„Einer der stärksten Stürme“
Ein Sturmtief ist am Dienstag mit Orkanböen und Dauerregen über Deutschland gezogen und hat drei Menschenleben gefordert. Der Verkehr war in weiten Teilen Deutschlands lahmgelegt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor einem „der stärksten Stürme der vergangenen Jahre“.
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In Sachsen-Anhalt wurde ein Mann vor seiner Haustür von einer umstürzenden Mauer erschlagen. In Rheinland-Pfalz tötete ein umstürzender Baum zwei weitere Menschen. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, fiel der Baum bei Montabaur im Westerwald auf ein Dienstfahrzeug der Straßenmeisterei. Rettungskräfte konnten die beiden Männer nur noch tot aus dem Wrack auf einer Landstraße bergen.
Münchner Hauptbahnhof geräumt
Im Bahnverkehr kam es nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) in mehreren Bundesländern praktisch flächendeckend zu großen Verspätungen und Zugsausfällen. In Bayern wurde nahezu der komplette IC- und ICE-Verkehr von und nach München eingestellt. Die Haupthalle des Münchner Hauptbahnhofs wurde geräumt. Auch die S-Bahn stellte in der bayerischen Hauptstadt vorübergehend den Betrieb ein. Die Maßnahme wurde aus Sicherheitsgründen getroffen.

APA/EPA/Klaus Altmann-Dangelat/Nordbayerischer Kurier
Ein zerstörter Zug in Bayern - der Bahnverkehr musste unterbrochen werden
Auch die Korridorstrecke über das deutsche Eck war infolge des Sturms unterbrochen. ÖBB-Züge Richtung Westen fuhren statt Salzburg - Rosenheim - Kufstein über Zell am See und Wörgl. Reisende hätten mit rund 80 Minuten Verspätung zu rechnen, sagte ein Sprecher der ÖBB.
Bereits am Vormittag hatte die DB den Nahverkehr im Bundesland Nordrhein-Westfalen komplett eingestellt. Lange Schlangen bildeten sich vor den Schaltern und den Abfahrtstafeln. Grund für die großräumigen Probleme im deutschen Bahnverkehr waren Beschädigungen an den Oberleitungen durch umgestürzte Bäume. In Hannover stand der S-Bahn-Verkehr still.
Zudem gab die DB eine „Reisewarnung für alle Fahrten nach Deutschland“ aus. Diese Verbindungen seien „im Moment unterbrochen“. An einem Schienenersatzverkehr, beispielsweise für die Strecke Salzburg oder Kufstein nach München, werde gearbeitet. Passagiere sollten jedenfalls vor Fahrtantritt überprüfen, ob der jeweilige Zug auch fährt.
Bäume auf Intercity gestürzt
Einen gefährlichen Vorfall gab es in Niedersachsen: Drei umstürzende Bäume stoppten einen mit rund 350 Passagieren besetzten Intercity bei Osnabrück. Die Bäume stürzten auf den letzten Waggon des Zuges, wie die Bundespolizei mitteilte. Es sei niemand verletzt worden. Der Zug, der auf der Fahrt von Köln nach Bremen gewesen sei, sei nicht entgleist. Der Regionalverkehr in Niedersachsen wurde später komplett eingestellt.

APA/dpa/Julian Stratenschulte
Zahlreiche Dächer wurden beschädigt wie hier in Niedersachsen
Bereits im Vorfeld hatte der DWD von „einem der stärksten Stürme der vergangenen Jahre“ gesprochen und vor „sehr großer Gefahr“ gewarnt. Deutschlandweit waren Feuerwehren, Bautrupps der Gemeinden und Polizei im Dauersatz wegen umgestürzter Bäume und anderer Sturmschäden. Von Schleswig-Holstein über Hessen bis nach Baden-Württemberg meldeten die Behörden kurzzeitig unpassierbare Straßen, umgestürzte Verkehrsschilder und umherfliegende Planen. Auf Autobahnen kippten mehrere Lastwagen und Anhänger wegen des Windes um.
Probleme auf Frankfurter Flughafen
Wegen Sturmschäden wurde zudem die ICE-Strecke zwischen München und Augsburg gesperrt. Es stand nach Angaben eines DB-Sprechers zunächst nicht fest, wann der Verkehr wieder freigegeben werden könne. Auch im Fernverkehr gebe es wegen Unwetterschäden Störungen, sagte eine andere Sprecherin.
Auf dem Frankfurter Flughafen kam es wegen des Sturms zu vereinzelten Verspätungen, wie der Betreiber Fraport mitteilte. Eine von drei Startbahnen konnte in der Früh wegen des starken Windes nicht genutzt werden. Für Hochlagen des Harzes und die Alpen galten Warnungen vor extremem Unwetter. In höheren Lagen gab es extreme Orkanböen - in der Früh wurden auf der Zugspitze 164 km/h gemessen.
Niederlande: Flug- und Schiffsverkehr behindert
Gleichzeitig sorgten starke Windböen von bis zu 120 km/h auch in den Niederlanden für Probleme. Insbesondere der Flug- und Schiffsverkehr war betroffen. Auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol fielen Dutzende Flüge aus, vor allem innerhalb Europas, wie ein Sprecher sagte. Auch Wien war von den Flugstreichungen indirekt betroffen.

APA/dpa/Peter Kneffel
Wellengang wie am Meeresufer - hier am Starnberger See in Bayern
In Europas größtem Hafen in Rotterdam mussten zwei Containerterminals geschlossen werden. Die Schiffe müssten auf See warten, bis sich die Wetterlage wieder beruhigt, sagte ein Sprecher. Nahe dem Hafen in Vlissingen an der belgischen Grenze fuhr ein 300 Meter langes Containerschiff während der Ebbe auf Grund, wie die Wasserschutzbehörde mitteilte.
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