„Mythen und Lügen endlich richtigstellen“
Homosexuelle leben im afrikanischen Staat Uganda gefährlich, Übergriffe sind an der Tagesordnung. Das Gesetz schützt dabei die Täter - bekennende Homosexuelle müssen hingegen Haftstrafen fürchten, denn gleichgeschlechtliche Beziehungen sind illegal. Ein Hochglanzmagazin wirbt nun für mehr Toleranz.
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Das Cover der hippen Zeitschrift zeigt ein Männergesicht mit einer schillernden Maske und violetten Federn, darunter ein Regenbogen und der Schriftzug: „Unsere Stimmen, unsere Geschichten, unsere Leben.“ Unter dem Namen „Bombastic“ wird das Hochglanzmagazin in Uganda kostenlos an die Bevölkerung verteilt. Auch der Internetradiosender Kuchu hat zum Ziel, tief verwurzelte Vorurteile innerhalb der Bevölkerung zu bekämpfen. „Kuchu“ bedeutet in einer der Lokalsprachen des Landes so viel wie „Schwuler“ oder „Tunte“.
Erste Medien für Homosexuelle in Schwarzafrika
Korrespondenten aus ganz Subsahara-Afrika sind für die Station tätig und erreichen Zehntausende Zuhörer, auch außerhalb Ugandas. „‚Bombastic‘ und Kuchu Radio sind die ersten Medien für Homosexuelle in Schwarzafrika“, erklärt der Aktivist Dennis Wamala. Aber es handelt sich um ein gefährliches Unterfangen. „Es wurden schon Ausgaben der Zeitschrift vor unseren Augen verbrannt, und im Norden von Uganda wollte uns die Polizei festnehmen - aber wir sind entkommen“, sagt Moses Kimbugwe, der für den Vertrieb von „Bombastic“ zuständig ist.
Vor einem Jahr hatte das Parlament in Kampala ein Gesetz verabschiedet, das langjährige Haftstrafen für Schwule und Lesben vorgesehen hatte: Gleichgeschlechtlicher Sexualverkehr sollte mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft werden. Nach einem internationalen Aufschrei und empörten Reaktionen aus dem Westen hatte das Verfassungsgericht das Gesetz im vergangenen August dann annulliert.
„Du weißt nicht, wann du getötet wirst“
„In den Medien werden schon lange Hassbotschaften über uns verbreitet, und wir haben uns entschlossen, all diese Mythen und Lügen endlich richtigzustellen“, schreibt die Menschenrechtsaktivistin Kasha Jacqueline Nabagesera im Leitartikel von „Bombastic“. Finanziell werden die Zeitschriftenmacher von ugandischen Homosexuellen und ausländischen Sympathisanten unterstützt.
Im Magazin erzählen Schwule und Lesben ihre Geschichten - oftmals anonym, aus Angst vor Verfolgung. In Uganda homosexuell zu sein, fühle sich an, wie „ständig im Todestrakt zu sitzen, weil du nicht weißt, wann du getötet wirst“, schreibt eine Lesbe. „Wir leben zwar nicht in Käfigen, aber wir sind dennoch Gefangene dieser Unsicherheit, der Bedrohungen und der herabwürdigenden Bemerkungen, die über uns gemacht werden.“
Minister droht mit Strafen
Der ugandische Minister für Ethik und Anstand, Simon Lokodo, hat die Macher von „Bombastic“ bereits gewarnt, dass sie eine Festnahme riskieren. „Ich denke, dass sie vor Gericht ein paar Fragen beantworten werden müssen“, sagte er. Die Veröffentlichung von Material mit homosexuellem Inhalt wird in Uganda mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft.
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