Regelmäßiger Umstieg lohnt sich
Alleine seit Ende 2014 ist der Gasgroßhandelspreis um 40 Prozent gefallen. Aber nur wenige Gaslieferanten haben in den vergangenen Monaten Preissenkungen vorgenommen, kritisierte die Arbeiterkammer zuletzt in einer Aussendung. Auch der Stromgroßhandelspreis hat sich demnach seit Mitte 2008 beinahe halbiert (minus 47 Prozent). Doch die Hälfte der Stromversorger hat ihre Preise sogar noch angehoben.
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Bisher haben in Österreich seit der Liberalisierung des Strommarkts insgesamt knapp eine Million Haushalte ihren Strom- oder Gaslieferanten gewechselt. Allein in den ersten drei Monaten 2015 haben 67.000 Haushalte und Unternehmen einen neuen Energieanbieter gesucht. Doch das Potenzial ist lange noch nicht ausgeschöpft.
Laut einer Umfrage der E-Control kann sich unter jenen Haushalten, die noch nie gewechselt haben, knapp ein Viertel vorstellen, sich erstmals einen neuen Lieferanten zu suchen. Das entspricht einem Potenzial von rund 890.000 weiteren wechselwilligen Haushalten. „Die Kunden sind deutlich mobiler geworden“, sagte Martin Graf, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control.
Bester Wechselzeitpunkt ist: sofort
„Jeder Anbieterwechsel entlastet das Haushaltsbudget und verstärkt den Wettbewerb am Energiemarkt. Daher zahlt sich eine intensive Wechseltätigkeit auch mittel- und langfristig aus“, so auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP).
Ob nach dem Jahresabrechnungsschock oder einfach unter dem Jahr - der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel ist immer sofort. Bis zu 520 Euro kann ein durchschnittlicher Haushalt derzeit pro Jahr mit einem Wechsel sparen. Das sind die höchsten Einsparungen seit der Marktöffnung 2001. Der Weg zum neuen Anbieter ist dabei „leichter als gedacht“, wie der Großteil der Gewechselten der E-Control in ihrer Umfrage bestätigten.

Screenshot/e-control.at
So funktioniert es
Über den Tarifkalkulator auf der Website der Behörde finden Kunden einen Vergleich aller für sie in Frage kommenden Anbieter. Nach Eingabe von Postleitzahl und Verbrauch des Vorjahrs (dieser findet sich auf der Jahresabrechnung des aktuellen Energieversorgers) spuckt der Tarifkalkulator den günstigsten Anbieter mit Informationen zu Preis und Produktpaket in übersichtlicher Listenform aus.
Zusätzlich kann nach bestimmten Kriterien, wie etwa Ökostrom, gesucht werden. Per Klick auf das interessanteste Ergebnis werden alle relevanten Detailinfos angezeigt. Die Auswahl ist groß. Insgesamt sind derzeit 138 Stromlieferanten und 32 Gasversorger für Haushalts- und Gewerbekunden auf dem Markt.
Zählerstand ablesen bringt Sicherheit
Hat man seinen neuen Stromanbieter gewählt, kann man sich meist gleich ein Anmeldeformular auf der Website des Anbieters herunterladen und dieses dann ausgefüllt per E-Mail retournieren - fertig. Alles weitere erledigt der neue Stromlieferant, eine Kündigung beim alten Anbieter ist nicht nötig.
Wenige Tage später flattert dann ein Willkommensbrief des neuen Anbieters ins Haus, der den genauen Stichtag des Wechsels bekanntgibt und den Kunden zur Mitteilung des aktuellen Zählerstandes auffordert. Dieses Ablesen des Zählerstandes sollten Kunden unbedingt machen, einerseits um den Wechselprozess abzuschließen, andererseits, um bei etwaigen Unsicherheiten oder Unstimmigkeiten auch im Nachhinein noch den genauen Stromverbrauch beim alten Betreiber und den Start der neuen Stromlieferung nachvollziehen zu können.
Grundgebühr an Netzbetreiber bleibt
Damit ist der Wechsel im Normalfall auch schon vollzogen. Für Verwirrung im Vorfeld sorgt manchmal die Tatsache, dass die Strominfrastruktur selbst - also die Leitungen bis zum Haus bzw. zur Wohnung - von einer anderen Firma, nämlich dem lokalen Netzbetreiber, unterhalten wird und der Kunde für die Nutzung des Netzes extra zahlen muss. Das stellt quasi eine Grundgebühr dar, um die der Kunde auch nicht herumkommt. Der Netzbetreiber kann nicht gewechselt werden. Die Netzbetreiberkosten machen etwa die Hälfte der gesamten Strom- oder Gasrechnung aus.
Bei dieser Aufteilung in Netzbetreiber und Stromlieferanten sieht die Behörde E-Control noch starken Verbesserungsbedarf. Sie fordert, dass der Kunde nicht mehr mit zwei Anbietern konfrontiert wird, sondern dies im Hintergrund passiert und der Kunde nur mit dem Lieferanten selbst in Kontakt steht.
Jährlicher Wechsel empfohlen
Am meisten gespart wird, wenn der Energieanbieter jährlich gewechselt wird. Denn vor allem Neukunden werden oftmals mit besonderen „Zuckerl“ (mehrere Monate Gratisstrom, Einstiegsprämien) umworben. Dies ist auch ganz einfach möglich, denn Bindefristen (wie etwa bei Handyverträgen üblich) gibt es grundsätzlich gar keine. Bei einzelnen Angeboten betragen sie maximal ein Jahr.
Kehrt ein Kunde nach einem Jahr wieder zum gleichen Anbieter zurück, weil dieser etwa die Preise stark gesenkt und damit wieder attraktiv geworden ist oder einen besonders üppigen Neukundenbonus bietet, gilt der Kunde auch wieder als Neukunde. Der Konsument kann also wieder den Neukundenrabatt einheimsen und profitiert damit am meisten.
Beate Macura, ORF.at
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