Petzner veröffentlicht Buch über Verhältnis zu Haider
Mit einer Autobiografie über sein Verhältnis zum 2008 bei einem Autounfall verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider meldet sich der frühere Haider-Vertraute und einstige BZÖ-Generalsekretär Stefan Petzner in der Öffentlichkeit zurück. „Haiders Schatten“ nennt sich das Buch im Titel, das statt eines Vorwortes ein „Darum“ als Warum für dieses Werk trägt.
Es ist die Geschichte einer Männerfreundschaft aus der Sicht Petzners, die über das rein Politische hinausgeht, das sich aber wie eine vor allem persönliche Rechtfertigung Petzners in vielen, auch politischen Belangen liest - mehr dazu auch in oe1.ORF.at
Petzner beschreibt sich als Menschen, der Haider neben allen politischen Rollen vor allem auch „Freundschaft“ habe geben wollen. Petzner vermutet, dass sich Haider „alleine fühlte und in Wahrheit nur eines suchte: einen wahren, einen echten Freund“. Er habe das für Haider sein wollen, „ohne Forderungen. Ohne Gegenleistung. Ein Gegenüber, mit dem er einfach nur reden konnte“.

APA/Georg Hochmuth
Petzner mit Haider in der erfolgreichen Nationalratswahlnacht 2008
Haider bezeichnet er als Rechtspopulisten – und verteidigt den Rechtspopulismus als wichtigen Stachel in einer Demokratie, den die anderen Parteien produktiv nutzen sollten. Petzner beschreibt Szenen, in denen er Haider bei überzogenen Sagern auch einmal „gegen das Schienbein“ getreten habe, etwa, als Haider die Idee präsentierte, „kriminelle Asylwerber“ in einer „Sonderanstalt zu konzentrieren“.
Früher Wunsch, „in der FPÖ unter Haider“ zu arbeiten
Petzner beschreibt zunächst seinen eigenen Aufstieg, dass es bereits als schüchternes Kind sein Wunsch gewesen sei, Generalsekretär „in der FPÖ unter Jörg Haider“ zu werden, und wie er das Reden vor dem Spiegel geprobt habe. Haider habe er bei einem Besuch im Studentenheim einmal gefragt, was diesem bei dem Sager zur „ordentlichen Beschäftigungspolitik“ eingefallen sei. Der damalige Landeshauptmann habe dies als seinen größten Fehler bezeichnet, die Aussage sei ihm „passiert“, schreibt Petzner.
Später als Pressesprecher habe er gelernt, die „Koketterie mit dem Nationalsozialismus als simples Marketinginstrument zu nutzen“. Seine „Grenzgänge“ bei Formulierungen verteidigt er im Buch mehrfach: „Der Sinn der Tabubrüche liegt nun einmal genau in dieser moralischen Entrüstung.“
Petzner über Haiders Tod
Der Verkehrsunfall, bei dem Haider am 11. Oktober 2008 ums Leben kam, warf Petzner nach eigener Beschreibung aus der Bahn. Ausführlich widmet er sich dem Abend vor Haiders Tod und dem Morgen danach.
Auch eine ausführliche Beschreibung mit dem toten Haider fehlt nicht: „Ich umfasste mit beiden Händen sein Gesicht. Es war kalt und starr. In diesem Moment traf mich der Schock so richtig", schreibt Petzner, der sich in dieser Situation nach eigenen Angaben wieder wie der Pressesprecher Haiders gefühlt habe: "Gedanken schossen mir durch den Kopf. Der Landeshauptmann war tot. Die Bundespartei war führungslos. Die Landespartei war führungslos. Kärnten war führungslos. Es kam mir vor, als bräuchte ich eine PR-Strategie für den Weltuntergang.“
Ein großes Enthüllungsbuch ist Petzners Autobiografie nicht geworden, auch wenn von libyischen Geldflüssen die Rede ist. Nicht alle Weggefährten Haiders, vor allem der ehemalige Finanzminister Karl Heinz Grasser, kommen immer schmeichelhaft davon. Dafür erfährt man, warum Petzner Haider unter dem Namen „Björn“ auf seinem Handy abgespeichert hatte. (heid, ORF.at)