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Staatsspitze gibt Druck nach

Am Jahrestag der „Sewol“-Fährkatastrophe in Südkorea hat Präsidentin Park Geun Hye die Hebung des Schiffswracks angekündigt. Park versprach am Donnerstag bei einem Besuch auf der Insel Jindo, in deren Nähe die Fähre gesunken war, die „Sewol“ werde zum „frühestmöglichen Zeitpunkt“ geborgen. Damit versucht sie, die Familien der Opfer zu besänftigen.

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Die Familien verlangen eine unabhängige Aufklärung des Unglücks. Sie werfen der Regierung unter anderem vor, alle Schuld an dem Unglück auf den - verurteilten - Kapitän und seine Crew abzuschieben. So prangern die Hinterbliebenen an, dass Schlüsselpositionen in einem Untersuchungskomitee mit Vertretern des Schifffahrtsministeriums besetzt worden seien, das den kriminellen Reeder jahrelang gedeckt hatte. Außerdem verlangten sie die Hebung der Fähre.

Angehörige verweigerten Treffen mit Präsidentin

Neun der über 300 Todesopfer des Unglücks werden noch immer in dem Wrack auf dem Meeresgrund vermutet. Bisher hatte die Staatsspitze auf die Forderung nach einer Bergung des Wracks mit Ausflüchten geantwortet. Nun, da die Angehörigen damit drohten, die offizielle Trauerfeier am Donnerstag zu einer Blamage für die Präsidentin zu machen, lenkte sie ein. Angehörige der Opfer hatten bereits am Mittwoch demonstrativ ein Treffen mit ihr verweigert.

Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye

AP/Yonhap/Park Chul-hong

Staatspräsidentin Park Geun Hye vor Beginn der offiziellen Trauerfeier

Zunächst gab es keine Reaktion der Familien auf die Ankündigung der Präsidentin. Der Bergungseinsatz soll schätzungsweise 120 Milliarden Won (104 Mio. Euro) kosten. Die überladene Fähre war vor Jindo gekentert. Die meisten der Opfer waren Schüler. Das Unglück hatte in Südkorea große Empörung hervorgerufen. Der Kapitän wurde im November zu einer 36-jährigen Haftstrafe verurteilt, weitere führende Besatzungsmitglieder erhielten ebenfalls langjährige Gefängnisstrafen.

Bewegende private Trauerfeier am Mittwoch

Mehr als hundert Angehörige hatten den Unglücksort bereits am Mittwoch zu einer Trauerfeier besucht, die ausschließlich den Hinterbliebenen vorbehalten war. Sie wurden mit einem Boot zu der Stelle gebracht, an der das Schiff am 16. April vergangenen Jahres mit 476 Menschen an Bord gesunken war. Die Hinterbliebenen streuten weiße Blumen ins Meer und ließen kleine, gelbe Papierboote zu Wasser. Außerdem warfen sie Lieblingssüßigkeiten ihrer Kinder ins Wasser.

Angehörige trauern um die Opfer

Reuters/Ed Jones

Angehörige an der Unglücksstelle

Die meisten der Angehörigen hatten kurz zuvor an einem Protestmarsch in Südkoreas Hauptstadt Seoul teilgenommen, bei dem die Vertuschung der wahren Hintergründe des Unglücks angeprangert worden war. Ein Bericht des Rechnungshofes hatte als Ursachen des Unglücks explizit auch Inkompetenz und Korruption bei den Behörden genannt. Der am 1. Jänner eingesetzte U-Ausschuss hat seine Arbeit noch nicht aufgenommen.

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