Strategisch wichtige Stadt
Im Mai haben Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die syrische Stadt Palmyra und damit auch eine der bedeutendsten archäologischen Stätten im Nahen Osten eingenommen. Am Sonntag schlugen Aktivisten Alarm, nachdem beobachtet wurde, wie IS-Soldaten Sprengstoffe und Landminen rund um die Ruinen aufbauten.
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Es sei aber unklar, ob die Extremisten eine Sprengung der zum UNESCO-Welterbe zählenden Ruinen planten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit. Womöglich wolle die Miliz auch verhindern, dass die syrische Armee weiter auf Palmyra vorrücke.

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Immer wieder sind nahe den Ruinen Rauchwolken zu sehen
Archäologen beunruhigt
„Sie haben sie (die Sprengsätze, Anm.) gestern angebracht. Sie haben auch einige rund um das römische Theater angebracht“, sagte Rami Abdulrahman, Leiter der Kulturstätte, gegenüber Reuters. Auch Direktor der syrischen Altertümerverwaltung, Maamun Abdulkarim, bestätigte die Angaben der Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien stützt. Einwohner hätten berichtet, dass die Dschihadisten „Minen an den Ruinen angebracht haben“, sagte Abdulkarim.
„Ich hoffe, dass diese Berichte nicht korrekt sind, aber wir sind beunruhigt.“ Eine Zerstörung der römischen Ausgrabungsstätte müsse verhindert werden. Der IS hatte bereits im Irak und anderen Teilen Syriens wichtige Kulturerbestätten zerstört. „Die Stadt ist in Geiselhaft, die Situation ist sehr gefährlich“, fügte Abdulkarim hinzu.
Syrische Armee fliegt Luftangriffe
IS-Kämpfer hatten die Stadt im Zentrum Syriens vor einem Monat nach tagelangen Kämpfen von den Regierungstruppen erobert. Wenige Tage später erschossen die Dschihadisten in den Ruinen der Stadt mindestens 20 Männer, andere Quellen sprachen von 400 Toten, darunter auch zahlreiche Frauen und Kinder. Die Kulturstätte und die nahe gelegene Militärbasis liegen in einem strategisch wichtigen Teil des Landes zwischen der Hauptstadt Damaskus und der östlichen Stadt Deir al-Sor.

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Nach Angaben der Beobachtungsstelle, deren Informationen von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen sind, hatten die Regierungstruppen in den vergangenen drei Tagen mehrere Luftangriffe auf Wohngebiete in Palmyra geflogen und dabei mindestens elf Menschen getötet. Die Armee habe Soldaten vor den Toren der Stadt zusammengezogen und bereite möglicherweise eine Offensive vor, erklärten die Aktivisten.
Wertvolle Mosaike zerstört
Zuletzt fielen immer wieder wertvolle Kulturgüter den Kämpfen zum Opfer. Am Samstag berichteten Archäologen aus der Stadt Maaret in Nordsyrien, dass durch Angriffe das städtische Museum mit seltenen Mosaiken schwer beschädigt worden sei. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Vereinigung zum Schutz der syrischen Archäologie erklärte, die Schäden seien entstanden, als syrische Armeehubschrauber am Montag zwei mit Sprengstoff gefüllte Fässer abgeworfen hätten.

AP
Ein Bild vom noch intakten Mosaik von Maaret
Die NGO veröffentlichte auf ihrer Website Fotos des in einer alten Karawanserei untergebrachten Museums. Von den Wänden, die einst mit antiken Mosaiken bedeckt waren, war darauf nur noch Schutt übrig geblieben. Der Museumskomplex, zu dem auch eine Moschee gehört, wies ebenfalls nachhaltige Schäden auf. Mehrere Säulen wurden zerstört, ein Teil des Dachs stürzte ein. Abdulkarim sprach von einer „Tragödie für das syrische Kulturerbe“, dem niemand - „von welcher Seite auch immer“ - Schaden zufügen dürfe.
IS blockiert Nachschub für Krankenhäuser
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (Medecins sans Frontieres, MSF) warf der IS-Miliz unterdessen vor, in den Rebellengebieten im Norden Syriens die Versorgung von Krankenhäusern mit Treibstoff zu blockieren. „Viele Gesundheitseinrichtungen und Hilfsorganisationen mussten ihre Arbeit einstellen oder deutlich zurückfahren, weil ihnen der Treibstoff für Generatoren und den Transport fehlt“, sagte die MSF-Direktorin in Syrien, Dunia Dechili. Der IS kontrolliert in Syrien mehrere Ölfelder. Durch die Blockade der Dschihadisten seien mehrere Krankenhäuser von der Schließung bedroht, sagte Dechili.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen betreibt in Syrien fünf eigene Kliniken und unterstützt landesweit mehr als hundert Krankenhäuser, Lazarette und andere Einrichtungen.
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