Wahrzeichen oder Rohrkrepierer?
Braucht Helsinki ein Guggenheim-Museum? Nein, glaubt ein Großteil der Bevölkerung. Eher nicht, heißt es vonseiten der wirtschaftlich nicht sonderlich gut aufgestellten Stadt. Die Guggenheim Stiftung lässt sich davon aber nicht entmutigen und will die Mittel für einen gigantischen Museumsneubau im Zentrum der Stadt trotz Widerstands aufbringen. Damit das Projekt derweil nicht ganz auf Eis liegt, wurde schon einmal ein Architekturwettbewerb ausgelobt, bei dem sich eine Rekordzahl an Büros um den Bau bewarb.
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Bisher hieß es vonseiten der Stadtverwaltung immer, dass das Vorhaben mit projektierten Baukosten von 140 Mio. Euro zu teuer sei, und 2012 votierte die Stadtregierung schon einmal mit einer überwiegenden Mehrheit gegen den Bau. Auch zwei Drittel der Bevölkerung Helsinkis sprachen sich in einer Umfrage gegen den Bau eines Guggenheim Museums aus. Doch damit endet die Geschichte längst nicht. Wie die finnische Zeitung „Kaleva“ in einem Leitartikel damals schrieb: „Es ist seltsam, dass Anhänger des Guggenheim das Wort ‚Nein‘ nicht verstehen.“

Guggenheim Museum
Die Fläche am Hafen wird heute als Parkplatz genutzt - in naher Zukunft könnte dort einer der Wettbewerbsbeiträge realisiert werden
So ist bis heute unklar, wer ein mögliches Guggenheim Museum finanzieren soll, doch zumindest für die Auslobung eines Architektenwettbewerbs wurde genug Geld aufgetrieben. Der erste Platz ist mit 100.000 Euro dotiert, die fünf weiteren Finalisten erhalten je 55.000 Euro. Und auch die Stadt, die sich bis jetzt immer noch nicht zur grundsätzlichen Zustimmung durchgerungen hat, scheint zumindest ein bisschen entgegenkommender als noch vor ein paar Jahren: Ein Stück Land, in bester Lage am Wasser, direkt am Hafen von Helsinki und bisher nur als Parkplatz genutzt, soll für das Projekt reserviert worden sein.
Newcomer oder Stararchitekt: Rätselraten im Netz
Nicht weniger als 1.715 Architekturbüros aus aller Welt nahmen die Herausforderung an. Ihre Einreichungen sind auf der Website der Guggenheim Foundation zu bewundern, allerdings anonymisiert. Man darf also rätseln - Zaha Hadid, BIG, Snöhetta, Henning Larsen - welcher Entwurf stammt von wem, welcher von jemandem, der gut im Stilkopieren ist? Einige wenige bekannte Architekten hatten sich schon vorher am Bewerb interessiert gezeigt - darunter auch Frank Gehry, der unter anderem bereits die Guggenheim-Museen in Bilbao und in Abu Dhabi geplant hat.

Guggenheim Museum
Alle 1.716 eingereichten Projekte sind auf der Website der Guggenheim Foundation einsehbar
Auf der Shortlist sind dennoch keine international besonders bekannten Namen gelandet, ein Großteil der Büros ist sogar noch relativ jung: AGPS Architecture, Asif Khan, Fake Industries Architectural Agonism, Moreau Kusunoki Architect, SMAR Architecture Studio und Haas Cook Zemmrich STUDIO2050. Diese sechs Finalisten haben nun den Auftrag, ihre Entwürfe zur Baureife weiterzuentwickeln.
Entwürfe bleiben anonym
Der Bewerb ist nach wie vor, zumindest ansatzweise, anonym, denn offiziell werden die Entwürfe unter Projektnummern geführt und wurden ihren Erdenkern nicht zugeordnet. In den internationalen Medien und vor allem auf Architekturblogs sparte man dennoch nicht mit Kritik an den möglichen Gebäuden. Das Museum soll, gemäß dem viel zitierten Bilbao-Effekt, ein neues Wahrzeichen werden und Touristen aus aller Welt anlocken. 550.000 Besucher könnten jährlich in das neue Museum kommen, heißt es vonseiten der Guggenheim-Stiftung. Die Umwegrentabilität solle die Ausgaben, die der Stadt entstünden, damit leicht wieder in die Kassen spülen.

Guggenheim Museum
Ein Entwurf, der es auf die Shortlist geschafft hat
Ob das wirklich funktioniert, wird sich aber erst in der Praxis zeigen können, schließlich kann die Stiftung nicht nur auf Erfolgsgeschichten wie das 1997 eröffnete Bilbao-Museum verweisen. Schlecht geklappt hat das ja eher in Berlin, klar gescheitert ist das Ganze in Las Vegas, und gleich mehrere Projekte, etwa im Salzburger Mönchsberg, kamen nie über eine Grundsatzdiskussion hinaus.
Von Ostereiern und Riesenrädern
Die sechs Finalistenentwürfe für Helsinki stoßen insgesamt auf wenig Begeisterung. Kaum einer scheint sich wirklich harmonisch in die Stadt zu fügen. Vergleiche mit Markt- oder Stadthallen werden laut, Kritik an „Fast-Food-Stadtplanung“ sind wenig schmeichelhaft. Wer sich durch die Datenbank der 1.715 Einreichungen wühlt, der bekommt einiges zu sehen, von dem man nicht ganz sicher sein kann, wie ernst es gemeint war - Gebäude, die wie riesige UFOs aussehen, ein Museum in Form eines Riesenrades und eines, das an ein gewaltiges U-Boot erinnert etwa. Auch von wem ein beleuchtetes Riesenei stammt, das weiß man nicht - aber, wie die „Süddeutsche Zeitung“ urteilte: „Hauptsache, es wird nicht gebaut.“
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