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Kritiker fordern mehr Entdeckungsgeist

Der heurige Favorit der Primetime-Emmy-Verleihung im September ist „Game of Thrones“. Wie Mitte Juli in Hollywood bekanntgegeben wurde, hat die Fantasy-Serie in gleich 24 Kategorien Chancen auf eine Auszeichnung. Mit 19 beziehungsweise 13 Nominierungen folgen die Miniserien „American Horror Story: Freak Show“ und „Olive Kitteridge“. Die lange Liste der insgesamt 567 Nominierungen macht jedenfalls deutlich: Bei der heurigen Emmy-Verleihung könnte es so manches Deja-vu-Erlebnis geben.

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Dass sowohl „Homeland“ als auch „House of Cards“ und „Downton Abbey“ gleich in mehreren Kategorien aufgestellt wurden, verwundert kaum. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass die gefeierte Serie „Orange is the New Black“ auch mit der zweiten Staffel nominiert wurde. Die Comedy-Serie „Transparent“ kommt auf elf Nominierungen - die in den Vorjahren häufig siegreiche „Big Bang Theory“ wurde hingegen weder für beste Comedy-Serie noch für einen ihrer Hauptdarsteller nominiert.

Neu auf der Emmy-Liste ist „Better Call Saul“, siebenfach nominiert. Geht man davon aus, dass die Jury die Spin-off-Serie von „Breaking Bad“ genauso schätzt, können sich die Produzenten schon einmal anfangen Hoffnungen auf eine Goldstatue zu machen.

Szene aus "Homeland"

APA/AP/Showtime/David Bloomer

„Homeland“ ist in fünf Kategorien nominiert

Letzte Staffel „Mad Men“ mit guten Chancen

Die siebente und letzte Staffel von „Mad Men“ ist in elf Kategorien nominiert und könnte heuer zum sechsten Mal den Preis in der Hauptkategorie einheimsen. Zum siebenten Mal ist auch Hauptdarsteller John Hamm nominiert, bisher ging er jedoch immer leer aus, genauso wie seine Kollegin Elisabeth Moss, die bereits zum sechsten Mal auf der Kandidatenliste steht.

Zu den nominierten Schauspielern zählen auch sonst mehrere alte Bekannte, etwa Claire Danes („Homeland“), Robin Wright („House of Cards“), William H. Macy („Shameless“), Amy Poehler („Parks and Recreation“) und Kevin Spacey („House of Cards“).

Szene aus "Mad Men"

APA/AP/AMC/Justina Mintz

Auch die letzte Staffel von „Mad Men“ könnte noch einige Preise abräumen

„Jury viel zu wenig risikobereit“

Damit sind auf der Liste der Nominierten einige bereits mehrfach ausgezeichnete Produktionen und Schauspieler. Das kommt nicht überall so gut an. „Die Emmy-Jury ist viel zu wenig risikobereit,“ kritisierte etwa Melissa Maerz von „Entertainment Weekly“. Alle Hauptpreise im vergangenen Jahr seien an Darsteller gegangen, die schon davor ausgezeichnet wurden. „Jedes Jahr werden die gleichen Shows wieder und wieder geehrt, auch wenn sie eigentlich nicht einmal eine Nominierung verdient hätten.“

Mary McNamara von der „Los Angeles Times“ sieht das ähnlich. Wer jedes Jahr dieselben Produktionen auswähle, der sei einfach nicht aufmerksam. „Es gibt so viele grandiose neue Shows. Und trotzdem: Es tauchen immer nur dieselben Namen auf. Nicht nur auf den Nominierungslisten, auch bei den Gewinnern“, so McNamara. „Es ist absurd.“

„Modern Family“ könnte zum sechsten Mal siegen

Als beste Comedy-Show ist heuer etwa erneut „Modern Family“ nominiert, eine Serie, die die letzten fünf Jahre hintereinander - und damit für alle bisherigen Staffeln - den Preis abräumen konnte und fast immer auch in einigen anderen Kategorien nominiert und ausgezeichnet wurde. „Schauen die Leute sich ‚Modern Family‘ überhaupt noch an? Oder steht die Serie automatisch auf den Abstimmungszetteln?“, fragte sich Maerz. Auch Robert Bianco von „USA Today“ schlägt in diese Kerbe: „Die Jurymitglieder sollten aufhören, für Produktionen zu voten, die sie nicht gesehen haben.“

Szene aus "Better Call Saul"

APA/AP/AMC/Ursula Coyote

„Better Call Saul“ ist eine der wenigen neuen Produktionen im heurigen Emmy-Rennen

Es sei schon eher beschämend, dass sogar die Golden Globes, die berühmt waren für ihre rätselhaften Nominierungen, mittlerweile neue Serien vor den Emmys entdecken. "Wir leben in einer Zeit, in der der durchschnittliche Fernsehzuschauer neue Serien genauso schnell entdeckt wie die Kritiker. Die Emmys müssten dieser Tatsache eigentlich Rechnung tragen.

Die Nominierungssammler

Rekordhalter, was die mehrfachen Nominierungen für eine einzelne Person angeht, ist aber Kameramann Hector Ramirez. Er war bereits 74-Mal für den Preis vorgeschlagen, mehrere Dutzend Goldstatuen durfte er auch schon mit nach Hause nehmen. Mit der heurigen Nominierung für „Dancing with the Stars“ stellt er sogar einen neuen Rekord auf. Dicht auf den Fersen ist ihm aber HBO-Produzentin Sheila Nevins, die heuer ihre 71. Nominierung feiern darf und schon 30 Emmys gewonnen hat. Die Serie, die bisher am häufigsten ausgezeichnet wurde, ist mit 30 Emmys die Sitcom „Frasier“.

Sophia Felbermair, ORF.at

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