Amtsübergabe mit Rucksack
Das Team Stronach (TS) hat am Dienstag die bereits erwartete Umstellung an der Spitze des Parlamentsklubs vollzogen: Robert Lugar wurde als neuer Klubobmann im Nationalrat präsentiert. Seine Vorgängerin Waltraud Dietrich kündigte bei einer Pressekonferenz ihren Rücktritt an. „Es ist ein schöner Tag, weil ich Verantwortung abgeben darf“, Lugar übernehme nun „eine Last, die ich in den letzten Monaten getragen habe.“
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Dietrich überreichte ihm einen prallen Wanderrucksack, garniert mit einer Österreich-Flagge. „Trage die Bürde mit Würde“, so ihr Abschiedsgruß. Sie bleibt Abgeordnete und versicherte, sie werde beim TS bleiben. Die Entscheidung, ihre Funktion an der Klubspitze zurückzulegen, habe sie schon vor einigen Wochen gefasst, sie habe aber gewartet, bis Parteigründer Frank Stronach wieder in Österreich ist, um das persönlich mit ihm zu sprechen. „Ich setze diesen Schritt gerne“, sagte sie.
Lugar kündigte an, man werde sich wieder auf die Inhalte konzentrieren und programmatischer agieren. Das TS müsse „dort zurückfinden, wo wir gestartet sind“, es gelte Stronachs „geistige Revolution“ zu vollziehen. Das Nationalratsteam sei nun zwar kleiner, aber auch „eingeschworener“ - die „Situation ist nicht einfach, aber es ist machbar“, so Lugar. Er hat zumindest bereits Erfahrung in der neuen Rolle: Er hatte das Amt den Klubobmanns schon einmal inne, ebenso wie das des stellvertretenden Parteichefs.
Entschuldigung bei Wählern
Dietrich entschuldigte sich angesichts der jüngsten Überläufer zur ÖVP bei den Wählern. Es sei „nicht lustig“, in den Umfragewerten so weit unten zu liegen, räumte sie ein. Auch sei es eine „große Enttäuschung“, wenn Mandatare, die für Veränderung antreten, zur ÖVP wechseln. „Es ist eine Schande für eine christliche Partei, Mandatsraub zu begehen.“ Sie entschuldige sich bei allen Wählern, man werde nun „mit umso mehr Energie und umso mehr Einsatz für positive Veränderungen in Österreich arbeiten“, versprach Dietrich.
Für sie sei es nie infrage gekommen, zur ÖVP zu gehen, so Dietrich. Überhaupt war die nunmehr kleinste Oppositionspartei bemüht, bei der Pressekonferenz Geschlossenheit zu demonstrieren, indem bis auf die urlaubenden Christoph Hagen und Jessi Lintl alle Mandatare vor die Medien traten. Die Entscheidung, Lugar wieder zum Klubchef zu machen, fiel einstimmig.
„Riesige Aufgaben“
Er habe nun die Aufgabe, das Programm und die Botschaften des Parteigründers wieder nach vorne zu bringen, sagte Lugar. „Wir haben riesige Aufgaben vor uns.“ Stronach selbst strapazierte die Zeit der Medienvertreter mit der ausführlichen Darlegung seiner bekannten Standpunkte und referierte etwa über Angela Merkel und die Griechenland-Krise und warf dem Politologen Peter Filzmaier vor, ständig nur zu kritisieren und keine Lösung anzubieten.
Über die abtrünnigen Mandatare - darunter auch seine ehemals engste Vertraute Kathrin Nachbaur - will sich der Austrokanadier nicht ärgern: „Das Leben geht weiter.“ Er verwies allerdings darauf, dass ursprünglich alle seinen Ehrenkodex unterschrieben hätten und er sich im Charakter einiger Menschen getäuscht habe. „Das Gute von dem Ganzen ist, jetzt haben die Frauen in unserem Klub die Mehrheit.“ Am Vorabend hatte Stronach mit der Aussage für Aufregung und Unterhaltung gesorgt, wonach Frauen auch „Menschen wie wir“ seien.
Vizeparteichef gesucht: „Es traut sich niemand“
Seine eigene Zukunft in der Partei dürfte sich in nächster Zeit nicht ändern: Auf die Frage, wie lange er noch Parteichef bleibe, meinte der 82-jährige, „bis es nötig ist“. Einen neuen Vizeparteichef hat Stronach übrigens immer noch nicht: „Es traut sich niemand.“ Man sei aber auf der Suche nach Leuten, startete Stronach gleich einen medialen Aufruf.
Bemüht sei die Partei auch, die Querelen auf Landesebene zu lösen. So habe sich etwa in Salzburg Landesrat Hans Mayr zu ihm und seinen Werten bekannt, womit er kein Problem mit diesem habe, sagte Stronach. Aus der etwas langwierigen Antwort auf die Frage, ob man bei der Wiener Landtagswahl antreten werde, war eher ein Nein herauszuhören. Man müsse nun das Team festigen.
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