Themenüberblick

Erdstöße hatten Stärke von 8,3

Das schwerste Erdbeben seit fünf Jahren hat Chile erschüttert und eine Tsunami-Warnung mitsamt Massenevakuierung ausgelöst. Durch das Beben der Stärke 8,3 starben am Mittwoch (Ortszeit) laut Behördenangaben vom Donnerstag mindestens acht Menschen, ein weiterer wurde vermisst. Etwa eine Million Menschen an der Küste des südamerikanischen Landes mussten wegen Tsunami-Gefahr ihre Häuser verlassen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Viele Gebäude wurden beschädigt, die Stromversorgung war vielerorts unterbrochen. Auf Bildern waren in Panik aus Gebäuden rennende Menschen zu sehen. Das Beben im Zentrum des südamerikanischen Landes hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte (USGS) eine Stärke von 8,3. Es ereignete sich laut den Angaben 230 Kilometer nördlich von Santiago de Chile. Das nationale Erdbebenzentrum CSN korrigierte seine Angaben zur Stärke des Erdbebens mehrfach nach oben.

4,5 Meter hohe Wellen trafen Küste

Das Beben ereignete sich um 19.45 Uhr (Ortszeit; Donnerstag 0.54 Uhr MESZ) vor der Küste der Region Coquimbo, nahe der Ortschaft Canela Baja und der Stadt Illapel, die rund 280 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago liegt. Der Erdbebenherd lag nach Angaben der Behörden in rund 16 Kilometer Tiefe. Das Beben war bis in die 1.400 Kilometer entfernte argentinische Hauptstadt Buenos Aires zu spüren. Es löste eine Tsunami-Warnung für Chiles Pazifikküste aus. Wenige Stunden nach dem Beben trafen bis zu fünf Meter hohe Wellen auf Teile der chilenischen Küste.

Menschen in Chile verlassen nach dem Beben ihre Häuser

Reuters/Pablo Sanhueza

Menschen liefen in Panik auf die Straße

Die Erschütterungen beschädigten zahlreiche Gebäude, betroffen waren vor allem einfache Häuser aus Adobe (Lehmziegeln), wie örtliche Medien berichteten. Zahlreiche Straßen seien durch Schlamm und Geröll blockiert, mancherorts seien der Strom und die Wasserversorgung ausgefallen. Der Schulunterricht am Donnerstag wurde abgesagt - am Freitag begeht Chile einen Nationalfeiertag.

Eine Karte zeigt das Epizentrum des Chile-Bebens

APA/ORF.at

Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von 16 Kilometern

„Die Erschütterungen waren erst leicht und dann immer stärker“, sagte eine Bewohnerin der Hauptstadt Santiago de Chile. Der Flughafen der Hauptstadt wurde teilweise evakuiert. In der nahe gelegenen Hafenstadt Valparaiso verbrachten viele Menschen die Nacht sicherheitshalber unter freiem Himmel. Rund 50 Nachbeben versetzten die Menschen im Land immer wieder in Angst und Schrecken, das stärkste davon soll eine Stärke von 7,6 erreicht haben.

Staatschefin Michelle Bachelet erklärte die am stärksten getroffenen Gegenden zum Katastrophengebiet, um die Hilfe für die Bevölkerung zu beschleunigen. „Wir haben sehr schnell Maßnahmen ergriffen, das Wichtigste war der Schutz der Bevölkerung“, sagte sie. Sie kündigte einen Besuch in den am stärksten betroffenen Gebieten an. Es gebe mindestens acht Todesopfer. Ein weiterer Mensch werde vermisst, meldete der Sender Bio Bio. Die Zahl der Menschen, die von der Evakuierungsaktion an Chiles Pazifikküste betroffen waren, gab Innenstaatssekretär Mahmoud Aleuy mit einer Million an.

Mehrere Tsunami-Warnungen im Pazifik

Stunden nach dem Beben wurde die Tsunami-Warnung in manchen Regionen wieder aufgehoben - so auch auf der berühmten Osterinsel, wo nach einem Bericht des Portals La Tercera auch Touristen in Sicherheit gebracht worden waren. Auch Peru hob die Tsunami-Warnung wieder auf. Warnungen gab es für die US-Bundesstaaten Kalifornien und Hawaii sowie für Französisch-Polynesien. Die Wellen könnten bis zu drei Meter hoch werden, teilte der Nationale Wetterdienst der USA (NWS) mit.

Neuseeland gab eine Tsunami-Warnung für die gesamte Ostküste und die Chatham-Inseln aus. Das Ministerium für Katastrophenschutz erwartet Wellen von bis zu einem Meter Höhe. Die erste Welle müsse nicht notwendigerweise die höchste sein, warnte das Ministerium die Bevölkerung. Die Bewohner sollten nicht ins Wasser oder an die Strände gehen. In Australien gebe es keine Tsunami-Gefahr, erklärte die dortige Regierung. Schwächere Flutwellen wurden in Mexiko, Japan, Russland und der Antarktis erwartet.

Bebengefährdetes Land

Laut chilenischem Innenministerium handelte es sich um das sechstschwerste Erdbeben in der Geschichte des Anden-Landes. Zu einer Katastrophe war es 1939 gekommen. Nach einem Beben der Stärke 7,8 starben 28.000 Menschen. Auch das stärkste je gemessene Erdbeben geschah in Chile: 1960 registrierten Geologen die Stärke 9,5 - 1.655 Menschen starben. Im Februar 2010 waren bei einem schweren Erdbeben der Stärke 8,8 mehr als 520 Menschen getötet worden.

Um den Pazifischen Ozean herum liegt ein Gürtel aus etwa 450 aktiven Vulkanen, der als Pazifischer Feuerring bezeichnet wird. Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen. Das Land hat darauf mit dem Aufbau eines umfassenden Frühwarn- und Evakuierungssystem reagiert.

Links: