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Rückkaufangebot an verprellte Kunden

Wegen fehlerhafter Rückrufe ist der Autohersteller Fiat Chrysler in den USA zu einer bisher beispiellosen Geldstrafe von 105 Mio. Dollar (95,5 Mio. Euro) verdonnert worden. Das italienisch-amerikanische Unternehmen einigte sich am Sonntag mit der Verkehrssicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) auf eine Reihe harter Sanktionen.

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Die Rekordgeldstrafe ist somit nur Teil eines großangelegten Vergleichs zwischen dem Autokonzern und der US-Regierung. Deren Verkehrssicherheitsbehörde war der Frage nachgegangen, ob das italienisch-amerikanische Unternehmen verspätet auf Sicherheitsmängel reagiert hatte. In einer Anhörung hatte die Behörde dem Autohersteller unter anderem vorgeworfen, seine Kunden nicht rechtzeitig über Rückrufaktionen informiert zu haben.

Dodge Ram

APA/EPA/Tannen Maury

Im Jänner präsentierte Fiat Chrysler den neuen Ram-Pick-up in Detroit

Reparaturen brachten nichts

Zusätzlich zur finanziellen Strafe muss Fiat Chrysler nun Hunderttausende Fahrzeuge wegen defekter Bauteile, die zu einem Verlust der Kontrolle über das Fahrzeug führen können, zurückkaufen. Diese Auflage wird den Autohersteller voraussichtlich mehrere hundert Mio. Dollar kosten. Der Konzern muss den Angaben zufolge außerdem einen von der Verkehrssicherheitsbehörde zugelassenen Kontrolleur einstellen.

Von der Rückkaufaktion betroffen ist des Modell Ram. Der Pick-up zählt zu den Verkaufsschlagern von Fiat Chrysler. Teile der Lenkung sind defekt, was dazu führen kann, dass Fahrer die Kontrolle über den Wagen verlieren können. Weil einige Reparaturen nichts brachten, stimmte Fiat Chrysler einem Rückkauf zu, um die Autos von den Straßen zu holen, wie aus veröffentlichten Dokumenten der NHTSA hervorgeht. Demnach haben Kunden aber auch die Option, ihre Autos reparieren zu lassen.

NHTSA-Chef Mark Rosekind

APA/AP/John Raoux

NHTSA-Chef Rosekind setzt auf Vorbildwirkung für die Branche

Brandgefahr bei alten Jeeps

Ebenfalls zur Rückkaufoption gehören eine Million Jeep-Geländewagen, deren Benzintanks bei Auffahrunfällen auslaufen können. Die Benzintanks der Jeeps befinden sich hinter der Hinterachse und sind im Falle eines Auffahrunfalls kaum geschützt. Bei einem daraus resultierenden Benzinleck könnte der Wagen in Brand geraten. Die Buße werde dazu beitragen, dass die Rückrufe in der gesamten Autoindustrie verbessert werden, sagte NHTSA-Chef Mark Rosekind.

Nach tödlichen Unfällen durch defekte Airbags des japanischen Zulieferers Takata und schadhafte Zündschlösser von General Motors (GM) hatte die Behörde den Druck auf die Branche kontinuierlich erhöht. Die bisherige Rekordstrafe lag bei 70 Mio. Dollar. Sie wurde im Jänner gegen den japanischen Hersteller Honda verhängt, weil dieser Todesfälle und Verletzungen nicht bekanntgemacht hatte.

Investition in Qualität verpflichtend

Im vergangenen Jahr musste GM 35 Mio. Dollar (31,8 Mio. Euro) zahlen, weil die Opel-Mutter ihre Zündschlossprobleme, die mit mehr als 120 Todesfällen in Verbindung gebracht werden, zehn Jahre verzögert berichtet hatte. Fiat Chrysler muss 70 Mio. Dollar (63,6 Mio. Euro) in bar an Buße zahlen. Außerdem verpflichtet sich der Konzern, mindestens 20 Mio. Dollar zu investieren, um die Qualitätsanforderungen zu erfüllen, sowie zusätzliche 15 Mio., sollten die Prüfer weitere Verstöße entdecken.

Aktie auf Talfahrt

Fiat Chrysler räumte ein, keine „zeitnahen, effizienten Lösungen“ für seine Kunden angeboten und sich nicht an die Regeln der NHTSA gehalten zu haben, und zwar in drei Fällen. Untersucht hatte die Behörde insgesamt 23 Rückrufkampagnen. Zahlreiche Anleger warfen am Montag die Aktien von Fiat Chrysler aus ihren Depots. In Mailand fielen die Aktien um bis zu 3,4 Prozent auf 13,50 Euro und zählten damit im Auswahlindex zu den größten Verlierern.

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