Themenüberblick

Umsatz nach Fusion bei 1,3 Milliarden Euro

Im schnell wachsenden Onlinehandel mit Luxusmode soll ein neuer Marktführer entstehen: Das italienische Unternehmen Yoox schluckte im März das britische Luxusportal Net-A-Porter. Der Zusammenschluss soll die Yoox Net-A-Porter Group zum weltweit führenden Unternehmen für den Onlinehandel von Designermode machen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der gemeinsame Umsatz liegt bei etwa 1,3 Milliarden Euro, gemeinsam haben die Plattformen laut Yoox zwei Millionen Kunden. Richemont, der schweizerische Mutterkonzern von Net-A-Porter, erwartet einen Buchgewinn in Höhe von 317 Millionen Euro aus der Transaktion. Die neue Gesellschaft soll ihren Sitz in Italien haben und an der Mailänder Börse gelistet sein. Die Übernahme soll plangemäß im September per Aktientausch über die Bühne gehen.

Zusammenschluss „zweier Pioniere“

Richemont soll mit 50 Prozent beteiligt sein, das Stimmrecht wird aber auf 25 Prozent beschränkt. Geschäftsführer wird der italienische Yoox-Gründer Federico Marchetti und soll es bis mindestens 2018 bleiben. Die Net-A-Porter-Gründerin Natalie Massenet wird Präsidentin. Der Zusammenschluss der beiden „Pioniere“ werde in der Branche „ein weiteres Mal“ neue Maßstäbe setzen, glaubt Marchetti.

Marchetti ist der erste Ansprechpartner für die Modewelt, wenn es ums Internet geht. Mit der Firma Yoox, die ihren Sitz im Süden Mailands hat und im Jahr 2000 von ihm gegründet wurde, steuert er die Websites Yoox.com, Thecorner.com und Shoescribe.com. Kleidung und Schuhe preist er so im Internet an - und verdient an den Verkäufen mit.

Yoox kooperiert mit Designermarken

Zudem ist Yoox auch noch für die Onlineshops von Designermarken wie Armani, Dolce & Gabbana und Valentino verantwortlich. In den 15 Jahren seit der Gründung hat sich Marchetti ein kleines Internetimperium erschaffen, das inzwischen einen Jahresumsatz von 524,3 Millionen Euro und einen operativen Gewinn von 48,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Marchetti gelang es nach und nach, die Branche für das Internet und für sich zu gewinnen. 2006 war es Marni, das sich als erstes Label von Yoox einen eigenen Onlineshop programmieren ließ.

Wie der US-Onlineriese Amazon meistert Yoox die Komplexität des Onlinehandels souverän. Von der Bestellung zum Verpacken über das Bezahlen bis hin zu Lagerverwaltung und Logistik sitzen alle Details. Yoox vertraut auf einen datenorientierten Ansatz - ein Algorithmus, der angeblich 400 Seiten füllt, legt beispielsweise fest, wie viel Vorrat das Unternehmen bereithält.

In mehreren Distributionszentren vor den Toren Bolognas werden die Bestellungen in Sekundenschnelle bearbeitet. Die Pakete werden in Regale eingeordnet und dann von Kränen abtransportiert. Die Pakete sind mit einem RFID-Code versehen, so kann jedes einzelne Paket genau geortet und verfolgt werden.

Auch Amazon interessiert an Kauf von Net-A-Porter

Die Fusion mit Net-A-Porter ist für Marchetti der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere. Schon vor zwei Jahren verhandelte er mit Richemont. Doch eine Einigung kam damals nicht zustande. Ende März wurde sogar noch Amazon als Käufer von Net-A-Porter ins Spiel gebracht. Sowohl die Branchenpublikation „Women’s Wear Daily“ als auch das US-Magazin „Forbes“ hatten berichtet, Amazon erwäge einen Kauf. Hintergrund der Meldungen dürften die ins Stocken geratenen Verhandlungen zwischen Marchetti und Massenet gewesen sein.

Branchenexperten attestieren Amazon einen schweren Stand im Handel mit Luxusgütern, weil das Unternehmen in den USA und Europa vor allem für das Versprechen niedriger Preise bekannt ist. Marchetti sagte, er sehe sich von Amazon nicht bedroht. Weder Yoox noch Net-A-Porter agierten im Massenmarkt. „Wir sind auf Luxus fokussiert“, so Marchetti.

Kapitalerhöhung nach Fusion

Freilich: Auch wenn Marchetti dementiert, dass Amazon eine Gefahr darstellt, wird Amazon angesichts der Größe des Unternehmens sehr wohl als Wettbewerber wahrgenommen. Immerhin sagte Richemont-Geschäftsführer Johann Rupert Ende März auf der Website Fashionunited, dass das Geschäftsmodell zunehmend von Technologiegrößen angegriffen werde. Mit ihrer Fusion stärken und schützen die Unternehmen Yoox und Net-A-Porter laut Rupert ihre Position. Sie planten nun eine Kapitalerhöhung und wollten 200 Millionen Euro einsammeln, um weiteres Wachstum zu finanzieren, hieß es von Rupert.

Links: