Heiß begehrte Bodenschätze
Auch nach der Spaltung des Sudan vor vier Jahren ist in dem ostafrikanischen Land kein Frieden eingekehrt. Fast 200 Jahre tobte in dem vormaligen angloägyptischen Herrschaftsgebiet fast ununterbrochen Bürgerkrieg.
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Zwischen 1820 und 1875 erobert Ägypten (das nominell unter osmanischer Oberhoheit steht) den ganzen Sudan. Der Feldzug 1874/75 und der fehlgeschlagene Äthiopien-Krieg verursachen in Kairo einen Staatsbankrott. Britische Truppen besetzen daraufhin Ägypten.
1881 bis 1885: Die islamisch-fundamentalistische Mahdi-Aufstandsbewegung erobert Khartum. Der als „Mahdi“ (vom Propheten verheißener göttlicher Erlöser) verehrte Mohammed Ahmed wird zum unbestrittenen Herrscher. In seine Gefangenschaft gerät auch der Österreicher Rudolf Slatin (später Sir Rudolf Freiherr von Slatin Pascha), der nachmalige angloägyptische Generalinspektor im Sudan. Nach dem Tod des Mahdi kehren die ägyptischen Truppen mit britischer Unterstützung zurück. 1898 werden die Mahdisten bei Omdurman von Feldmarschall Lord Kitchener besiegt.
1899: Der Sudan wird angloägyptisches „Kondominium“ - de facto aber wie eine britische Kolonie verwaltet. Die Briten verschärfen den Gegensatz zwischen dem stärker entwickelten Norden und dem Süden. Die Bevölkerung im Süden gerät unter den Einfluss christlicher Missionare. Die Schlüsselpositionen werden aber auch im Süden mit muslimischen Beamten aus dem Norden besetzt.
1924: Niederschlagung von Aufständen der Unabhängigkeitsbewegung. Die Briten schließen daraufhin die Ägypter aus der Kolonialverwaltung aus.
1941: Spaltung der Unabhängigkeitsbewegung in die religiöse Umma-Partei, in der die Mahdisten und der Feudaladel den Ton angaben, und die proägyptische, bürgerlich-fortschrittliche Nationale Unionspartei (NUP).
1953: Nach dem Sturz von König Faruk schließen die neuen ägyptischen Militärmachthaber mit London ein Abkommen, das dem Sudan die Selbstbestimmung innerhalb von drei Jahren gewährt.
1956: Der Sudan wird nach einem Referendum, in dem die Mehrheit gegen einen Anschluss an Ägypten gestimmt hat, unabhängig.
1958: Die Armee unter Führung von General Ibrahim Abbud übernimmt die Macht und forciert die Islamisierung des Südens.
1962: Beginn des Untergrundkampfes der Anya-Nya-Bewegung im Süden. Nach Massakern der Regierungstruppen fliehen über 100.000 Menschen nach Uganda.
1964/65: Sturz der Militärdiktatur, Wahlen und Bildung einer Koalition aus Umma und NUP. Die Regierungsparteien zerfallen bald in mehrere Gruppen. Das parlamentarische System erweist sich als handlungsunfähig.
1969: Putsch von General Gaafar al-Numeiri, der mit ägyptischer Hilfe ein streng zentralisiertes Herrschaftssystem, basierend auf einer Einheitspartei, errichtet.
1972: Das Abkommen von Addis Abeba soll den Nord-Süd-Konflikt beenden und dem Süden Autonomie einräumen. Es wird nicht eingehalten.
1983: Einführung der islamischen Rechtsprechung auch für Nichtmuslime. Im Süden organisiert die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) unter Führung von John Garang den Widerstand.
1985: Sturz Numeiris. Wahlsieg der Umma-Partei unter Sadek al-Mahdi, dem Urenkel des Mahdi, der mit der SPLA ein Friedensabkommen aushandelt, welches jedoch vom Parlament abgelehnt wird.
1989: Putsch von General Omar al-Baschir, der eine Offensive im Süden startet. 1,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht.
1998: Die USA bombardieren eine pharmazeutische Fabrik bei Khartum, in der sie die Herstellung chemischer Waffen vermuten. General Baschir entmachtet den Islamistenführer und Chefideologen des Regimes, Hassan al-Turabi. (Er wird 2005 freigelassen, später unter Hausarrest gestellt).
2003: Beginn des Darfur-Konflikts.
2005: Vertreter der Regierung und der SPLA unterzeichnen in Nairobi (Kenia) ein Friedensabkommen. Die Übereinkunft sieht die Ausarbeitung einer neuen Verfassung und umfangreiche Autonomierechte für den Süden vor - mit der Option auf ein Selbstbestimmungsreferendum. Die EU nimmt ihre suspendierte Zusammenarbeit mit Khartum wieder auf. Garang wird Vizepräsident, kurz darauf kommt er bei einem Hubschrauberunglück ums Leben.
2009: Haftbefehl des Haager Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH) gegen Baschir wegen Kriegsverbrechen und Völkermordes in Darfur.
2011: Selbstbestimmungsreferendum im Südsudan: Loslösung und Gründung eines neuen Staates.
2012: Immer wieder flammen heftige Gefechte zwischen dem Sudan und dem Südsudan auf. Besonders umkämpft sind die Ölfelder in der Grenzregion.
Oktober 2014: Baschir gibt seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im Sudan bekannt.
April 2015: Baschir wird mit 94 Prozent der Stimmen wiedergewählt.
Juni 2015: Der IStGH fordert Südafrika auf, Baschir zu verhaften. Der Staatschef befindet sich auf einem Kongress in Johannesburg.
Ein UNO-Bericht über die Lage im Südsudan zeichnet ein schockierendes Bild von dem immer wieder aufflammenden Bürgerkrieg.