Kritik von religiösen Minderheiten
Die Vorbereitungen zum ersten internationalen Yogatag sind in Indien nicht unumstritten gewesen. Religiöse Minderheiten warfen Regierungschef Narendra Modi vor, mit seinen Yogakampagnen prohinduistische Ziele im offiziell säkularen Indien zu verfolgen.
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Einige muslimische Gruppen beklagten, das Singen des Lautes „Om“ in bestimmten Yogaposen habe einen klaren hinduistischen Beiklang und richte sich gegen den Islam. Ein muslimischer Abgeordneter kritisierte die Yogaübung des Sonnengrußes, bei dem die Sonne verehrt wird. „Die Regierung muss verstehen, dass Muslime zu niemandem außer zu Allah beten können“, sagte Asaduddin Owaisi der Nachrichtenagentur Press Trust of India.
„Indiens Soft Power“
Ganz anders die Meinung des offiziellen Indien: Yoga sei „Indiens Soft Power, durch welche die ganze Welt zum globalen Dorf werden kann“, sagte Außenministerin Sushma Swaraj zuletzt vor Journalisten. Durch „diese Art von Frieden“ könne die „Gewalt abgeschafft werden“, zeigte sie sich überzeugt. Andere finden gar noch schärfere Töne gegen die Yogakritiker.
Der Abgeordnete Yogi Adityanath von Modis rechtsgerichteter Partei Bharatiya Janata sagte, diejenigen, die Yoga ablehnten, könnten sich im Meer ertränken oder das Land verlassen. Die Regierung distanzierte sich umgehend von den Äußerungen und versicherte, die Teilnahme an den Übungen sei freiwillig, und der internationale Yogatag ziele auf die Gesundheitsförderung ab.
Yogaminister ernannt
Regierungschef Modi hat Yoga jedenfalls auf seiner Prioritätenliste recht weit oben, denn Ende des Vorjahres ernannte er einen Yogaminister für sein Land. Das neue Ressort soll die traditionelle Meditations- und Bewegungslehre fördern, wie die Regierung erklärte. Neben Yoga kümmert sich das Ministerium auch um die Weiterverbreitung von Ayurveda und Homöopathie. Zum Chef des neuen Ressorts ernannte Modi den vormaligen Umweltminister Shripad Yesso Naik.
Auch seine Beamten ließ Modi spüren, dass er es mit Yoga ernst meint: Mitarbeiter der Verwaltung erhielten vor wenigen Wochen Briefe, in denen sie zur Teilnahme an einer von ihrem obersten Chef höchstpersönlich geleiteten Yogastunde aufgefordert wurden. Auch erhielten sie Trainings-DVDs und Bücher. „Wenn Sie jeden Tag 15 bis 20 Minuten üben, werden sie für den großen Tag bereit sein“, sagte ein hochrangiger Regierungsbeamter der Nachrichtenagentur AFP im Vorfeld des Yogatages.
„Wissenschaft und Philosophie, keine Religion“
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Yogatradition 5.000 Jahre alt ist. Das wird durch archäologische Funde und Verweise in den historischen hinduistischen Veda-Schriften gestützt. Experten beschreiben Yoga als den „besten kulturellen Export“ Indiens. Ishwar Basavaraddi vom Nationalen Yogainstitut Morarji Desai sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Grundlage des Yoga sei „Wissenschaft und Philosophie, keine Religion“.
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