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Heftiger Widerstand in Bevölkerung

Die umstrittene Ölförderung in der Adria vor Kroatien hat am Mittwoch einen Dämpfer erhalten. Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV und sein US-Partner Marathon Oil geben ihre Bohrlizenzen zurück. Das bestätigte ein OMV-Sprecher am Mittwoch. Umweltschutzorganisationen zeigten sich erfreut, hoffen aber auf eine völlige Aufhebung der Konzessionen.

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Die gesamte Industrie müsse angesichts des niedrigen Ölpreises Investitionsentscheidungen hinterfragen, begründete die OMV den Schritt. Die OMW und Marathon Oil hatten Anfang des Jahres den Zuschlag für sieben von insgesamt zehn Bohrlizenzen erhalten, die die kroatische Regierung vergeben hatte. Medienberichten zufolge investierten die beiden Unternehmen bisher rund neun Mio. Euro in das Projekt.

Grenzprobleme mögliche Ursache für Ausstieg

In kroatischen Medien hieß es allerdings, dass ungelöste Grenzprobleme mit Montenegro und Slowenien ausschlaggebend für den Ausstieg gewesen seien. Die Chefin der kroatischen Agentur für Kohlenwasserstoffe, Barbara Doric, bestätigte den Rückzug der Österreicher und Amerikaner. „Für sie waren die Sicherheiten, die wir in diesem Moment in Zusammenhang mit dem möglichen Problem um die Grenze mit Montenegro anbieten könnten, nicht akzeptabel“, sagte sie dem kroatischen Privatsender RTL.

Das kroatische Parlament stimmte am Mittwoch geschlossen für die Auflösung des Abkommens mit Slowenien zur Durchführung eines Schiedsverfahrens im bilateralen Grenzstreit. Die Regierung wurde beauftragt, den Rückzug aus dem 2009 geschlossenen Abkommen einzuleiten, berichteten kroatische Medien. Wenig Verständnis dafür gab es von der EU. Noch während in Zagreb die Parlamentsdebatte lief, hieß es aus Brüssel, dass man von Kroatien die weitere Unterstützung für das Schiedsverfahren erwarte.

Kroatien will Lizenzen neu ausschreiben

Die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und Global 2000 hatten heftig gegen das Bohrprojekt protestiert. Die Entscheidung der OMV begrüßten sie, sie hoffen aber auf einen vollständigen Ausstieg Kroatiens aus der Ölförderung vor der Küste. „Die Adria erhält mit dieser Entscheidung, die Ölbohrpläne fallen zu lassen, eine Verschnaufpause“, so Lukas Meus von Greenpeace. Es liege nun aber an der kroatischen Regierung, auf ihre Bevölkerung zu hören und die Konzessionen für die Ölförderung aufzuheben.

Daran denkt die Regierung offenbar nicht. Kroatien will die Lizenzen für die sieben Konzessionsgebiete vor der Küste jetzt neu ausschreiben. Man rechne damit, ähnliche wenn nicht sogar bessere Angebote zu bekommen, so Doric.

Regierung hofft auf Wachstumsschub

Kroatien, das seit 2009 in einer Rezession steckt, erhofft sich durch den Ausbau der Energieindustrie einen Wachstumsschub. Die Regierung hatte sich bereits bei der Vergabe der Lizenzen für Öl- und Gasbohrungen in den nächsten fünf Jahren gut zwei Milliarden Euro an Investitionen in die Öl- und Gaserkundung erwartet.

Die Bohrpläne waren aber von Anfang an auf heftigen Widerstand gestoßen. Kritiker befürchteten Umweltschäden, die insbesondere die für Kroatien wichtige Tourismusbranche schaden könnten. Die Mehrheit der kroatischen Bevölkerung war dagegen, die Regierung hatte die Ölförderung dennoch bis zuletzt vorangetrieben. Mitte Juli hatte es in lokalen Medienberichten noch geheißen, dass die Konzessionsverträge mit insgesamt fünf Unternehmen, darunter auch der OMV, bis Ende Juli unterzeichnet sein sollten.

Studie zur „Rechtfertigung“

Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und Global 2000 hatten die Kampagne „S.O.S. für Adria“ gestartet und damit ein Moratorium für die Exploration und Förderung der Öl- und Gasvorkommen gefordert. Auch die Nachbarländer Slowenien und Italien hatten Bedenken gegen mögliche grenzüberschreitende Umweltauswirkungen geäußert.

In Kroatien selbst wurde auch heftige Kritik am Vergabeprozess der Lizenzen laut. Die Ausschreibung sei ohne gesetzliche Grundlage gestartet worden, weil es keine Umweltverträglichkeitsprüfung gegeben habe, bemängelte Vjeran Pirsic von der Umweltschutzorganisation Eko Kvarner schon Anfang des Jahres: „Es wurde nur irgendeine skandalöse Studie angefertigt, die wir auf unserer Website veröffentlicht haben und die nicht einmal die interne Prüfung durch Regierungsorgane bestanden hat. Sie dient lediglich dazu, das Projekt zu rechtfertigen.“

Größe der Öl- und Gasvorkommen unklar

Derzeit deckt Kroatien rund 65 Prozent seines jährlichen Gasbedarfs von drei Milliarden Kubikmetern durch das vor der Küste geförderte Gas. Die Regierung will mit Hilfe neuer Felder den gesamten Bedarf aus heimischen Quellen bereitstellen. Nach wie vor ist aber unklar, wie groß die Öl- und Gasvorkommen vor der kroatischen Küste überhaupt sind. Das herauszufinden wäre Aufgabe der Konzessionsnehmer gewesen.

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