Mit „Paps“ in die Zukunft
Er hat seine Ankündigung wahrgemacht: Der Terminator ist „back“. In einem Sommer voller Aufgüsse früherer Hollywood-Kracher ist auch der einstige Genrerevolutionär nicht vor einer Fortsetzung sicher: „Terminator Genisys“ ignoriert die eher lauwarm rezipierten Teile drei und vier und versucht, an den Erfolg von „Terminator 2“ anzuknüpfen - ein ambitioniertes Ziel.
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Kein „Terminator“ ohne Schwarzenegger: Diese einfache Regel dürfte sich Regisseur Alan Taylor („Thor: The Dark Kingdom“) zu Herzen genommen und damit wohl auch aus dem gefloppten „Terminator Salvation“ mit Christian Bale in der Hauptrolle gelernt haben. Dass der kalifornische Ex-Governor mittlerweile 67 Jahre alt ist, musste dafür nur noch in einen entsprechenden Plot gepackt werden, der die bisherigen Teile entweder ungeschehen macht oder zumindest gravierend verändert. Alles ist erlaubt, wenn es darum geht, Publikumsliebling Schwarzenegger in seiner Paraderolle zurück auf die Leinwand zu bringen.

Paramount Pictures/Getty Images/Gisela Schober
Schwarzenegger ist zurück als Terminator - an seiner Seite kämpfen diesmal Emilia Clarke und Jai Courtney
Zeitreisen mit Schwindelgefühl
Da kommt es gelegen, dass die Zeitreise seit jeher das Lieblingstransportmittel der Actionreihe ist. Damit lässt sich Geschichte nicht nur verändern, sondern im Bedarfsfall auch wiederholen. Die Ausgangssituation in „Terminator Genisys“ klingt jedenfalls vertraut: Im Jahr 2029 schickt John Connor (Jason Clarke) Kyle Reese (Jai Courtney) zurück ins Jahr 1984, um dort seine Mutter, Sarah Connor (Emilia Clarke), zu beschützen. Das entspricht der Prämisse des ersten Teils und wurde auch akribisch an die Originalvorlage angelehnt inszeniert.
Für die ersten Minuten im Los Angeles der 80er Jahre baute Taylor Teil eins Szene für Szene nach, so wie einst auch Gus Van Sant mit Alfred Hitchcocks „Psycho“ für dessen Remake vorging. Optisches Highlight ist zweifellos eine computeranimierte Version des Ur-Terminators, die dem echten Schwarzenegger der 80er Jahre zum Verwechseln ähnlich sieht und auch eingefleischte Fans täuschen wird. Ob das dem Fortschritt der Technik oder den hölzernen Schauspielanfängen des Terminators geschuldet ist, bleibt allerdings offen.
Der Terminator kämpft gegen sich selbst
Spätestens wenn dem computeranimierten T800 ein deutlich älterer (dafür realer) Schwarzenegger gegenübersteht und zum Duell bittet, wird klar, dass sich die Vergangenheit doch deutlich geändert hat und plötzlich auch Elemente des zweiten Films beinhaltet. Damit wird gleichzeitig der Kurs für den Rest des Films vorgegeben: die Highlights der bisherigen Teile, verdichtet auf zwei Stunden, ganz nach dem Motto „je mehr, desto besser“.
Während sich also gleich zwei Schwarzeneggers auf der Leinwand gegenseitig die Köpfe einschlagen, beendet Sarah Connor den Generationenkonflikt mit Waffengewalt. Emilia Clarke, bekannt als „Mutter der Drachen“ aus der Serie „Game of Thrones“, schlüpft dafür in die Rolle der abgeklärten Kriegerin aus dem zweiten Teil und weiß bereits bestens über die Bedrohung durch die Maschinen Bescheid. Leider kann ihre Verkörperung von Sarah Connor der Originalperformance von Linda Hamilton nicht das Wasser reichen.

Paramount Pictures/Melinda Sue Gordon
Der mittlerweile 67-jährige Schwarzenegger bei den Dreharbeiten zu „Terminator Genisys“
Das liegt durchaus auch in der merkwürdigen Hierarchie von „Terminator Genisys“ begründet: Im „neuen“ 1984 wird sie bereits Jahre zuvor von einem Terminator gerettet und seither begleitet, zu allem Überfluss nennt sie ihn auch noch „Paps“. Dadurch wird ihre Rolle als starke, selbstständige Frau untergraben - und auch ein Terminator wirkt nicht allzu bedrohlich, wenn er mittels Kosenamen gerufen wird.
„Alt, nicht veraltet“
Während sich die Story vor allem dadurch von ihren Vorgängern absetzt, das Computernetzwerk „Skynet“ für die App-Generation aufzurüsten, schließt „Terminator Genisys“ dafür die Vermenschlichung der ehemaligen Tötungsmaschine ab, die im zweiten Teil begonnen hat. Waren es anfangs noch „Hasta La Vista, Baby“ und Gesten wie „Daumen nach oben“, avanciert der Terminator jetzt zur vollständigen Vaterfigur.
Untermauert wird das von einem in dieser Form noch nicht dagewesenen Alterungsprozess, der dazu dienen soll, Schwarzeneggers doch merkbar älteres Erscheinungsbild auf der Leinwand zu erklären. Um die Aufmerksamkeit noch mehr auf das Thema zu lenken, wiederholt der Terminator den Spruch „alt, aber nicht veraltet“ wie ein Mantra. Dadurch gerät der Killerroboter aber zur zahnlosen Ausschussware, die nur noch ein Schatten ihres skrupellosen Vorbilds aus dem ursprünglichen Jahr 1984 zu sein scheint.
Bloß nicht darüber nachdenken
Nicht nur die plötzlich vorhandene gefühlvolle Seite des Terminators, auch die Achterbahnfahrt kreuz und quer durch die Zeit sorgt für Verwirrung, auch wenn (schwache) Erklärungsversuche unternommen werden. Zum Glück bleibt nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Denn jeder Teil der Story wird binnen kürzester Zeit von Actionsegmenten abgelöst, deren Effektfeuerwerk zwar Eindruck hinterlässt, aber nicht für dieselbe Begeisterung wie Mitte der 80er Jahre sorgen kann.
„Terminator Genisys“ ist Unterhaltung in der typischen Form eines modernen Sommerblockbusters - ohne Anspruch, aber unterhaltsam genug, solange man nicht versucht, die Löcher in der Story zu hinterfragen. Es wäre vielen Filmen gegenüber unfair, zu behaupten, dass die ersten Teile der „Terminator“-Pentalogie ausgesprochen anspruchsvolle Actionfilme sind - im Vergleich mit der neuesten Auskopplung sind sie es aber allemal.
Florian Bock, ORF.at
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