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Im Auftrag der Banken

In Griechenland bereitet sich die britische Sicherheitsfirma G4S mit einem Notfallplan zur Bargeldversorgung auf eine akute Bankenkrise vor. Wie der zuständige Manager Andreas Paterakis am Dienstag der Agentur Reuters mitteilte, wurden Vorkehrungen für den Ernstfall getroffen.

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Darin sei geregelt, wie viel Bargeld bei Bedarf zu den jeweiligen Standorten transportiert werden müsse: „Alles, was wir planen, ist mit der Notenbank abgestimmt und von ihr abgesegnet“, so Paterakis. Das Unternehmen sorgte bereits in Zypern während der Bankenkrise 2013 dafür, dass die Bargeldversorgung nicht zusammenbrach. In Griechenland arbeitet die Firma nach eigenen Angaben bereits mit dem Großteil der Institute zusammen.

Sparer bringen Geld in Sicherheit

Griechische Sparer ziehen seit Wochen Milliarden Euro von ihren Konten ab, aus Sorge, dass im Fall eines Staatsbankrotts Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden. In diesem Fall würde die Abhebung von Geld deutlich eingeschränkt. Die Sparer transferieren das Geld zum Teil ins Ausland, verstecken es zu Hause oder bewahren es im Tresor auf. Dieses Geld fehlt den Banken in ihrem Tagesgeschäft. Die Bargeldabhebungen in Höhe von mehr als vier Milliarden Euro in der vorigen Woche markierten laut Paterakis eine kritische Phase. Über das Wochenende habe sich die Lage allerdings entspannt.

Bisher noch kein Polizeieinsatz nötig

Anders als während der Zypern-Krise sei die Lage in Griechenland noch nicht dramatisch. Auch sei bisher keine Hilfe von Polizei oder Armee nötig gewesen. Doch wenn größere Geldsummen bewegt werden müssen oder Transporte in abgelegene Gegenden anstehen, dürfte eine Polizeieskorte durchaus angebracht sein, so der G4S-Manager.

Besonders brisant sollen laut dem deutschen „Handelsblatt“ allerdings die Tage unmittelbar vor der griechischen Parlamentswahl am 17. Juni 2012 gewesen sein. Rund 3,5 Milliarden Euro sollen abgehoben worden sein. Gerüchteweise soll die griechische Armee in Hercules-Transportmaschinen Bargeld in Millionenhöhe in 50- und 100-Euro-Scheinen aus den Beständen der Europäischen Zentralbank (EZB) ins Land geflogen haben.

89-Milliarden-Marke erreicht

Die EZB erhöhte unterdessen am Mittwoch zum fünften Mal binnen einer Woche den Rahmen für die ELA-Notkredite für griechische Banken. Das verlautete aus Bankenkreisen in Athen. Um welche Höhe der Kreditrahmen erweitert wurde, blieb erneut unklar. Die EZB sei jederzeit zu einer neuen Intervention bereit, um den griechischen Banken zu helfen, hieß es weiter.

Der Kreditrahmen wurde bereits mehrmals angehoben. Erst am Montag hatte die Notenbank eine Erhöhung um 1,9 Milliarden auf 87,8 Milliarden Euro bewilligt. Der EZB-Rat habe grünes Licht für die weitere Vergabe der Nothilfen gegeben, erfuhr Reuters am Donnerstag aus Bankenkreisen. Allerdings sei der Rahmen für die Notkredite von rund 89 Mrd. Euro nicht aufgestockt worden.

Warnung aus Irland

Irlands Finanzminister Michael Noonan warnte vor einem Ende der Bankennothilfen, sollte die Schuldenkrise nicht sehr bald gelöst werden. Die ELA-Hilfe wird nicht von der EZB direkt, sondern von der jeweiligen nationalen Notenbank vergeben, die auch für mögliche Verluste haftet. Der EZB-Rat muss der Gewährung aber zustimmen. Streng genommen dürfen ELA-Kredite nur an Banken vergeben werden, die nur einen vorübergehenden finanziellen Engpass haben.

Grundsätzlich müssen die Geldhäuser aber solide aufgestellt, also solvent, sein. Kritiker bezweifeln, dass das auf griechische Banken noch zutrifft. Sollte die EZB die ELA-Hilfen in der nächsten Zeit einstellen, müssten die griechischen Banken die bereits gewährten Milliarden relativ schnell zurückzahlen - was sie faktisch nicht können. Ohne die Geldquelle wären die Institute pleite - und in der Folge auch Griechenland. Die ELA-Kredite werden zu deutlich schlechteren Konditionen vergeben als die üblichen EZB-Darlehen.

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