Suchbild mit Rätsel
Wien war schon zweimal im „Mission: Impossible“-Fieber. Zuerst vergangenes Jahr bei den Dreharbeiten, dann vor Kurzem bei der Weltpremiere mit jeder Menge Staraufgebot und jetzt noch einmal - beim Filmstart des fünften Teils der Action-Reihe mit dem Untertitel „Rogue Nation“.
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Wenn Hollywood zu Gast ist, kennt die Aufregung keine Grenzen. Da wird besonders genau geschaut: Welche Schauplätze erkennt man wieder? Gleich zu Beginn der Wien-Episode: die Stadt von oben, mit Blick auf den Stephansdom. Dann Schnitt: eine klassische Agenten-Übergabeszene in der U2-Station Schottenring. Die U-Bahn fährt Richtung „Karlsplatz“ ab. Der Agent steigt jedoch nicht ein, sondern geht einfach die Treppen rauf und steht vor der Oper. Im Film geht das, in der Realität erst dann, wenn - ein paar hundert Meter die Währinger Straße hinauf - der Physiker Anton Zeilinger das Beamen perfektioniert hat.

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Tom Cruise und Rebecca Ferguson bei den Dreharbeiten auf dem Dach der Oper
Dann zur Oper, zunächst von oben. Selbst die wenig schick wirkende Geschäfts- und Kulinarikzeile gegenüber wird gezeigt. Sprich: Wien wird nicht als historische Kitschkulisse inszeniert, was sonst bei Filmen oft der Fall ist. Auch dass direkt vor der Oper mit dem Ring eine Stadtautobahn die Romantik stört, wird nicht verschämt ausgeblendet. Den Fließverkehr hat man dennoch nicht gefilmt. Wer sich an die Dreharbeiten erinnert: Der Ring war gesperrt, jedes Auto, das man jetzt wie zufällig vorbeifahren sieht, fuhr nach Regieplan.
Die Wiener Oper steht in London
Der eigentliche Schauplatz der Wiener Action-Szenen ist aber ohnehin die Oper selbst. Wobei im Zuschauerraum nur wenige Stunden gedreht wurde, wie Regisseur Christopher McQuarrie im Interview mit der APA sagte: „Wir hatten nicht viel Zeit im Opernhaus selbst. Im Auditorium haben wir nur wenige Stunden verbracht, um ein paar atmosphärische Bilder einzufangen. Die Bühne, Hinterbühne und die zwei Logen haben wir dann in einem riesigen Filmstudio in London, in den LH2 Studios, nachgebaut. Das hat uns mehr Kontrolle und vor allem mehr Zeit verschafft.“

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Dreharbeiten in der U-Bahn-Station Schottenring
Giacomo Puccinis „Turandot“ beherrscht neben der Kampf- und Verfolgungsaction das Geschehen. Sie läuft eigentlich schon seit gut zehn Jahren gar nicht mehr an der Staatsoper - wird aber ab nächsten April zu sehen sein. Die Operninszenierung wurde eigens für den Film mit Musikern nachträglich aufgenommen. McQuarrie: „Das war traumhaft! Wir haben die Oper im Goldenen Saal im Musikverein eingespielt. Das waren zwei außergewöhnliche Tage, an denen ich einfach nur den besten Musikern im besten Saal dabei zuhören durfte, wie sie die beste Musik spielen.“
Kanzlermord und Polizeiterror
Was sich in der Oper abspielt, hat es in sich. Die Gegenschnitte von „Turandot“ und einer Verfolgungsjagd durch die Gänge, samt einem wilden Kampf von Tom Cruise gegen einen der Bösewichte im Backstagebereich, sind durchaus anmutig inszeniert: große Action-Oper, nicht zappelige Promi-Operette.
Mit Österreich wird bei all dem recht respektlos umgegangen. Einer der mörderischen Gauner trägt eine originalgetreue Polizeiuniform. Und dann wird auch noch der Kanzler ermordet. Die Tom-Cruise-Figur schießt ihn sogar an - damit er von seinen Sicherheitsleuten geschützt wird. Dann folgt jedoch eine Bombe. Im weiteren Verlauf der Handlung wird der Kanzlertod nur noch ein Mal erwähnt. Ein viel größeres Brimborium gibt es am Ende des Films erst zum Schutz des britischen Premiers.
Abschied am Donaukanal
Nach diesen Studioaufnahmen folgt wieder das echte Wien: die halsbrecherische Flucht auf dem Dach der Oper, mit schönen Blicken auf Wien im Hintergrund. Bei diesem Dreh hatte es besonders viele Schaulustige gegeben. Nach dem für Actionfilme verpflichtenden Abseilen vom Dach folgen noch zwei, drei Minuten einer Verfolgungsjagd im Auto, bei der man miträtseln darf, wo gedreht wurde. Eine Explosion vor der Opern Apotheke verfehlt den Helden. Die Wien-Episode endet schließlich auf einem Ausflugsschiff auf dem Donaukanal - das eher ein James-Bond-artiges Vehikel ist. Wien taucht ab. Die Action freilich geht weiter.
Simon Hadler, ORF.at
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