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Passantin und Fahrradfahrer erschossen

In Mittelfranken in Bayern hat ein Amokläufer auf mehrere Menschen geschossen und mindestens zwei dabei getötet. Nach Angaben der Polizei erschoss der Täter in Tiefenthal, einem Ortsteil der Gemeinde Leutershausen im Landkreis Ansbach, zunächst aus seinem Auto heraus eine Frau.

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Kurze Zeit später habe er in einem anderen Ortsteil einen Fahrradfahrer erschossen. Außerdem sollen ein Landwirt und ein weiterer Autofahrer beschossen oder zumindest bedroht worden sein. „Nach ersten Erkenntnissen blieben beide allerdings unverletzt“, teilte das Nürnberger Polizeipräsidium mit. Der mutmaßliche Amokschütze aus Mittelfranken ist im Jahr 1968 geboren. Das sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Ansbach bei einer Pressekonferenz am Nachmittag. 

Karte von Deutschland

Grafik: APA/ORF.at

Mechaniker hielten Schützen bei Tankstelle fest

Nach jetzigem Ermittlungsstand gebe es keine Beziehung zwischen Täter und Opfern, so Herrmann weiter. „Es ist daher von einem Amoklauf auszugehen.“ Der Täter sei an einer Tankstelle in Bad Windsheim überwältigt worden. Herrmann dankte dem Tankstellenpersonal für sein beherztes Eingreifen. Mittelfrankens Polizeivizepräsident Roman Fertinger sagte, „zwei mutige Mechaniker“ hätten den mutmaßlichen Amokschützen mit der Waffe gesichtet und festgehalten. Ihnen sei die rasche Festnahme des Mannes zu verdanken.

Der mutmaßliche Amokschütze bedrohte nach Polizeiangaben Tankstellenmitarbeiter mit der Pistole. Als er die Waffe kurz auf dem Tresen abgelegt habe, habe eine Mitarbeiterin die Chance genutzt und die Waffe an sich genommen. Daraufhin hätten zwei Mechaniker den Mann überwältigt.

Frau war 82 Jahre alt

Die Polizei sei um 10.02 Uhr über die erste Tat in Tiefenthal informiert worden, sagte Fertinger. Die Frau sei auf dem Gehweg vor ihrem Haus erschossen worden. Um 11.48 sei dann die Mitteilung eingegangen, dass der Verdächtige an einer Tankstelle in Bad Windsheim aufgetaucht war.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof sagte, es handle sich in zwei Fällen um Mord: bei der Tötung der 82 Jahre alten Frau sowie des zehn Jahre jüngeren Radfahrers. Bei den Schüssen auf einen Traktorfahrer gehen die Ermittler von versuchtem Mord aus.

„Psychische Auffälligkeiten“

Der mutmaßliche Täter zeigte nach seiner Festnahme psychische Auffälligkeiten, wie Neuhof sagte. Die Behörde habe daher einen psychiatrischen Sachverständigen eingeschaltet. Dieser solle entscheiden, ob der Tatverdächtige in die Psychiatrie oder in Untersuchungshaft kommt. Der Verdächtige sei ein 47 Jahre alter Mann, der kriminalpolizeilich bisher nicht aufgefallen sei. Der mutmaßliche Amokschütze habe einen Revolver und eine Pistole besessen, für die er einen Waffenschein gehabt habe, sagte Neuhof weiter. Im Fahrzeug soll eine der beiden Waffen gefunden worden sein. Die Taten wurden wohl mit einer dieser Waffen begangen.

Der Verdächtige habe keinen Waffenschein gehabt, sondern nur eine Waffenbesitzkarte. Diese berechtige zur Nutzung der Waffe am Schießstand, verbiete aber das ständige Tragen der Waffe. Der 47-Jährige habe also die Waffen besitzen und gesichert aufbewahren dürfen.

Polizei: Täter rücksichtslos

Der Verdächtige war mit einem silbernen Cabrio mit Ansbacher Kennzeichen nach den Schüssen auf der Flucht. Die Polizei startete eine Großfahndung und rief die Bevölkerung auf, bei Hinweisen auf den Wagen sofort den Notruf zu wählen. Keinesfalls solle man mit dem bewaffneten Fahrer Kontakt aufnehmen. „Der Fahrer ist bewaffnet und macht rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch“, betonten die Fahnder.

Polizei am Tatort

APA/dpa/Daniel Karmann

Die Polizei untersucht einen abgesperrten Tatort

Bürgermeister „fassungslos“

Der Bürgermeister von Leutershausen, Siegfried Hess, zeigte sich entsetzt. „In einem Ort mit 5.500 Einwohnern, in dem wie immer beschaulich gelebt haben, kannte man solche Situationen nur aus dem Fernsehen“, sagte Hess. Er sei „fassungslos und von den Socken“. In so einem ländlichen Gebiet könne man sich so etwas gar nicht vorstellen. „Und dann passiert so etwas vor der Haustür. Da fällt einem nichts mehr ein.“ Er habe den Hinterbliebenen bereits kondoliert.

Mehrere Amokläufe in den letzten Jahren

Amokläufe gab es in den zurückliegenden Jahren in Deutschland mehrfach. So lief etwa im Februar 2014 ein bewaffneter Mann im Raum Düsseldorf in zwei Anwaltskanzleien Amok. Er tötete drei Menschen und legte in beiden Kanzleien Feuer. Die Ermittler waren sich sicher, dass der 48-jährige Familienvater sich an seiner Ex-Chefin sowie an den Kanzleien in Düsseldorf und Erkrath rächen wollte. Der Amokläufer wurde am 23. September 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Drei Tote und fünf Verletzte gab es bei einem Streit im August 2013 bei einer Eigentümerversammlung nahe Heidelberg. Nach einer Auseinandersetzung über die Nebenkostenabrechnung wurde ein Mann dort des Raumes verwiesen, kam aber mit einer Pistole zurück. Der Sportschütze tötete zwei Männer und verletzte fünf Menschen schwer. Dann erschoss er sich selbst.

In Stadt Lörrach im Herbst 2010 erschoss eine Anwältin und Sportschützin ihren von ihr getrennt lebenden Mann in ihrer Wohnung, erstickte den gemeinsamen Sohn und legte anschließend Feuer. Danach lief sie in ein gegenüberliegendes Krankenhaus und erschoss einen Pfleger. Die 41-Jährige wurde schließlich von der Polizei getötet.

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