Steter Zustrom von Hobby-Schatzsuchern
Nachdem ständig mehr Glücksjäger ins polnische Walbrzych kommen, um den „Nazi-Gold-Zug“ zu finden, dessen Existenz inzwischen auch von polnischen Behörden für möglich gehalten wird, greift die Exekutive nun durch. Jenes rund fünf Kilometer lange Waldstück, in dem der geheime unterirdische Stollen mit dem Zug vermutet wird, ist seit Montag polizeiliches Sperrgebiet.
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Das Zutrittsverbot für die Gegend zwischen Kilometer 60 und 65 auf der Bahnstrecke zwischen Walbrzych und Wroclaw begründete Polizeisprecherin Magdalena Koroscik mit der „Sorge um die Sicherheit“ von „der Hälfte der Bewohner von Walbrzych und anderen Leuten“, die „auf Schatzsuche sind oder sich die Stelle einfach anschauen wollen“. Viele von ihnen gehen die aktive Bahnstrecke ab und könnten sich dann nicht „vor einem Zug retten, der mit 70 km/h von hinter den Felsen zum Vorschein kommt“.
Nächtlicher Brand
Laut Medienberichten entging etwa ein Mann nur knapp dem Tod, weil er auf den Gleisen ein Selfie von sich schoss und einen herannahenden Güterzug nicht sah. Auch Bezirksverwalter Tomasz Smolarz bestätigte, dass nun „ein paar Hektar Land gesichert werden. Die Leute werden von den Wäldern ferngehalten.“ Bei der Bezirksverwaltung in Wroclaw tagte ein Krisenstab, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

AP
Glücksjäger suchen die Bahnstrecke nach Auffälligkeiten wie Unterschieden im Bewuchs ab, um einen verborgenen Tunneleingang zu finden
In der Nacht auf Montag kam es in der Gegend außerdem zu einem Brand. In dem unzugänglichen Waldgelände, durch das die Bahnstrecke verläuft, wurden etwa 200 Quadratmeter Wald zerstört, wie Feuerwehr-Einsatzleiter Sylwester Poreba dem Rundfunksender „Radio Wroclaw“ sagte. Der Brand ereignete sich bei Kilometerpunkt 61. Zur Brandursache war zunächst nichts bekannt.
Gerüchte am Wochenende quasi amtlich bestätigt
Walbrzych erlebt eine bizarre Goldgräberstimmung, seit ein Deutscher und ein Pole über ihren Anwalt verlautbaren ließen, dass sie die genaue Position des Zuges kennen würden, über dessen Existenz es seit Jahrzehnten auch in der Gegend Gerüchte gab. Der gepanzerte, angeblich mit Kanonen bestückte und möglicherweise auch verminte Zug könnte laut den Spekulationen wertvolle Kunstgegenstände, Gold und Schriftstücke enthalten, die die Nazis im Frühjahr 1945 vor den Alliierten verstecken wollten.
Den Zustrom von Menschen mit Metalldetektoren befeuerte am Wochenende auch der polnische Vizekulturminister Piotr Zuchowski mit der Einschätzung, dass der Zug mit „99-prozentiger“ Sicherheit in einem der unterirdischen Geheimstollen in der Gegend zu finden sei. Walbrzychs Vizebürgermeister Zygmunt Nowaczyk bestätigte ohne nähere Angaben einen „Fund“, dessen Ort „geheim bleibt“. Die Ansässigen freuen sich über guten Umsatz: Goldzug-T-Shirts finden Absatz, Restaurants bieten spezielle Schatzsuchermenüs.
Was Historiker glauben
Bisher aufgetauchte „Spuren“ erwiesen sich laut Behördenangaben ausschließlich als rostiges Altmetall. Allerdings halten auch Historiker, die sich bereits länger mit der Materie befassen, die Existenz des Zuges für möglich. Sie vermuten darin aber eher Schriftstücke und Rüstungsmaterialien und keine wertvolle Fracht. Nicht einmal die Nazis, so argumentieren sie, könnten so dumm sein, einen Zug mit Gold in einem Gebiet zu verstecken, das sie selbst gerade auf dem Rückzug vor den Alliierten verlassen.
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