Pfeil und Bogen ab sofort untersagt
Nach der Tötung des Löwen Cecil aus dem Hwange-Nationalpark in Simbabwe haben die Behörden des Landes die Großwildjagd in der Region eingeschränkt. Das Jagen von Löwen, Leoparden und Elefanten in Gebieten, die an den Nationalpark grenzen, werde ab sofort ausgesetzt, erklärte die simbabwische Nationalparkbehörde (Zimbabwe Parks and Wildlife Management Authority) am Wochenende.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die Jagd werde nur noch nach einer schriftlichen Erlaubnis der Behörde und im Beisein von Parkpersonal gestattet, hieß es von der Nationalparkverwaltung. Der „illegale Tod“ des beliebten Löwen Cecil durch einen US-Großwildjäger habe gezeigt, dass die Regeln verschärft werden müssten, hieß es. Speziell die Jagd mit Pfeil und Bogen sei mit sofortiger Wirkung untersagt, hieß es weiter.

APA/AP/Paula French
Der getötete Löwe Cecil galt als Wahrzeichen des Nationalparks
Der Parkbehördenchef Edison Chidziya betonte, die Behörde werde nicht zögern, Jäger, die die Anordnung missachteten, festzunehmen und vor Gericht zu bringen. „Eine solche Jagd darf nur noch durchgeführt werden, wenn sie schriftlich vom Generaldirektor der zuständigen Parkbehörde genehmigt wurde und wenn die Jäger von Mitarbeitern des Parks begleitet werden“, zitierte die Zeitung „New Zimbabwe“ eine Mitteilung des Chefs der Parkbehörde vom Samstag.
Tier durch GPS-Halsband identifiziert
Der Kadaver des 13 Jahre alten Löwen, des Stars des Hwange-Nationalparks in Simbabwe, war Anfang des Monats außerhalb des Parks entdeckt worden. Der wohlhabende Zahnarzt und bekannte Trophäenjäger Walter Palmer soll unterschiedlichen Meldungen zufolge 50.000 Dollar (45.200 Euro) oder 55.000 Dollar (rund 50.000 Euro) für die Jagd auf Cecil mit Pfeil und Bogen bezahlt haben. Cecils Fell war abgezogen, sein Kopf fehlte. Eindeutig identifiziert wurde das Tier durch sein GPS-Halsband, das es im Rahmen eines Forschungsprogramms der Universität von Oxford trug und das seine Verfolger vergeblich zu zerstören versucht hatten.
Löwe mit Trick aus Park gelockt
Nach Angaben der Natur- und Tierschutzorganisation Zimbabwe Conservation Task Force (ZCTF) hatte Palmer den Jagdorganisator Theo Bronkhorst für die Suche nach einer Trophäe angeheuert. Gemeinsam sollen sie Cecil in einer nächtlichen Aktion mit Hilfe eines an ihrem Wagen befestigten toten Tiers aus dem Nationalpark gelockt haben. Zunächst versuchte Palmer offenbar vergeblich, das Tier mit Pfeil und Bogen zu erlegen. Cecil konnte verletzt fliehen, seine Verfolger spürten ihn 40 Stunden später wieder auf und erschossen ihn. Bronkhorst wurde in Simbabwe angeklagt, weil er eine „illegale Jagd nicht verhindert“ habe.

Reuters/Philimon Bulawayo
Der Jagdorganisator Theo Bronkhorst wurde in Simbabwe angeklagt
Simbabwe fordert nun die Auslieferung Palmers. Die für Artenschutz zuständige US-Behörde leitete am Donnerstag Ermittlungen gegen den Zahnarzt aus Minnesota ein. Nach der weltweiten Empörung über den Tod von Cecil tauchte Palmer ab. Er versicherte jedoch in einer Erklärung, davon ausgegangen zu sein, dass die Jagd legal gewesen sei.
Jagdorganisator verteidigt Vorgehen
Der einheimische Jagdorganisator Bronkhorst verteidigte das Vorgehen. „Ich glaube nicht, dass ich meine Pflichten verletzt habe“, sagte Bronkhorst der Nachrichtenagentur AFP. Er habe offizielle Genehmigungen erhalten, einen Löwen zu töten sowie mit Pfeil und Bogen zu jagen. Er habe daraufhin mit seinem Kunden einen „alten Löwen“ geschossen, bei dem er davon ausgegangen sei, dass er nicht mehr fortpflanzungsfähig sei.
Bronkhorst versicherte, nicht gesehen zu haben, dass der Löwe ein GPS-Halsband trug. „Sowohl ich als auch der Kunde waren extrem bestürzt, dass dieses Ding ein Halsband hatte, weil wir zu keinem Moment gesehen hatten, bevor wir es erschossen, dass es ein Halsband trug“, sagte Bronkhorst.
„Meistgehasster Mann Amerikas“
Die Trophäenjagd löste weltweit Empörung aus. Palmer wurde in Sozialen Onlinenetzwerken verunglimpft und von einem US-Talkshow-Moderator als „meistgehasster Mann Amerikas“ bezeichnet. Der Zahnarzt selbst bedauerte die Tötung in einer Erklärung, versicherte aber, von einer legalen Jagd ausgegangen zu sein.
Die Tierschutzorganisation PETA forderte am Samstag ein Ende jeglicher Trophäenjagd. Dabei handle es sich um „einen abscheulichen Zeitvertreib reicher, abgestumpfter Leute auf der Suche nach Nervenkitzel“, sagte PETA-Chefin Ingrid Newkirk dem Sender CNN. Statt derart hohe Summen für die Jagd auszugeben, könnte dieses Geld Dörfern in Afrika zugutekommen oder für Hilfsprogramme verwendet werden.
„Verrotte in der Hölle“
Die brutale Jagd hatte nicht nur im Internet für einen beispiellosen „Shitstorm“ gesorgt, sondern auch im realen Leben eine Hetzjagd losgetreten. Vor seiner geschlossenen Zahnarztpraxis wurden Plüschtiere abgelegt, an der Tür prangte ein Schild mit der Aufschrift „Verrotte in der Hölle“. Seine Website hatte Palmer bereits davor geschlossen, auch seine Facebook- und Twitter-Konten mussten gesperrt werden. Er hatte eine wahre Flut an Morddrohungen und Hassschreiben erhalten. Im Internet nutzten zahllose Promis die Entrüstungswelle, um für Tierschutz und entsprechende Spenden zu werben.

Reuters/Eric Miller
Die Praxis des Zahnarztes wird wohl nicht mehr besonders erfolgreich weitergeführt werden können
Falschmeldung über Tötung von „Cecils Bruder“
Für weiteres Aufsehen sorgte am Samstag eine Mitteilung eines Naturschutzverbands aus Simbabwe, wonach auch der Löwe Jericho, ein angeblicher Bruder Cecils, getötet worden sei. Eine mit dem Hwange-Nationalpark verbundene Stiftung mahnte jedoch sogleich, die Nachricht mit Vorsicht zu genießen, weil diese offenbar falsch sei.
Die Nationalparkverwaltung von Simbabwe setzte den Gerüchten am Sonntag ein Ende und versicherte, Jericho sei am Leben. Das Tier sei Teil eines Forschungsprojekts eines britischen Wissenschaftlers, der den Löwen Sonntagfrüh fotografiert habe. Jericho sei überdies kein Bruder von Cecil.
Ermittlungen gegen weiteren US-Amerikaner
Die Parkbehörde gab am Sonntag allerdings bekannt, im April Ermittlungen wegen der Tötung eines Löwen eingeleitet zu haben. Laut der Behörde wurde das Tier von einem Arzt aus Pennsylvania ohne Genehmigung erlegt. Wie Palmer soll der Jäger ebenfalls Pfeil und Bogen verwendet haben. Tierschutzorganisationen sorgen sich unterdessen um die Jungen von Cecil. Laut Vier Pfoten hinterlässt das Tier etwa zwölf Junge - in der Natur sei es gang und gäbe, dass bei der Übernahme des Rudels der neue Rudelführer die Jungen des Vorgängers tötet, so die Organisation.
Links: