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Adidas hinkt hinterher

Starke Verkäufe in China und auf dem US-Heimatmarkt füllen dem weltgrößten Sportartikelhersteller Nike die Kasse. Im vierten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) stieg der Nettogewinn im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 865 Millionen Dollar (772 Mio. Euro), wie der adidas-Konkurrent am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte.

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Der Umsatz kletterte um fünf Prozent auf 7,78 Milliarden Dollar. Am stärksten legten die Einnahmen in China und Nordamerika zu, wo Nike Umsatzanstiege von 18 bzw. 13 Prozent verbuchte. In Europa, dem Heimatmarkt des deutschen Rivalen adidas, schrumpften die Erlöse um drei Prozent. Mit der Hausmarke Nike setzte der Konzern fünf Prozent mehr um, das Label Converse schaffte ein Plus von sechs Prozent. Zudem konnte Nike seine Sportbekleidung zu höheren Preisen verkaufen. Das Unternehmen schaffte es vor allem, rechtzeitig auf den „Athleisure“-Trend aufzuspringen - in den USA gilt es derzeit als besonders in, sich mit Fitnesskleidung durch den Alltag - jenseits des Büros - zu bewegen.

„Herausragendes Jahr“

Der starke Dollar, der die Auslandserlöse bei Umrechnung in die US-Währung schmälert, belastete die Ergebnisse jedoch weiterhin etwas. Ohne den Einfluss des Wechselkurses hätte der Umsatz um 13 Prozent zugenommen. Konzernchef Mark Parker zeigte sich dennoch sehr zufrieden: „2015 war ein herausragendes Geschäftsjahr für Nike.“

Die Quartalszahlen fielen besser aus, als die Analysten der Wall Street erwartet hatten. Damit übertrifft Nike bereits das achte Quartal in Folge die Gewinnerwartungen. Zudem stellte der adidas-Rivale weiteres Wachstum in Aussicht. Die Aktie stieg nachbörslich um mehr als zwei Prozent. Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr baute Nike den Gewinn um 22 Prozent auf unter dem Strich 3,27 Milliarden Dollar aus. Der Umsatz wuchs um zehn Prozent auf 30,60 Milliarden Dollar.

„Beinahe atemberaubend“

Analysten zeigten sich angetan von der Bilanz. „Durch die Bank extrem beeindruckend. Es ist beinahe atemberaubend, wie ein so großes Unternehmen Jahr für Jahr derartige Zahlen vorlegen kann“, sagte Edward-Jones-Analyst Brian Yarbrough.

Bangen in FIFA-Skandal

Nike bangt derzeit - so wie andere Sportausstatter -, dass es in den FIFA-Bestechungsskandal hineingezogen werden könnte. Das Unternehmen tauchte bisher in den Ermittlungen nicht namentlich auf. Doch ein Deal, auf den sich US-Ermittler beziehen, habe Ähnlichkeiten mit einem Deal von Nike mit dem brasilianischen Fußballverband, so die „Financial Times“.

Adidas unter Druck

Damit lässt Nike seine Konkurrenz zusehends zurück. Adidas, der weltweit zweitgröße Sportartikelhersteller, hatte im Mai einen Gewinneinbruch von rund 20 Prozent im letzten Geschäftsjahr veröffentlicht. Der deutsche Sportkonzern will nun von Nike und anderen aufstrebenden Firmen lernen und schneller Trends erkennen und möglichst selbst setzen. Genau das ist es, was Nike dem Unternehmen aus dem bayrischen Herzogenaurach voraushat: Es stillt den Wunsch der Kundschaft nach neuen Produkten besser und schneller. Das deutsche Unternehmen Puma - der Konzern ist umsatzmäßig deutlich kleiner als Nike und adidas - ist noch immer mit der Neustruktuierung beschäftigt.

Rechtsstreit über Designer

Auf dem heiß umkämpften Markt ist auch Betriebsspionage ein Thema: Erst vor wenigen Tagen legte Nike einen Rechtsstreit mit drei Schuhdesignern bei. Das US-Unternehmen hatte den früheren Mitarbeitern vorgeworfen, dem deutschen Konkurrenten adidas Firmengeheimnisse verraten zu haben. Der Vergleich ist vertraulich. Der US-Konzern hatte die Designer auf mindestens zehn Millionen Dollar Schadenersatz geklagt und ihnen vorgeworfen, noch während ihrer Anstellung bei Nike für das deutsche Unternehmen gearbeitet zu haben.

Die Designer reagierten mit einer Gegenklage und warfen Nike vor, ihre elektronische Kommunikation überwacht zu haben. Außerdem habe die Firmenkultur ihre Kreativität abgewürgt. Adidas hatte im September bekanntgegeben, dass die drei in ein neues Designstudio in New York wechseln.

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