Themenüberblick

Kaum Lebensmittel und Medikamente

Die Friedensgespräche zwischen der syrischen Regierung, der Schiitenmiliz Hisbollah und der mächtigen Islamistengruppe Ahrar al-Scham sind offenbar gescheitert. Am Samstag wurden aus der Stadt Sabadani und den Ortschaften Fuaa und Kafraja an der libanesischen Grenze wieder heftige Kämpfe gemeldet. Die Rebellen forderten die Freilassung von Gefangenen und drohten mit Stilllegung einer Quelle.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Mittwochfrüh für die drei umkämpften Ortschaften Syriens ausgerufene Feuerpause zwischen Rebellen und Regierungstruppen hielt nur drei Tage. Am Samstag schlugen in der Stadt Sabadani an der libanesischen Grenze sowie in den schiitischen Dörfern Fuaa und Kafraja in der Provinz Idlib rund 200 Raketen ein, wie staatliche syrische Medien und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten. Ein Mann und sein Kind sollen dabei getötet worden sein, zwölf weitere Menschen wurden verletzt.

Ringen um die letzten Bastionen

Sabadani ist eine der letzten Rebellenhochburgen in den Bergen entlang der Grenze zum Libanon. Die Stadt wird seit Anfang Juli von Regierungstruppen und der libanesischen Hisbollah-Miliz belagert. Im Gegenzug griff ein islamistisches Rebellenbündnis unter Einschluss der Al-Nusra-Front die beiden schiitischen Dörfer Fuaa und Kafraja an, die zu den letzten Orten in der nordwestlichen Provinz gehören, die noch von den Regierungstruppen gehalten werden.

Die Syrische Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien erklärte, dass rund 20 Raketen von Rebellen abgefeuert worden seien. Ein Augenzeuge in Fuaa berichtete von Explosionen, die seit den frühen Morgenstunden zu hören waren. Die Feuerpause war ausverhandelt worden, um die Zivilisten in den umkämpften Dörfern mit Nahrungsmitteln und Medikamenten versorgen zu können, erklärte die Beobachtungsstelle.

Freilassung Tausender Gefangener gefordert

Ausgehandelt wurde die Feuerpause zwischen dem mächtigen Islamistenbündnis Ahrar al-Scham und örtlichen Rebellen sowie der Hisbollah-Miliz, die den syrischen Machthaber Baschar al-Assad unterstützt. Die beiden Konfliktlager verhandelten auch über einen Rückzug der Rebellen aus der wichtigen Handelsstadt Sabadani. Laut dem Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, scheiterten die Gespräche an der Forderung der Rebellen nach der Freilassung Tausender Gefangener aus den staatlichen Gefängnissen.

Die Rebellen forderten die Rückgabe von 20.000 Regimehäftlingen, Damaskus wollte aber höchstens 1.000 freilassen. Es sei aber nicht klar, wer für den Bruch der Feuerpause verantwortlich sei, so Rahman. „Es ist nicht ersichtlich, ob der Bruch ein Versuch ist, die Verhandlungsposition zu verbessern, oder ob er von Gruppen kommt, die die Gespräche torpedieren wollen.“ Eine Gruppe namens „Shura-Rat vom Barada-Tal“ hatte Damaskus am Freitag ein Ultimatum gestellt. Wenn die dortige Offensive nicht beendet werde, dann werde die Wasserversorgung der Hauptstadt gekappt.

Wichtige Trinkwasserquelle vermint

Die Oppositionskämpfer kontrollieren in der Region nordwestlich von Damaskus die Quelle Ain al-Fijah, aus der derzeit rund 80 Prozent des Trinkwassers der Metropole stammt. Im vergangenen November hatten sie bereits für vier Tage die Wasserversorgung der Hauptstadt unterbrochen, um die Freilassung von Häftlingen zu erzwingen.

Nach Angaben aus Kreisen, die der syrischen Regierung nahestehen, haben Rebellen Landminen nahe der Quelle ausgelegt und gedroht, sie im Falle einer Attacke in die Luft zu sprengen. Die Stadt Sabadani liegt an einer strategisch wichtigen Versorgungsroute nahe der libanesischen Grenze. Dort sind laut Aktivisten rund 4.000 islamistische Rebellen nach dem Vormarsch von Hisbollah und Armee in massive Bedrängnis geraten.

AI: Hunger als „Kriegswaffe“ eingesetzt

Amnesty International (AI) warf den Regierungstruppen unterdessen Kriegsverbrechen in Ost-Ghuta vor. In der von der Armee belagerten Region östlich von Damaskus kämpften 163.000 Menschen ums Überleben, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Sie litten unter dem Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten sowie regelmäßigen Bombardements. Hunger werde als „Kriegswaffe“ eingesetzt. Es gebe Beweise für Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Form von willkürlichen Hinrichtungen.

AI warf aber auch der Rebellengruppe Armee des Islam Vergehen vor. Bewohner von Ost-Ghuta hätten berichtet, dass die Aufständischen Lebensmittel horteten und für Entführungen und willkürliche Festnahmen verantwortlich seien. Ost-Ghuta wird seit zwei Jahren von Regierungstruppen belagert, in den vergangenen Monaten wurde die Blockade weiter verschärft. Laut der Beobachtungsstelle wurden am Mittwoch bei Luftangriffen der Regierungstruppen auf vier Städte der Region 37 Zivilisten getötet und 120 weitere Menschen verletzt.

Links: