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Milliardendeals mit Laserschwert und Co.

George Lucas hat sich mit „Star Wars“-Produkten jahrzehntelang eine goldene Nase verdient. 2012 übernahm Disney sein Unternehmen. Im Dezember kommt der erste Film der neuen „Star Wars“-Ära in die Kinos. Und Disney setzt zu einem Merchandise- und Lizenzgeschäft ohnegleichen an.

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Die Geschichte fing eigentlich viel früher an. Das „Star Wars“-Imperium Lucasfilm wurde 1971 von Lucas gegründet. Bereits 1986 verkaufte die Firma ihre Animationssparte Lucasfilm Graphics Groups an Apple-Gründer Steve Jobs - legendäre Erfolge wurden eingefahren, vor allem durch die Zusammenarbeit vom nun Pixar genannten Unternehmen mit Disney bei „Toy Story“. Jobs wurde durch den Börsengang zum Milliardär. 2006 schließlich verleibte sich Disney Pixar ganz ein.

Eine Person trägt ein Star-Wars-T-Shirt

ORF.at/Michael Baldauf

Alte T-Shirts und Sammlerstücke sind unter Fans heiß begehrt

Ein paar Jahre später, 2012, folgte der Rest: Lucasfilm wurde - für viele Fans eine Katastrophe - komplett an Disney verkauft, auch die lukrative Sparte Lucas Licensing, verantwortlich für Lizenzierung und Merchandise-Aktivitäten in Sachen „Star Wars“ und „Indiana Jones“. Generationen an Kids spielten und spielen mit „Star Wars“-Lego, ruinierten leuchtende Plastiklaserschwerter und versteckten sich hinter Darth-Vader-Masken. Die Macht war mit ihnen, das Geld mit George Lucas.

"Star Wars"-Merchandise-Produkte in einer Spielzeugabteilung von Lego

ORF.at/Simon Hadler

Bei FAO Schwarz in New York: „Star Wars“ und Lego, eine bewährte Paarung

Zweistellige Wachstumsraten

Nun hat mit Disney ein Konzern das „Star Wars“-Universum erobert, der in Sachen Merchandising noch größer denkt und handelt. Einer der Manager von Disney, Bob Iger, präsentierte laut der US-Publikation „Business Insider“ Zahlen, wonach der Konzern 2014 acht Marken an Bord hatte, die jeweils mehr als eine Milliarde Dollar an Lizenzgebühren für Merchandise-Artikel einbrachten - dazu zählt „Star Wars“. 2010 machte diese Sparte des Lizenzgeschäfts von Disney insgesamt noch 28,6 Mrd. Dollar aus - 2013 waren es bereits 41 Mrd.

Und das Wachstum geht weiter, wie am Dienstag bekanntgegeben wurde: Die zuständige Sparte legte im Winterquartal einen Gewinnsprung von 46 Prozent vor und wuchs nun im abgelaufenen Quartal noch einmal um 32 Prozent. Große Zugpferde waren dabei „Frozen“ und „Avengers“. Bei „Star Wars“ wird man noch in andere Dimensionen vordringen. Das Geschäft hat schon begonnen, seit bekanntwurde, dass drei neue Folgen des Weltraumepos gedreht werden. Wer etwa in New York shoppen geht, wird von Stormtroopers, Jedis und Co. regelrecht erschlagen. Im legendären Spielzeuggeschäft FAO Schwarz ist dem Merchandising eine ganze Abteilung gewidmet - und dann noch einmal so viel Platz beim Lego.

"Star Wars"-Merchandise-Produkte in einem Disney-Store

ORF.at/Simon Hadler

Nicht nur für den Fasching: Stormtrooper-Verkleidung im Disney-Shop New York

„Dreamliner“ im R2-D2-Look

Der Disney-Shop ist sowieso voll mit „Star Wars“-Puppen, -Taschen und jedem sonst noch vorstellbaren Jedi-Artikel. Sogar im M&M’S-Store am Broadway tragen die Schokolinsen schwarze Masken und Laserschwerter. Von Ramschläden an jeder Ecke ganz zu schweigen. Nicht einmal der Himmel blieb verschont: Ein Boeing „Dreamliner“ wurde im Look des Roboters R2-D2 gestaltet. Und im Internet klicken Fans zig Millionen Mal auf jeden noch so kleinen Teaser oder Trailer. Auch die Disneyland-Vergnügungsparks sollen im Sommer ganz im Zeichen von „Star Wars“ stehen.

Dabei fällt der offizielle Startschuss für das Merchandising erst am 4. September, also relativ kurz vor dem Kinotermin von „Star Wars: The Force Awakens“ im Dezember. Disney gab am Sonntag bekannt, seine Stores am „Force Friday“ um 0.00 Uhr zu öffnen (was an den Verkaufsstart von Apple-Produkten erinnert). Angeboten werden sollen neue Artikel, darunter Bücher, Spielsachen, Comics, Sammlerartikel, Apps, E-Books und vieles mehr - natürlich auch online.

"Star Wars"-Merchandise-Produkte in einem Disney-Store

ORF.at/Simon Hadler

Chewbacca eignet sich als Kuschelmonster

Merchandising-Start als Massenevent

Das Magazin „Variety“ zitiert in seiner Onlineausgabe den Vizepräsidenten der zuständigen Disney-Abteilung Josh Silverman, samt US-typischem, kitschigem PR-Jargon: „Jedes Laserschwert, jede Actionfigur, jedes Lego-Set erzählt eine Geschichte - für Generationen von ‚Star Wars‘-Fans. Und dieser internationale Event feiert all diese Geschichten. Wir sind so aufgeregt, ein Teil des Countdowns vor diesem großen, großen Filmmoment zu sein.“

Dem nicht genug. Fans sollen ihre tollen Merchandise-Erlebnisse dieses Tages in Sozialen Medien unter den Hashtags #ForceFriday und #MidnightMadness teilen. An Madness - im Sinn von kommerziellem Größenwahn und Ausverkauf - werden dabei wohl jene langjährigen „Star Wars“-Fans denken, die George Lucas den Verkauf seines Imperiums an Disney nie verziehen haben, weil sie von Anfang an vermutet hatten, dass aus Kult hier (noch mehr) Kommerz wird.

"Star Wars"-Merchandise-Produkte in einem Disney-Store

ORF.at/Simon Hadler

Plastik pur: R2-D2 mal zwo

„Star Wars“-Festspiele bis 2019

Allerdings weicht das Unken und Grummeln in den Fanforen langsam der Vorfreude auf den ersten Film. Zuerst der Teaser inklusive Pod-Racer, dann der Trailer mit R2-D2, zerdepperter Darth-Vader-Maske, Chewbacca und Harrison Ford - all das dürfte so einige überzeugt haben. Und immerhin, nach zehn Jahren Pause folgen nun Schlag auf Schlag gleich fünf Filme.

"M&M's"-Spender im Star-Wars-Design

ORF.at/Simon Hadler

Jedi-Power in der M&M’S World in New York

Drei reguläre Fortsetzungen und zwei Spin-offs folgen im Jahresrhythmus: Der Streifen „Rogue One“ über den Todesstern mit der britischen Schauspielerin Felicity Jones (31) soll im Dezember 2016 anlaufen, bevor 2017 der zweite Teil der Trilogie folgt, danach 2018 ein Film mit Boba Fett als Hauptfigur und dann 2019 der dritte „Star Wars“-Teil.

Baby-Strampler von "M&M's" im Star-Wars-Design

ORF.at/Simon Hadler

Für Opfer von Nerd-Eltern

Disney schwenkt nach Genderkritik ein

Hinter den Kulissen beschwert sich George Lucas, dass Disney keine einzige seiner Ideen für die neuen Filme übernommen hat. Und seltsame Rochaden sorgten bei Fans und Kritikern für Verwirrung. Bei Teil sieben, „Star Wars: The Force Awakens“, führt J.J. Abrams („Star Trek“, „Mission: Impossible III“) Regie. Bei Teil acht folgt ihm Rian Johnson nach („Looper“, drei Folgen „Breaking Bad“ - darunter die mit der Fliege) und nach jüngsten Angaben soll Teil neun dann wieder Abrams drehen. Möglicherweise ist das den Fans egal, solange Harrison Ford Han Solo bleibt und Chewbakka sich nicht zu einer Ganzkörperrasur überreden lässt.

Mehr ins Gewicht fällt da schon, dass sich weibliche „Star Wars“-Fans vernachlässigt gefühlt haben. Unter den zuletzt von Disney neu vorgestellten Action-Figuren fand sich nicht einmal Prinzessin Leia, ganz zu schweigen von anderen weiblichen Charakteren. Auf eine entsprechende Twitter-Anfrage einer Frau antwortete der Konzern, es sei auch nichts in diese Richtung geplant. Daraufhin formierte sich unter dem Hashtag #wewantleia Protest. Disney reagierte: Leia-Produkte sind nun geplant. Als Beobachter ist man geneigt zu sagen: „Ich fühle eine Erschütterung der Macht.“

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