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Wer von der Reform wie profitiert

Durch die geplante Steuerreform 2015/16 wird die Einkommensungleichheit in Österreich leicht zunehmen. Das durchschnittliche verfügbare Haushaltseinkommen wird sich laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) durch die Reform zwar um 3,1 Prozent (beziehungsweise 834 Euro) erhöhen. Der Zuwachs fällt aber umso höher aus, je höher das vor der Reform erzielte Nettoeinkommen ist.

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Die Steuerreform macht laut WIFO auch keinen Unterschied zwischen der Art der Einkommen und ihrer Berechnung: Die Ungleichheit erstreckt sich laut der Berechnung auf Erwerbs- ebenso wie auf Pensionseinkommen und setzt sich auch in den Haushaltseinkommen fort, führten die Wirtschaftsforscher in ihrer am Dienstag veröffentlichten Studie aus. Die geringsten Haushaltseinkommen steigen laut den Angaben um höchstens 1,9 Prozent, die höheren aber um 3,8 bis 4,0 Prozent netto. Lediglich bei den allerhöchsten Einkommen gibt es wieder einen leichten Knick.

Plus zwischen 163 Euro und 1.957 Euro

In absoluten Zahlen errechnete das WIFO eine Steuerentlastung von 163 Euro für die zehn einkommensschwächsten Prozent der Erwerbstätigen und 1.957 Euro für die zehn einkommensstärksten Prozent. Allerdings verwies das WIFO darauf, dass in dieser Aufstellung geringfügig Beschäftigte und Personen mit steuerfreiem Einkommen (unter 11.000 Euro) nicht enthalten sind. Diese Gruppen werden durch die Reform entlastet.

Laut WIFO macht die Steuerreform keinen Unterschied zwischen Haushalten mit oder ohne Kinder. Insgesamt sollten laut der Aufstellung aber 92 Prozent der Erbwerbstätigen einen - wenn auch teils geringen - positiven Effekt spüren. Das kostet den Staat einiges: An Lohn- und Einkommenssteuer entfallen dem Staat Einnahmen von rund 4,9 Mrd. Euro: mehr als die Hälfte beim am besten verdienenden Drittel der Bevölkerung, zwölf Prozent beim untersten Drittel, 38 Prozent bei der Mitte.

Gerade Gastronomie soll zu Gewinnern zählen

In einer zweiten Studie zur Steuerreform ermittelten die Wirtschaftsforscher positive Auswirkungen auf den Handel, das Realitätenwesen, Finanzwesen, den Verkehr und - entgegen den allgemeinen Erwartungen - trotz Anhebung des Umsatzsteuersatzes und Einführung der Registrierkassenpflicht auch auf den Sektor „Beherbergung und Gastronomie“. All das ist laut den Berechnungen vor allem dem Ankurbeln des Privatkonsums durch die Steuerreform geschuldet.

2,5 Mrd. Euro, die den Bürgern nun zur Verfügung stehen, sollen wieder in die Wirtschaft fließen. In der Sachgütererzeugung ergeben sich mit Ausnahme des Nahrungsmittelbereichs aber nur geringe positive Effekte, in erster Linie wegen des hohen Importanteils vieler Sachgüter. Negative Auswirkungen sind im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen und der sonstigen nicht marktmäßigen Dienstleistungen zu erwarten. In anderen Worten: Die Sektoren Gesundheit, Erziehung, Kultur, Sport und Unterhaltung werden unter Gegenfinanzierungen zur Reform deutlich leiden.

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