Transportkapazitäten am Limit
Am Wochenende haben erneut Tausende Flüchtlinge die österreichische Grenze passiert. Allein im burgenländischen Nickelsdorf wurden am Sonntag etwa 10.000 Personen gezählt. Das Rote Kreuz warnte davor, dass die Kapazitäten für den Weitertransport der vielen Menschen immer geringer werden. Die größte Herausforderung ist allerdings die Unterbringung der Flüchtlinge.
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Das Rote Kreuz rechnete am Sonntag mit rund 15.000 Übernachtungen von Flüchtlingen in Österreich. „Sowohl Transport- als auch Quartierkapazitäten sind mittlerweile sehr gering“, sagte Bundesrettungskommandant Gerry Foitik Sonntagabend. So waren die Notunterkünfte in Wien beispielsweise bereits am frühen Abend ausgelastet.

APA/AP/Ronald Zak
Flüchtlingsfamilie im Zelt in Nickelsdorf
Flüchtlinge seien auch in Unterkünfte in der Steiermark, Kärnten, Oberösterreich und Salzburg gebracht worden, sagte Foitik. Einen genauen Überblick, wie viele Schutzsuchende sich in Österreich befinden, gebe es nicht, da ja niemand registriert werde, so der Bundesrettungskommandant.
Tausende warteten in Nickelsdorf
Der burgenländische Landespolizeikommandant Hans Peter Doskozil hatte die fehlenden Quartiere am Sonntag als „größte Herausforderung“ bezeichnet. In Nickelsdorf an der Grenze zu Ungarn hatten am Sonntag Tausende Menschen auf ihre Weiterreise gewartet. Als Sicherheitsmaßnahme war die Ostautobahn (A4) am Sonntag zwischen dem frühen Nachmittag und den Abendstunden gesperrt worden.

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Tausende Menschen warteten am Sonntag in Nickelsdorf auf die Weiterreise
Sonntagnachmittag hatte Doskozil trotz eines fehlenden Ziels Flüchtlinge in bereitgestellte Busse steigen lassen. „Ich habe jetzt Druck gemacht, dass wir Quartiere kriegen, das koordiniert die Verkehrsleitzentrale. Auf die sind wir angewiesen“, so der Polizeichef. Ziel sei es gewesen, die Menschen zu beruhigen. „Das ist eine Maßnahme, um den Wartenden zu signalisieren, dass etwas weitergeht, obwohl ich gar nicht weiß, wohin es geht“, sagte der Polizeichef.
Situation entspannte sich am Abend
Laut Schätzungen der Polizei kamen am Sonntag insgesamt mehr als 10.000 Menschen in Nickelsdorf an. Bis Sonntagnachmittag allein wurden 8.500 Personen gezählt. Am Abend entspannte sich die Situation laut Polizei. Gegen 21.45 Uhr befanden sich schätzungsweise rund 1.000 Menschen auf dem Gelände, so Polizeisprecher Gerald Pangl. Man bemühe sich, auch sie wegzubringen bzw. für ein Quartier in der Nähe zu sorgen.
In der Nova-Rock-Halle und in der Veterinärgrenzdienststelle gebe es noch jeweils rund 500 Plätze. Somit sollte dafür gesorgt sein, dass keiner von jenen Flüchtlingen, die am Abend noch am Grenzübergang warteten, im Freien übernachten müsse. Aus Nickelsdorf seien am Abend noch einige Busse und ein Sonderzug abgefahren.
Am Grenzübergang Heiligenkreuz im Burgenland und an der steirisch-slowenischen Grenze blieb die Lage am Sonntag vergleichsweise ruhig. Rund 250 Personen überschritten die Grenze bei Gornja Radgona (Oberradkersburg). Sie wurden vom Roten Kreuz versorgt und anschließend mit fünf Bussen nach Graz gebracht, wie die Polizei mitteilte. Das Bundesheer stellte unterdessen in der Steiermark zusätzlich 160 Soldaten für den sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz ab.
Zielort Deutschland
Auch wenn derzeit weitaus mehr Asylanträge - in den letzten Tagen waren es rund 400 bis 500 täglich - als zu normalen Zeiten gestellt werden, sei diese Zahl im Vergleich zu den Tausenden Flüchtlingen, die das Land passieren, sehr gering, sagte Alexander Marakovits, Sprecher des Innenministeriums. Die Flüchtlinge sehen in Deutschland ihren Zielort, Österreich gilt als Durchreiseland. Genaue Zahlen, wie viele Menschen am Wochenende um Asyl in Österreich angesucht haben, gebe es noch nicht, sagte Marakovits.
Laut der EU-Dublin-Verordnung müssen die Asylverfahren im Land der Erstaufnahme abgewickelt werden. An der österreichisch-slowenischen Grenze kam es im Zuge der Kontrollen von österreichischer Seite bereits zu Zurückweisungen. Das Ministerium hatte nach Angaben vom Sonntag mit insgesamt mehr als 20.000 Flüchtlingen an diesem Wochenende kalkuliert.
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