Schelte für zu niedrige Preise
Ohne einschneidende Reformen droht schon in wenigen Jahren eine Trinkwasserknappheit in vielen Teilen der Welt. Zwar gibt es genügend Wasser, um den Bedarf der Weltbevölkerung zu decken, doch Verschwendung und schlechte Ressourcenverteilung machen Länder mit trockenem und heißem Klima zu den großen Verlierern.
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Es seien „einschneidende Änderungen bei der Nutzung, Verwaltung und Aufteilung“ der Ressource Wasser nötig, erklärten die Vereinten Nationen in ihrem Mitte März veröffentlichten Wasserbericht. Bleiben diese aus, wird das Wasser in vielen Ländern knapp. Bis zum Jahr 2030 könne die Lücke zwischen dem Bedarf und der natürlichen Neubildung von Grundwasser auf 40 Prozent wachsen, schrieben die Experten der UNO-Wetterorganisation WMO.
Bevölkerungszuwachs als drängendes Problem
Der Anstieg der Weltbevölkerung von derzeit 7,3 Milliarden Menschen auf voraussichtlich 9,1 Milliarden im Jahr 2050 sei eines der drängendsten Probleme, heißt es in dem Bericht. Der weltweite Bedarf an Wasser werde dadurch um 55 Prozent steigen, unter anderem durch die landwirtschaftliche Produktion, die bereits heute für 70 Prozent des Wasserverbrauchs verantwortlich ist. Hinzu kommen der Klimawandel und die Verstädterung.
In ihrem Jahresbericht listen die UNO-Experten zahlreiche Missstände auf, etwa die Wasserverschmutzung durch Pestizide, industrielle Produktion und die Einleitung ungeklärter Abwässer. Zudem kritisieren sie die übermäßige Ausbeutung der Wasservorräte für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen.
China, Indien, USA, Naher Osten „kurzsichtig“
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung entnimmt ihr Trinkwasser dem Bericht zufolge dem Grundwasser. Etwa 20 Prozent dieser kostbaren Vorräte seien durch eine übermäßige Nutzung bedroht. In Teilen Chinas, Indiens und der USA sowie Regionen im Nahen Osten seien die Grundwasservorräte auf nicht nachhaltige Weise angezapft worden, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu decken, bemängelte der Hauptautor des UNO-Berichts, Richard Connor. Angesichts der schwindenden Grundwasserressourcen sei das ein „kurzsichtiges Vorgehen“.
Laut dem UNO-Bericht haben 748 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 2,5 Milliarden Menschen leben ohne Kanalisation. Die UNO-Experten riefen die Politik auf, härter gegen die Verschwendung und Verschmutzung von Wasser vorzugehen sowie Anreize für innovative Lösungen zu geben. „Die derzeitigen Wasserkosten sind im Allgemeinen viel zu niedrig, um eine Verschwendung durch reiche Haushalte oder die Industrie zu verhindern“, heißt es in dem Bericht. Ein verantwortungsvoller Umgang könne aber auch erreicht werden, indem das Problembewusstsein geschärft wird.
Neue Konflikte durch Wasserknappheit
Bereits im Februar hatte die UNO davor gewarnt, dass ohne erhebliche Investitionen in die Wasserversorgung in vielen Teilen der Erde neue Konflikte drohen. In vielen Entwicklungsländern sei auch Korruption ein Problem für fehlenden Zugang zu sauberem Wasser. Verbesserungen in der Wasserinfrastruktur sollten durch einen stärkeren Kampf gegen Korruption und durch umgeschichtete Kohle- und Gassubventionen finanziert werden.
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