ lässt sich bei 317 Wahlberechtigten und einer Wahlbeteiligung von über 90 Prozent quasi auf Personenebene festmachen. Insgesamt erreicht man in St. Georgen satte 56 Prozent der Stimmen. In Moosbach verzeichnet die FPÖ einen Zuwachs von fast 20 Prozent und springt knapp über die 50-Prozent-Marke. In St. Georgen wie auch in Moosbach zeigt sich aber auch, dass man auf Gemeindesratsebene auf eine freiheitliche Basis aufbauen kann, lag man doch auf Gemeinderatsebene auch 2009 mit der FPÖ vor den anderen Parteien.

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Sonderfall Bad Goisern
Ein kurioses Ergebnis zeigt sich nach dieser Landtagswahl mit Blick ins Salzkammergut und dort in die Geburtsgemeinde von Jörg Haider, Bad Goisern. ÖVP, SPÖ und FPÖ liegen in dieser Kommune alle drei bei etwa 29 Prozent, nur durch das Maximum von gerade einmal 0,3 Prozentpunkten voneinander getrennt: ÖVP hat in Bad Goisern mit 29,28 Prozent knapp die Nase vor der SPÖ mit 29,15 Prozent und den freiheitlichen mit 28,98 Prozent.
Auf der Gemeinderatsebene zeigt sich in Bad Goisern ein Bild wie in vielen anderen Kommunen Oberösterreichs auch: Auf der Gemeinderatsebene ist man sich 2015 weitgehend so treu geblieben wie schon 2009. In Bad Goisern bedeutet das etwa den Sieg für die SPÖ und den SPÖ-Bürgermeister.

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Auf der Karte der Gemeinderatsergebnisse gibt es nur vereinzelt blaue Flecken
Von Rot auf Blau
Überhaupt müssen rote Kommunen verkraften, dass man im Gemeinderat zwar die relative Mehrheit behaupten kann, auf Landesebene aber dann die relative Mehrheit an die FPÖ verliert. Der Papierproduktionsstandort Laakirchen ist dafür ebenso ein Beispiel wie die Stadt Steyr, wo der amtierende Bürgermeister auf Anhieb wiedergewählt wurde und die Stimmen im Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit bei der SPÖ liegen. Auf Landesebene dominiert aber das Bild einer Protestwahl. Das stärkste Zustimmung auf Landtagswahlebene erfährt die SPÖ im hintersten Teil des Salzkammergutes, in Obertraun, wo man über die 40-Prozent-Marke springt.
ÖVP und das immer noch treue Mühlviertel
Die ÖVP bekommt bei dieser Landtagswahl in 45 Gemeinden die absolute Stimmmehrheit; in 292 erreicht sie eine relative Mehrheit - in drei Kommunen gibt es für ÖVP und FPÖ auf Landtagswahlebene ein Patt. Treu schwarzes Kernland bilden dabei die vielen oft kleinen Gemeinden im Mühlviertel. Das beste Ergebnis holt die ÖVP aber in St. Radegund mit seinen 473 Wahlberechtigten im äußerten Westen (Bezirk Braunau) des Landes mit über 66 Prozent der Stimmen.
Gerald Heidegger, ORF.at
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