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Experten analysieren verheerendes Beben

Das schwere Erdbeben Ende April in der Himalaya-Region hat zu erheblichen Verschiebungen auf der Erde geführt. Der Untergrund unter Kathmandu habe sich wohl um drei Meter nach Süden bewegt, sagte der Tektonikexperte James Jackson von der Universität Cambridge nach ersten Analysen. Die Geophysikerin Sandy Steacy von der Universität Adelaide teilte diese Einschätzung, sie sprach von bis zu drei Metern.

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In der Region treffen die indische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander. Jährlich schiebt sich die indische Platte nach Angaben des französischen Forschers Yann Klinger in der Himalaya-Region zwei Zentimeter in den Eurasischen Kontinent - ein Prozess, der erst zur Entstehung der Himalaya-Kette geführt hat.

Karte von Nepal

APA/ORF.at

Nach dem Erdbeben Ende April gab die Verwerfungslinie unter dem Kathmandu-Tal dem anhaltenden Druck nach, über der Naht liegende Felsen brachen ab und rutschten rund drei Meter südwärts über das Gestein unter ihnen. Das löste ein Beben der Stärke 7,8 aus.

Wurde Everest größer?

Unklar blieb zunächst, ob die Erdbewegungen so groß waren, dass geologische Hochpräzisionskarten angepasst werden müssen. Der weiter östlich gelegene Mount Everest bewegte sich nach Einschätzung der Experten durch das Beben wohl nur wenige Millimeter. Das höchste Gebirge der Welt liege „nicht direkt über der Bruchzone“, sagte Steacy. Der Seismologe Ian Main von der Universität Edinburgh schloss kleinere Höhenänderungen nicht aus. Es seien satellitengestützte Analysen nötig, um das beurteilten zu können. Der Everest ist offiziell 8.848 Meter hoch.

Ein Riss in der Straße

Reuters/Navesh Chitrakar

Die Gewalt des Bebens ist sichtbar

Japan-Beben verrückte Insel um 2,4 Meter

Zum Vergleich: Das katastrophale Erdbeben in Japan 2011 verrückte Wissenschaftlern zufolg die japanische Hauptinsel um 2,4 Meter, wie damals Kenneth Hudnut von der US-Geologiebehörde dem Fernsehsender CNN sagte. Das sei an der Bewegung einer Station des Satellitennavigationssystems GPS sowie aktueller Kartenaufzeichnungen der japanischen Behörden erkennbar.

Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie ermittelte nach eigenen Angaben außerdem, dass das Beben die Achse der Erdrotation um rund zehn Zentimeter verschoben hatte. Das wäre wahrscheinlich die größte Verschiebung durch ein Erdbeben seit 1960, als Chile erschüttert wurde, sagte der Institutsdirektor Antonio Piersanti laut einer Mitteilung.

Auch das Beben in Chile im Februar 2010 mit einer Stärke von 8,8 hatte Einfluss auf die Erdachse. Nach Berechnungen der US-Raumfahrtbehörde NASA verschob sie sich damals um acht Zentimeter. Dadurch habe sich die Länge eines Tages, also die Zeit, die die Erde für eine komplette Umdrehung benötigt, um 1,26 Mikrosekunden verkürzt. Eine Mikrosekunde ist der millionste Teil einer Sekunde.

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