25 Kilometer lang
London will mit einem umstrittenen Großprojekt endlich seiner Fäkalien Herr werden. Für 4,2 Milliarden Pfund (5,7 Mrd. Euro) soll bis zum Jahr 2023 ein neues Kanalsystem unter der Themse entstehen, der „Super Sewer“ (zu Deutsch: „Superkanal“).
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Der Bau der rund 25 Kilometer langen Abwasserröhre soll im nächsten Jahr beginnen und 9.000 Arbeitsplätze schaffen. Die Regulierungsbehörde Ofwat gab am Montag grünes Licht für das Projekt. 25 Pfund (knapp 35 Euro) soll der neue Kanal die Londoner im Jahr kosten, berichtet der „Guardian“ - weniger, als ursprünglich geschätzt wurde.
„Great Stink“ gab 1858 Anstoß für Abwasserkanal
Das bisherige System aus viktorianischer Zeit wird den Anforderungen der Metropole mit acht Millionen Einwohnern längst nicht mehr gerecht. Es wurde im 19. Jahrhundert erbaut, als sich nach einem besonders heißen Sommer 1858 die Themse den Spitznamen „Great Stink“ („Großer Gestank“) einhandelte. Bis dahin war der Stadtfluss praktisch ein offener Abwasserkanal.

Reuters/Luke MacGregor
Immer wieder müssen Arbeiter die Rohre ausputzen, um eine völlige Überlastung zu verhindern
Das System ist mittlerweile jedoch heillos überfordert. Bei - in London recht häufigem - Regenwetter werden Fäkalien einfach in die Themse gespült. In einem wettermäßig normalen Jahr fließen gegenwärtig 39 Millionen Tonnen an unbehandeltem Abwasser in die Themse. Diese soll der neue Kanal nun aufnehmen.
Enorme Kosten durch Verstopfungen
Ein großes Problem im alten Netz sind auch Fettreste in den Abwasserrohren. Kanalarbeiter kämpfen täglich gegen große Fettklumpen, die die Rohre verstopfen. Jedes Jahr gibt es laut dem Wasserversorgungsunternehmen Thames Water rund 80.000 Verstopfungen aufgrund von Fett, was monatliche Kosten von umgerechnet 1,3 Millionen Euro verursacht. Bei rund 7.000 Londonern laufen auch manchmal Abwässer zurück in die Häuser.
Umgesetzt wird das Projekt, das von Anwohnern und Umweltschützern als Geldverschwendung kritisiert wird, von dem Konsortium Bazalgette Tunnel Ltd. Es ist nach Sir Joseph Bazalgette benannt, dem Chefingenieur des alten Abwassersystems und hat als federführendes Unternehmen den deutschen Versicherer Allianz.
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