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Platzhirsch im Flugzeug- und Kraftwerksbau

Die Gerüchte haben sich bewahrheitet: Die Investmentfirma des US-Milliardärs und Starinvestors Warren Buffett will für 37,2 Mrd. Dollar (etwa 34 Mrd. Euro) den Industriekonzern Precision Castparts Corporation (PCC) kaufen. Buffett setzt damit einen Fuß in die Tür der Schwerindustrie.

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Buffetts Holding Berkshire Hathaway biete 235 Dollar (etwa 214 Euro) pro Aktie, hieß es am Montag von PCC. Das Gebot entspricht einem Aufschlag auf den Schlusskurs von Freitag von über 20 Prozent. Der Unternehmenssitz soll in Portland im US-Bundesstaat Oregon bleiben. Der Zukauf ist der bisher größte in der Geschichte von Buffetts Investmentholding. PCC ist das größte Gießereiunternehmen in den USA. Gemeinsam mit Tochterunternehmen wie Special Metals Corporation (SMC) in der Metallindustrie verdient PCC das meiste Geld im Flugzeugbau, mit Speziallegierungen, im Kraftwerksbau und als Ausrüster für Ölfelder.

Bahn bis Ketchup: An mehr als 80 Firmen beteiligt

Zuletzt hatte PCC-Chef Mark Donegan über das schwierige Umfeld im letzten Geschäftsfeld geklagt, viele Kunden hielten sich wegen des stark gefallenen Rohölpreises mit Investitionen zurück. Im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2014/15 lag der Unternehmensumsatz bei zehn Mrd. Dollar (rund 9,12 Mrd. Euro), der Gewinn bei 1,53 Mrd. Dollar.

Grafik zu Deals von Warren Buffet

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/WSJ/Capital IQ/Berkshire Hathaway

Buffetts Berkshire Hathaway ist inzwischen an mehr als 80 Firmen beteiligt, unter anderem an den amerikanischen Börsenschwergewichten American Express, Coca-Cola, IBM und Wells Fargo. Der Starinvestor trieb außerdem den Zusammenschluss des Ketchup-Herstellers Heinz mit dem Rivalen Kraft Foods zum drittgrößten Nahrungsmittel- und Getränkekonzern Nordamerikas voran. Berkshire hält 51 Prozent an der Firma.

Die Komplettübernahme der Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe war der bisher größte Zukauf von Berkshire Hathaway. Im Jahr 2010 bezahlte Buffett für 77,4 Prozent an der Gesellschaft (die er noch nicht besaß) 26,5 Mrd. Dollar.

Buffett zahlt angeblich in bar

Der Kaufpreis für PCC solle in bar bezahlt werden, hieß es am Montag. „Ich habe den Betrieb von PCC schon lange bewundert“, ließ Buffett verlautbaren. Das „Wall Street Journal“ hatte bereits am Samstag von den Übernahmeplänen berichtet. Mit dem Kauf von PCC ändert Buffett - wegen seines Geschäftssinns oft das „Orakel von Omaha“ genannt - seine Strategie. Er hatte viel Geld in die Versicherungs- und auch in die Güterbranche gesteckt, nun steigt er in die Schwerindustrie ein. Berkshire Hathaway sei „jetzt wirklich ein Industriebetrieb“, zitierte das deutsche „Handelsblatt“ am Montag den Autor des Buches „Berkshire Beyond Buffett“ und Professor an der George Washington University in Washington DC, Lawrence Cunningham.

Korrektur in der Strategie

Beteiligungen in der Konsumgüterindustrie (etwa Procter & Gamble) hat der beinahe 85-Jährige reduziert, Ende 2008 sei das Unternehmen noch das drittgrößte Engagement von Berkshire gewesen. Das zweite große Standbein von Buffetts Holding war bisher die Versicherungswirtschaft. Dort liefen die Geschäfte zuletzt nicht optimal.

Der Gewinn von Berkshire Hathaway fiel im zweiten Geschäftsquartal um 37 Prozent verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreswert auf vier Mrd. Dollar (etwa 3,6 Mrd. Euro), wie das Unternehmen in der Nacht auf Samstag mitteilte. Verantwortlich für den Rückgang waren unter anderem schwächere Ergebnisse der Versicherungen, an denen Berkshire Hathaway beteiligt ist. Der US-Autoversicherungsriese Geico musste deutlich gestiegene Haftungsansprüche bedienen. Insgesamt ging der Gewinn in der Versicherungssparte um fast 40 Prozent zurück.

Finanzinvestitionen missglückt

Auch mit Investitionen auf den Finanzmärkten hatte Buffet weniger Glück. Sie brachten ihm von April bis Juni 362 Mio. Dollar (rund 330 Mio. Euro). Im Vorjahreszeitraum waren es noch 2,4 Mrd. Dollar (etwa 2,2 Mrd. Euro) gewesen. Den Umsatz konnte Berkshire Hathaway im Vergleich zum Vorjahresquartal um etwa drei Prozent auf 51,4 Mrd. Dollar (knapp 47 Mrd. Euro) erhöhen.

2015 ist für Buffett das Jahr des 50. Dienstjubiläums. Seit 1965 führt er die Investmentgesellschaft, die mittlerweile mehr als 350 Mrd. Dollar (rund 319 Mrd. Euro) wert ist. Buffett wird am 30. August 85 Jahre alt. Der Sohn eines Brokers begann seine Karriere als Kind „klassisch“ amerikanisch. Er kaufte und verkaufte gebrauchte Golfbälle und Coca-Cola und war Zeitungsausträger. Mit 25 Jahren gründete er seine erste Firma, 1955 dann Berkshire Hathaway.

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