Heftiger Protest gegen Maßnahme
Nach heftigen Protesten hat die indische Regierung die von ihr angeordnete Schließung Hunderter Pornoseiten im Internet wieder zurückgenommen. Die blockierten Seiten seien wieder frei zugänglich, teilte ein Sprecher des Telekommunikationsministeriums Anfang August mit. Ausgenommen seien Seiten mit Kinderpornografie.
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Mit der Sperrung von 857 „anstößigen“ Websites hatte die Regierung auf Vorhaltungen des Obersten Gerichts reagiert, das ihr im vergangenen Monat vorgeworfen hatte, nichts gegen Kinderpornografie im Internet zu unternehmen. Die Richter hatten damals allerdings ausdrücklich ein allgemeines Verbot von Pornoseiten abgelehnt.
Die Sperrung Anfang August hatte eine landesweite Diskussion über Meinungsfreiheit ausgelöst. An der Diskussion in den Sozialen Medien beteiligten sich auch zahlreiche Prominente. Der Schriftsteller Chetan Bhagat schrieb unter dem Hashtag #Pornban im Kurzbotschaftendienst Twitter: „Kein Pornoverbot! Stoppt Männer, die Frauen anzüglich anstarren oder angrinsen, begrapschen, sexuell belästigen und missbrauchen, erniedrigen und vergewaltigen. Verbietet nicht einvernehmlichen Sex, aber nicht Sex an sich!“
Vorwurf der Zensur
Der Oppositionsabgeordnete Milind Deora erklärte, es gehe nicht darum, ob man Pornos mag oder nicht, sondern um die „Beraubung der persönlichen Freiheit durch die Regierung“. Auf Twitter schrieb er: „Was kommt als Nächstes? Ein Verbot von Telefon und Fernsehen?“ Nach insgesamt zwei Tagen wurde die Sperrung schließlich aufgehoben, Websites mit Kinderpornografie sollen indische Telekom-Unternehmen aber weiterhin nicht zugänglich machen.
Indien sieht sich dem Vorwurf strenger Zensurmaßnahmen im Internet ausgesetzt. Im Jahr 2012 wurden 300 Websites, Bilder und Links auch auf Seiten wie Facebook und Twitter mit der Begründung blockiert, sie verbreiteten Gerüchte, mit denen ethnische Spannungen angeheizt würden. Die jüngste Sperre war ein erster Versuch, auch Website mit pornografischem Inhalt zu sperren.
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