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Nicht erste Explosion eines ISS-Versorgers

Schwerer Rückschlag für das private Raumfahrtunternehmen SpaceX: Eine mit der Raumkapsel „Dragon“ bestückte Falcon-9-Rakete ist am Sonntag nur wenige Minuten nach dem Start in Cape Canaveral (US-Bundesstaat Florida) explodiert.

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„Etwas ist beim Start schiefgegangen“, schrieb die US-Raumfahrtbehörde NASA, in deren Auftrag SpaceX unter anderem frischen Proviant zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen sollte, am Sonntag via Twitter. SpaceX sprach von „Unregelmäßigkeiten“, die nun untersucht würden. Den NASA-Angaben zufolge explodierte die unbemannte Rakete rund zwei Minuten nach dem Start. Man werde nun eng mit SpaceX zusammenarbeiten, „um zu verstehen, was passiert ist“, so NASA-Chef Charles Bolden: „Dann werden wir das Problem beheben und wieder fliegen“.

Start des Raumfrachters "Dragon"

APA/AP/John Raoux

Die Falcon-9-Rakete beim Start in Cape Canaveral

Der „Dragon“ war den Angaben zufolge mit rund 2.000 Kilogramm Nachschub und wissenschaftlichen Geräten beladen. Es sollte bereits der siebente Versorgungsflug des Frachters werden, alle vorherigen hatten abgesehen von kleineren Pannen und dem bisher zweimal gescheiterten Versuch, eine Falcon-9 wieder auf der Erde zu landen, stets reibungslos geklappt.

„Weltraumarbeit ist schwierig“

Zuletzt war die ISS im April mit Nachschub versorgt worden, ebenfalls vom „Dragon“. Die NASA äußerte sich zunächst nicht dazu, ob die Versorgungslage der Astronauten nun knapp werde. Normalerweise sind aber ausreichend Notfallrationen auf der Raumstation gelagert. „Ich habe den Start vom Weltraum aus beobachtet“, schrieb der US-Astronaut Scott Kelly von der ISS. „Traurigerweise schiefgegangen. Weltraumarbeit ist schwierig.“ Auch Bolden befürchtet unterdessen keinen Versorgungsengpass. Das ISS-Programm sei demnach so ausgelegt, dass Nachschubausfälle verkraftet werden können.

Ein nicht namentlich genannter Mitarbeiter der russischen Raumfahrtbranche sprach dennoch von einem schweren Verlust. An Bord seien unter anderem Raumanzüge für US-Astronauten sowie wichtiges Werkzeug gewesen, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Russland will zur Versorgung der Crewmitglieder am 3. Juli einen Progressfrachter zur ISS schicken. Der Start wird mit besonderer Spannung erwartet, da die Proton-Trägerrakete zuletzt pannenanfällig war.

PayPal-Gründer als Weltraumpionier

Nach dem Auslaufen des NASA-Spaceshuttle-Programms und dem Aus für den europäischen Raumfrachter ATV wird die ISS seit 2014 maßgeblich von privaten Raumfrachtern versorgt. Das vom PayPal-Gründer und Tesla-Eigner Elon Musk geführte Raumfahrtunternehmen SpaceX ist bereits seit 2012 im Geschäft. Der „Dragon“-Frachter galt als ausgereift - gescheitert ist bisher allerdings der Versuch, die Falcon-9-Rakete bzw. Teile davon wieder auf der Erde zu landen. Neben der Entwicklung eines wiederverwertbaren Raketensystems gelten auch bemannte Flüge als großes Ziel von SpaceX.

„Cygnus“ und „Kounotori“

Im September 2013 koppelte schließlich auch der vom privaten US-Unternehmen Orbital Sciences Corporation (OSC) gebaute Transporter „Cygnus“ (Schwan) erstmals im September 2013 an der ISS an. Die OCS-Raumfrachter starten mit der ebenfalls von OSC entwickelten Antares-Rakete ins All und können etwa zwei Tonnen Nachschub tragen. Der Transporter wird nach der Entladung als „Mülltonne“ der ISS genutzt und verglüht dann in der Atmosphäre. So wie nun SpaceX hat auch OSC bereits den Absturz eines Raumtransporters zu beklagen. Ende Oktober des Vorjahres explodierte auch ein „Cygnus“ ebenfalls beim Start zur ISS.

2009 wurde zudem das H-2 Transfer Vehicle von der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa in Dienst gestellt. Der 10,5 Tonnen schwere Transporter verfügt über kein Andocksystem und muss von der ISS-Crew mit einem Roboterarm eingefangen werden. Das „Kounotori“ (Weißer Storch) genannte HTV ist wegen seines fast quadratischen Stauraums der einzige Frachter, der sperrige Gegenstände zur ISS befördert.

Außer Kontrolle geratener „Progress“

Bereits seit den 1970er Jahren zur Versorgung bemannter Raumstationen sind nach wie vor russische Transporter vom Typ „Progress“ im Einsatz. Zunächst belieferten sie die Saljut, dann die Mir und nun die ISS. Progresstransporter starten mit einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Baikonur und haben je rund 2,6 Tonnen Nachschub an Bord. Nach der Entladung nutzt die ISS-Crew den angedockten Frachter ebenfalls für Schmutzwäsche und Abfall. Ist er voll, wird er kontrolliert zum Absturz gebracht und verglüht.

Einen schweren Rückschlag erlitt erst im April dieses Jahres auch das „Progress“-Programm: Nachdem eine Sojus-Trägerrakete nach dem Start die vorgesehene Umlaufbahn deutlich verfehlte, verglühte der außer Kontrolle geratene russische Weltraumfrachter einige Tage später über dem Pazifik nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre.

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