Fotograf gefoltert und ermordet
Der Mord an dem regierungskritischen Pressefotografen Ruben Espinosa hat in Mexiko für Schlagzeilen gesorgt. Espinosa war gemeinsam mit vier Frauen am Wochenende in einer Wohnung in der mexikanischen Hauptstadt gefoltert und erschossen worden. Der 31-Jährige hatte vor allem über soziale Proteste berichtet und damit den Zorn des Gouverneurs von Veracruz auf sich gezogen.
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Über ein Foto soll sich Gouverneur Javier Duarte besonders aufgeregt haben. Es zeigt den Politiker mit einer Polizeikappe - die Schlagzeile der regierungskritischen Zeitschrift „Proceso“ dazu lautete: „Veracruz - rechtloser Staat.“
Duarte machte aus seiner Verachtung für die Medien nie einen Hehl und schreckt auch vor offenen Drohungen nicht zurück. „Benehmen Sie sich“, sagte der Politiker der Regierungspartei PRI einmal an die Pressevertreter gewandt. Der Bundesstaat an der Golfküste gilt als die gefährlichste Region für Journalisten. Seit Duartes Amtsantritt Ende 2010 wurden in Veracruz zwölf Reporter getötet.
Zweifel an Raubmord
Nachdem Espinosa in Veracruz mehrfach bedroht und angegriffen worden war, war er in die Hauptstadt Mexiko-Stadt geflohen. „Ich musste gehen, weil ich mich nicht mehr sicher gefühlt habe“, sagte er kürzlich in einem Interview des Senders Rompe Viento. Doch auch in der Millionenmetropole fanden ihn die Täter, folterten ihn und vier Begleiterinnen und schossen ihnen schließlich ins Genick.
Wenige Tage später nahm die Polizei den ersten Verdächtigen fest. Er habe seine Beteiligung an dem Mord eingeräumt, sagte der Staatsanwalt von Mexiko-Stadt, Rodolfo Rios Garza. Das Motiv für die Tat sei aber noch immer unklar. Bei einer Pressekonferenz hatte der Chefermittler zuvor allerdings angedeutet, dass es sich auch um einen Raubmord handeln könnte. Die anwesenden Journalisten waren empört.
„Es sind zwar Dinge aus dem Haus gestohlen worden, aber darum geht es doch nicht“, sagte der Vorsitzende der Journalistenorganisation Articulo 19, Dario Ramirez, der dpa. „Es sollte nicht vergessen werden, dass die Hauptmotive Rubens Arbeit und sein soziales Engagement gewesen sein dürften.“
In 15 Jahren 88 Journalisten getötet
Mexiko ist weltweit eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Nach Angaben von Articulo 19 wurden seit dem Jahr 2000 dort 88 Journalisten getötet. Während Reporter in den Kriegsgebieten Syrien, Südsudan und Jemen häufig bei Gefechten ums Leben kommen, fallen sie in Mexiko meist gezielten Anschlägen zum Opfer. Die Morde werden fast nie aufgeklärt. Drahtzieher sind nach Einschätzung von Journalisten und Menschenrechtsaktivisten die Drogenkartelle und korrupte Politiker.
Auf der Weltrangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt das Land auf Platz 148 von 180 Staaten. Die Regierung übt erheblichen wirtschaftlichen Druck auf die Medien aus. In kaum einem anderen Land der Welt sind die Zeitungen und Sender so abhängig von staatlichen Anzeigen und damit dem Wohlwollen der Mächtigen wie in Mexiko. Hinzu kommen offene Gewalt und Erpressung. „Es ist an der Zeit, dass die Behörden die Initiative ergreifen und die Krise der Pressefreiheit bekämpfen, in der sich Mexiko befindet“, sagte der Regionaldirektor des Committee to Protect Journalists (CPJ), Carlos Lauria.
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