Hubschrauber fliegen Bergsteiger aus
Infolge der verheerenden Himalaya-Erdbeben haben sich mehrere Lawinen auf dem Mount Everest gelöst und Dutzende Bergsteiger unter sich begraben. 19 Menschen konnten nur noch tot geborgen werden, sagte ein Sprecher der indischen Streitkräfte, die mit einem Expeditionsteam an Ort und Stelle sind. Befürchtet wird allerdings eine weit höhere Opferzahl.
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Die Nachrichtenagentur AFP berichtete Sonntagabend von 22 toten Bergsteigern. Gegenüber dem indischen TV-Sender IBN war von Armeeseite zuvor von 65 befürchteten Todesopfern allein in dem am Samstag von einer Lawine getroffenen Basiscamp die Rede. Etliche der rund 1.000 auf dem Everest befindlichen Bergsteiger waren zum Zeitpunkt des Bebens in höheren Camps - zudem kam es bei Nachbeben am Sonntag zu weiteren Lawinenabgängen.
Video von Lawine
Der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch hielt die Momente in einem YouTube-Video fest, als die Erde bebte und die Lawine das Basislager erreichte: „Der Boden wackelt“, ruft ein Bergsteiger, bevor Chaos ausbricht und eine weiße Schneestaubwolke über die Umstehenden hereinbricht. Kurz darauf versucht Kobusch sich mit seiner Gruppe beim Küchenzelt zu sammeln - doch dieses gibt es nicht mehr.

AP/Azim Afif
Ein Bild vom zerstörten Basislager
Insgesamt würden in der Everest-Region noch 100 bis 150 Menschen vermisst, sagte Santa Bir Lama, Vizepräsident der nepalesischen Bergsteigervereinigung laut dpa. Die meisten seien in Camp zwei auf 6.400 Metern. Er fürchtete, dass viele von ihnen unter Schneemassen begraben liegen könnten. Ein Offizier der indischen Armee sagte dem indischen Sender NDTV, viele Menschen seien von der Außenwelt abgeschnitten und hätten keine Satellitentelefone. „Wir helfen so vielen, wie wir können.“
„Es war schrecklich“
„Es war schrecklich hier im Camp 1. Lawinen auf drei Seiten“, schrieb Mazur auf Twitter, der am Sonntag Zeuge eines Lawinenabgangs wurde. Er sei besorgt um das Team im Eisfall unterhalb von ihm. Adrian Ballinger schrieb von der Nordseite des Everest: „Ein weiteres großes. Richtig groß. Von den Bergen um das nordseitige Basislager fielen Felsen herab.“ Die chinesisch-tibetische Bergsteigervereinigung habe alle gebeten, ins Basislager abzusteigen, bis die Nachbeben aufhören.
Rettungsaktion auf Mount Everest
Auf dem Mount Everest ist am Sonntag eine umfangreiche Rettungsaktion angelaufen. Erste Verletzte wurden ausgeflogen.
Hubschrauber starten Rettungsflüge
Nach Angaben der Polizei in Lukla klärte sich das schlechte Wetter Montagfrüh auf, und Helikopter konnten ins Basislager starten. Zahlreiche Verletzte seien ins Tal gebracht worden. Der Bergsteiger Alex Gavan berichtete auf seiner Homepage aus dem Basislager, es sei ein „riesiges Desaster“. Er sei aus seinem Zelt herausgeeilt und um sein Leben gerannt. Die Hubschrauber könnten wegen der dünnen Luft nur jeweils wenige Personen transportieren.
Hunderte sitzen fest
Einige wenige Bergsteiger seien aus den Camps oberhalb des Basislagers ausgeflogen worden, schreibt Gavan. Aber mehr als 100 säßen noch fest. Helikopter brächten Seile und Eisschrauben nach oben, um eine neue Abstiegsroute zu legen. Die einzige Route durch den gefährlichen Eisfall, die mit vielen Leitern große Gletscherspalten überwindet, wurde durch die Lawine zerstört. Das schrieb der Bergsteiger Daniel Mazur in Nepal auf seiner Homepage.

AP/Pasang Dawa Sherpa
Großangelegter Rettungseinsatz mit Helikopern aus unterschiedlichen Höhen
Nach Einschätzung des Everest-erfahrenen ehemaligen Extrembergsteigers Reinhold Messner werde man sehr lange brauchen, alle Bergsteiger hinunter ins Basislager zu bringen. Der gesamte Eisbruch müsste von den Sherpas erst wieder mit Seilen und Leitern präpariert werden.
Hochsaison voll im Gange
Beim bis dahin schwersten Unglück in der Geschichte des Everest-Bergsteigens kamen erst im April des Vorjahres 16 Sherpas ums Leben. Danach sagten fast alle Teams ihre Vorhaben ab. Zum Zeitpunkt des Unglücks war die Hauptsaison auf dem 8.848 Meter hohen Berg wieder in vollem Gange. Offiziellen Angaben zufolge bereiteten sich rund 400 Ausländer auf die Besteigung des Gipfels vor. Auch viele von denen, die im vergangenen Jahr umkehrten, sind wieder da, so auch der blinde österreichische Extrembergsteiger Andy Holzer. Er befindet sich mit seinem dreiköpfigen Team auf einem Lager in 6.400 Meter Höhe in Sicherheit.
Google-Manager unter Todesopfern
Nach Angaben von Expeditionsleitern und Angehörigen sind unter den bisher geborgenen Toten ein Australier, ein US-Amerikaner und ein Chinese. Auch einer der Führungskräfte des Google-Forschungslabors Google X, der als erfahrener Bergsteiger geltende Dan Fredinburg, befindet sich unter den Toten. Die meisten Leichen seien noch im Basislager, sagte der Everest-Rettungskoordinator Ang Tshering Sherpa. Ihre Identität und Nationalität könne erst geklärt werden, wenn sie am Montag nach Kathmandu gebracht werden.
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