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Geld spielt keine Rolle

Der US-Autor David Infante will in Nordamerikas Großstädten einen neuen Trend entdeckt haben: den Yuccie. Von seinem Stil und in seiner Lebensweise ähnelt der „Young Urban Creative“ dem Hipster. Allerdings will der Yuccie seine kreativen Ideen nicht nur umsetzen - vielmehr ist er überzeugt davon, sie zu Geld machen zu können.

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„Erfolgreich wie Yuppies und kreativ wie Hipster“, so beschrieb Infante die Eigenschaften des Young Urban Creative in einem Beitrag auf der US-Website Mashable. Der Autor sieht sich selbst als Prototyp des Yuccies. Infante ist 26 Jahre alt und lebt in einem gentrifizierten Viertel des New Yorker Stadtteils Brooklyn. Er hat einen Uniabschluss und ein Eingangfahrrad, trägt Schnauzbart - und empfindet es als Beleidigung, wenn ihn jemand als „Hipster“ bezeichnet.

Laut Infante erinnert der Yuccie von seinem Stil und seinen Gewohnheiten her an den Hipster. Er stammt aus einer mittelständischen Familie, wohnt in der Großstadt, ist hochgebildet, modebewusst, technikaffin und kreativ. In einem normalen Arbeitsverhältnis fühlt sich der Yuccie eingeengt. Reich werden möchte er Infante zufolge trotzdem - ohne dabei seine Kreativität beschneiden zu müssen.

Vom Juristen zum Braumeister

Viele Yuccies würden nach dem College gar nicht erst einen „traditionellen“ Karriereweg einschlagen, schrieb Infante. Stattdessen versuchten sie mit Hilfe von Start-ups, die eigene Idee in finanziellen Erfolg umzumünzen.

Dann gibt es da noch die andere Gruppe. Infante bezeichnete sie als die „unerfüllten Yuccies“. Sie hatten nach ihrem Hochschulabschluss einen Job in einer Bank, einem großen Unternehmen oder einer Anwaltskanzlei angenommen. Nach ein paar Jahren tauschen sie finanzielle Sicherheit gegen persönliche Erfüllung. Infante berichtete von einem ihm bekannten Juristen, der zum Bierbrauer wurde und dem Mitarbeiter eines Finanzdienstleisters, der ein Musik-Start-up gründete.

Auf Sicherheit bedacht

Und trotzdem sind Yuccies laut Infante irgendwie angepasster, als es die Hipster einst waren. Sie haben keine Tattoos, aber auch keine Schulden. Für den Yuccie spiele der Preis einer Ware keine Rolle; wie viel etwas kostet, sei nebensächlich, solange es den „eigenen Intellekt bestätigt“, wie es Infante ausdrückte.

Überhaupt sei der Hipster, wie er noch vor zehn Jahren existierte, „tot“, so Infante. Das liege hauptsächlich daran, dass die typischen Konsumgewohnheiten der Hipster längst Mainstream sind. „Fußballprofis tragen Sleeve-Tattoos, CSU-Minister Hornbrillen und der ‚Bild‘-Chefredakteur Vollbart. Wenn aber jeder Individualist ist, ist es in Wahrheit niemand mehr“, sekundierte die „Süddeutsche Zeitung“.

Begriff schon jetzt ein Schimpfwort

Infantes Text sorgt in den Sozialen Netzwerken für heftige Kontroversen. „Ich kann das Wort #yuccie schon jetzt nicht mehr hören“, schrieb eine deutsche Userin auf Twitter. Im Forum zu Infantes Artikel auf Mashable warfen viele Poster dem Autor vor, selbst ein Hipster zu sein. „So ist das mit den Hipstern. Sie glauben, einzigartig zu sein, sind es aber nicht“, lautete einer der Einträge. Für andere ist der Begriff „Yuccie“ schon jetzt - wenige Tage nach seiner Schöpfung - ein Schimpfwort. Verantwortlich dafür sei Infantes selbstbezogener Text.

Yuccie ist nicht der erste Versuch, die Gruppe der „Millennials“ zu kategorisieren. Im Vorjahr berichtete das Magazin „Adweek“ über eine launige Stereotypenliste der Onlinewerbefirma Exponential. Darauf zu finden sind der „Brogrammer“ (eine Mischung aus männlichem besten Freund und Programmierer), der „Unterbeschäftigte“ und der „Auffällige“, der stets im Mittelpunkt stehen möchte.

Die Website Mint.com veröffentlichte vor ein paar Jahren gleich sieben verschiedene Typen des Millennials. Das Spektrum reichte vom „Hightech Multitasker“ bis zum „Start-up-Kid“. Eine ähnliche Liste stellte auch die Boston Consulting Group im Jahr 2012 zusammen. Enthalten sind unter anderen die „Millennial-Mütter“ und die „Anti-Millennials“. Als „Millenials“ oder „Generation Y“ werden ganz allgemein die zwischen 1977 und 1998 Geborenen zusammengefasst.

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