Befreiung, Kapitulation, Besatzung
Von der Befreiung vom Hitler-Regime durch die Alliierten bis hin zur Weihnachtsansprache von Bundeskanzler Leopold Figl: Das Jahr 1945 war für Österreich ein Jahr von großer historischer Bedeutung. Die Schlüsselereignisse im Überblick.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
29. März: Sowjetische Truppen überschreiten bei Klostermarienberg im Burgenland die österreichische Grenze.
4. April: Widerstandskämpfer verhandeln mit dem russischem Oberkommando über einen Aufstand in Wien („Operation Radetzky“).
5. April: Die „Schlacht um Wien“ beginnt. Eine Woche später haben sowjetische Truppen die österreichische Hauptstadt erobert.
6 April: Major Karl Biedermann („Operation Radetzky“) wird verhaftet, der geplante militärische Aufstand in Wien scheitert.
8. April: Während deutsch-ungarische Truppen den sowjetischen Vorstoß in Richtung Graz zum Stehen bringen, wird in den Vorstädten von Wien weiter gekämpft. Ein Großbrand in der Wiener Innenstadt erfasst auch den Dachstuhl des Stephansdoms. Die Widerstandskämpfer Karl Biedermann, Alfred Huth und Rudolf Raschke werden in Wien-Floridsdorf gehängt. Dichter Josef Weinheber begeht in Kirchstetten Suizid.

AP
Wien war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt
10. April: In Wien werden die Donaukanal-Brücken von abziehenden SS-Einheiten gesprengt.
11. April: Durch SS-Kommandos kommt es zu den letzten Erschießungen von Juden. Die „Pummerin“ des Stephansdoms stürzt in die Stephanskirche und zerschellt. Mitglieder der Widerstandsgruppe O5 richten im Wiener Palais Auersperg die erste österreichische Zivilgewalt nach dem NS-Regime ein.
13. April: Ende der „Schlacht um Wien“.
14. April: Sozialdemokraten und Revolutionäre Sozialisten schließen sich zur Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ) zusammen. Adolf Schärf, der spätere Bundespräsident, wird zum Parteivorsitzenden (1945 - 1957) gewählt.
17. April: In Wien wird die Österreichische Volkspartei (ÖVP) gegründet.
23. April: Christlich-Soziale, Sozialisten und Kommunisten einigen sich auf die Errichtung der Provisorischen Staatsregierung. Staatskanzler wird der Sozialist Karl Renner.
27. April: Die Provisorische Staatsregierung proklamiert die „Wiederherstellung der Republik Österreich“.
29. April: Konstituierende Sitzung der Regierung Renner.
1. Mai: Die Bundesverfassung von 1920 in der Fassung von 1929 wird wieder in Kraft gesetzt. Die Wiener Staatsoper eröffnet ihren Betrieb in der Volksoper mit Mozarts „Figaro“ unter Dirigent Josef Krips, auch das Theater in der Josefstadt und das Raimundtheater öffnen wieder. Französische Einheiten besetzen Bregenz.
2. Mai: Aufstand der Widerstandsbewegung O5 in Innsbruck. Sie übernimmt unter Karl Gruber die Macht in der Tiroler Landeshauptstadt.
3. Mai: Die ersten US-Truppen erreichen Innsbruck.
4. Mai: US-Truppen besetzen Salzburg.
5. Mai: Als letztes Konzentrationslager des NS-Regimes wird Mauthausen in Oberösterreich von alliierten Truppen befreit. Die 7. US-Armee rückt in Linz ein.
8. Mai: Die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht tritt in Kraft. In Wien wird das NS-Verbotsgesetz erlassen und die Auflösung aller NS-Organisationen verfügt. Zudem wird die Registrierungspflicht für Parteimitglieder und SS-Angehörige eingeführt. Die US-Armee verhaftet in Kitzbühel Hermann Göring. Britische Truppen ziehen in Klagenfurt ein.
9. Mai: Truppen der Roten Armee ziehen in Graz ein.
29. Mai: Wiederaufnahme der Vorlesungen an der Universität Wien.
9. Juli: Deklaration der vier Besatzungsmächte über Österreich, Einsetzung der „Alliierten Kommission für Österreich“ und Aufteilung des Landes in Besatzungszonen. Burgenland, Niederösterreich und Oberösterreich nördlich der Donau gehen an die Sowjetunion, Salzburg, das steirische Salzkammergut und Oberösterreich südlich der Donau und westlich der Enns an die USA; Kärnten, Osttirol und die Steiermark an die Briten sowie Nordtirol und Vorarlberg an die Franzosen. Wien wird unter den vier Alliierten aufgeteilt.
20. August: Die westlichen Bundesländer beschließen auf einer Konferenz in Salzburg, mit der Provisorischen Staatsregierung unter Renner zusammenzuarbeiten.
22. August: Der Rat der United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) beschließt in London Hilfsmaßnahmen für Österreich.
23. September: Beginn der „Schuttaktion“ in Wien. Alle sollen bei der Beseitigung der Trümmer mithelfen.
24./25. September: Erste Kontakte zwischen der Regierung Renner und den Vertretern der westlichen Bundesländer bei einer bundesweiten Länderkonferenz im niederösterreichischen Landhaus.
20. Oktober: Die Provisorische Staatsregierung wird nunmehr von allen vier Besatzungsmächten anerkannt.
19. November: Die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule kehren aus St. Martin im Innkreis (OÖ) nach Wien zurück.
25. November: Erste Nationalratswahlen der Zweiten Republik. Die ÖVP unter Leopold Figl erringt 85 der 165 Mandate, die von Adolf Schärf geführte SPÖ 76 und die KPÖ unter Johann Koplenig vier. Nicht wahlberechtigt sind ehemalige Mitglieder von NSDAP, SA und SS.
13. Dezember: Start zur ersten Währungsreform. Der Schilling wird wieder gesetzliches Zahlungsmittel.
18. Dezember: Der Alliierte Rat genehmigt die Zusammensetzung der von Leopold Figl gebildeten Bundesregierung. Adolf Schärf wird Vizekanzler.
19. Dezember: Konstituierung des österreichischen Parlaments. Nationalratspräsident wird Leopold Kunschak (ÖVP).
20. Dezember: Staatskanzler Karl Renner wird von der Bundesversammlung einstimmig zum ersten Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewählt. Er ernennt Leopold Figl zum Bundeskanzler.

AP
Bundeskanzler Leopold Figl war der erste gewählte Bundeskanzler
24. Dezember: Figl hält seine berühmte Weihnachtsansprache: „Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann Euch für den Christbaum - wenn Ihr überhaupt einen habt - keine Kerzen geben. Kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich.“
Links: