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Regierung will keine Schließung

Die Regierung Nepals will trotz des verheerenden Erdbebens im Himalaya den Mount Everest nicht für Bergsteiger schließen. „Wenn die Kletterer gehen wollen, können sie noch immer gehen“, sagte Gyanendra Shrestha vom Tourismusministerium am Donnerstag.

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Die nepalesischen Behörden kündigten die rasche Wiederaufnahme von Expeditionen an. Diese sollten in der kommenden Woche wieder starten, sagte Tulsi Gautam von der Tourismusbehörde am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe „für niemanden einen Grund, Expeditionen abzusagen“. Einige Gruppen in Nepal planten den Aufstieg noch, sagte auch Shrestha.

Verschüttetes Basiscamp am Mount Everest

AP/Courtesy of 6summitschallenge.com/Elia Saikaly

Bei dem Beben wurden Teile des Lagers zerstört

Allerdings müsse eine neue Route durch den gefährlichen Eisfall gelegt werden. Die alte Route - die mit Leitern und Seilen gesichert war - wurde von Lawinen zerstört, so Gautam. Shrestha fügte in seinem Statement hinzu: „So ist Abenteuer, es ist voller Unwägbarkeiten. Du bist selbst für deine Sicherheit verantwortlich. Die Regierung kann Katastrophen nicht verhindern.“

Mindestens 18 Tote

Bei dem Beben am Samstag hatten sich im Mount-Everest-Massiv zahlreiche Lawinen gelöst und Teile des Basislagers auf dem höchsten Berg der Welt zerstört. Dabei kamen mindestens 18 Menschen (andere Quellen sprechen von bis zu 22) ums Leben, darunter nach Angaben von Nepals Bergsteigervereinigung eine Australierin, zwei US-Amerikaner, ein Japaner und ein Chinese. Zum Unglückszeitpunkt befanden sich etwa 800 Menschen auf dem höchsten Berg der Erde, unter ihnen auch Österreicher.

Rettungshubschrauber bei verschüttenten Zelten am Mount Everest

AP/Courtesy of 6summitschallenge.com/Elia Saikaly

Die Touristen wurden nach dem Beben ausgeflogen

Mehrere Teams sagten Besteigung ab

Mehrere große Expeditionsteams wie Jagged Globe, das Teammitglieder verlor, sagten ihre Vorhaben ab. Sie wollen in diesem Jahr nicht mehr von Nepal aus auf den Mount Everest steigen. Auch auf chinesischer Seite zogen sich aus Furcht vor Nachbeben zunächst alle ins Basislager zurück. Bergsteiger wie der Tiroler Alois Fuchs berichteten von dort, der Berg sei gesperrt. Auch das deutsche Team Amical Alpin und das Schweizer Team von Kobler & Partner drehten um.

Auf der chinesischen Seite des Mount Everest wurden im Gegensatz zur nepalesischen Seite wegen des verheerenden Erdbebens alle Expeditionen abgebrochen. Das berichteten österreichische Alpinisten auf ihren Webssites. Der blinde Osttiroler Andy Holzer machte sich auf den Rückweg - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Ein Hubschrauber fliegt beiM Mount Everst

AP/Courtesy of 6summitschallenge.com/Elia Saikaly

Für die Hubschrauber war die Bergung ob der Höhe schwierig

Beim bis dahin schwersten Unglück in der Geschichte des Everest-Bergsteigens waren im April des Vorjahres 16 einheimische Bergführer ums Leben gekommen. Danach sagten fast alle Teams ihre Vorhaben ab. Zum Zeitpunkt des Erdbebens am Samstag war die Hauptsaison auf dem 8.848 Meter hohen Berg wieder in vollem Gange.

„Lusthaft-sinnloses Vorhaben“

Der Grazer Bergsteiger Clemens Strauss hatte sich am Dienstag, drei Tage nach der verheerende Katastrophe, in seinem Blog gefragt, ob eine weitere Besteigung „kaltschnäuzig“ und „zynisch-gleichgültig“ wäre. Ein Abbrechen seines „lusthaft-sinnlosen Vorhabens“, schrieb er, würde aber auch nicht ein einziges Leben retten oder die Lage von Betroffenen verbessern. Die Mehrheit der anwesenden Sherpas würde eine Fortsetzung der Expedition befürworten, da sie mit dem dabei verdienten Geld zu Hause helfen könnten.

Video von Lawine

Der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch hielt das Unglück in einem YouTube-Video fest, als die Erde bebte und die Lawine das Basislager erreichte: „Der Boden wackelt“, ruft ein Bergsteiger, bevor Chaos ausbricht und eine weiße Schneestaubwolke über die Umstehenden hereinbricht. Kurz darauf versucht Kobusch sich mit seiner Gruppe beim Küchenzelt zu sammeln - doch dieses gibt es nicht mehr.

Nach dem Unglück waren bis Dienstag alle Abenteurer gerettet worden. Sie seien per Helikopter von den Höhencamps eins und zwei ins Basislager gebracht worden, sagte Ang Tshering Sherpa vom Nepalesischen Bergsteigerverband am Dienstag. Insgesamt seien 180 Bergsteiger festgesessen, weil die Abstiegsroute von Lawinen zerstört wurde. Die örtliche Polizei sprach zuvor von 205 Geretteten.

Habeler und Messner: „Zweiklassenrettung“

Der Extrembergsteiger und Mount-Everest-Kenner Peter Habeler hatte zuvor gefordert, der Rettung der Ärmsten Priorität einzuräumen. Viele einfache Nepalesen befänden sich in einer weit schlimmeren Notlage als die im Himalaya festsitzenden Bergsteiger, hatte der 72-jährige Österreicher am Montag der Nachrichtenagentur dpa gesagt. „Diese Leute am Mount Everest zahlen viel Geld und haben alle eine Versicherung, und logischerweise werden Hubschrauber sie ausfliegen“, sagte Habeler.

„Die Agenturen, die diese Hubschrauberflüge betreiben, wissen, dass sie dafür Geld bekommen. Und sie wissen auch, dass sie nichts bekommen, wenn sie irgendwo einfache Nepalesen ausfliegen, weil nämlich die Regierung kein Geld dafür hat.“ Ähnlich hatte sich zuvor der Extrembergsteier Reinhold Messner geäußert, mit dem Habeler mehrfach im Himalaya auf Tour war: Messner sprach im Radiosender hr-Info von einer „Zweiklassenrettung“.

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