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Machtkampf auf dem Rücken des Jemen

Saudi-Arabien hat die arabischen Staaten am Samstag auf einen langen Krieg im Jemen eingeschworen. Bei einem Gipfeltreffen der Arabischen Liga am Samstag im ägyptischen Badeort Scharm al-Scheich sagte Saudi-Arabiens König Salman, die Luftschläge im Jemen würden nicht aufhören, bis das Land wieder stabilisiert sei.

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Auch der jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi bat um weitere militärische Unterstützung: Die Angriffe „müssen weitergehen, bis sich die Huthi-Bande ergibt“, sagte das von den Huthis entmachtete Staatsoberhaupt. Der jemenitische Außenminister Riad Jassin konkretisierte die Forderung, indem er auch Bodentruppen ins Spiel brachte. Es sei „sehr wahrscheinlich“, dass Verstärkung vom Boden aus notwendig werde, sagte er gegenüber Journalisten.

Karte zu den Machtverhältnissen im Jemen

APA/ORF.at

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben in den vergangenen Monaten große Teile des Landes und die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. In dieser Woche stießen sie bis in die südjemenitische Hafenstadt Aden vor. Dorthin war Präsident Hadi vor den Aufständischen geflohen, bis er sich auf Druck der Angreifer nach Saudi-Arabien absetzte. Hadi, der sich nun in der saudischen Hauptstadt Riad befindet, bat die arabischen Nachbarländer, in den Konflikt einzugreifen. Seit Donnerstag bombardiert eine von Saudi-Arabien angeführte Allianz arabischer Länder Stellungen der Rebellen und ihrer Verbündeten.

Luftangriffe auf Huthi-Stellungen

In der Nacht auf Sonntag wurde der Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa lahmgelegt. Nach Angriffen in der Nacht könne die Landebahn nicht mehr genutzt werden, verlautete aus jemenitischen Luftverkehrskreisen. Mindestens 15 Menschen sollen ums Leben gekommen sein. Zudem seien Dutzende Waffendepots der Aufständischen in der Rebellenhochburg Saada bombardiert worden, sagten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der arabische Sender Al-Arabija berichtete unter Berufung auf das saudische Militär, ein Großteil der Waffenbestände der Huthis sei bereits zerstört worden.

Arabische Liga berät über Bodeneinsatz

Der Konflikt im Jemen ist eines der Hauptthemen des zweitägigen Gipfeltreffens der Arabischen Liga. Das sunnitische Königshaus in Saudi-Arabien will eine Ausweitung des Machtbereichs des schiitischen Iran verhindern. Saudi-Arabien und der Iran sind die größten Rivalen im Nahen Osten.

An der von der von Saudi-Arabien angeführten Allianz sollen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Katar, Bahrain, Kuwait, Jordanien, Marokko, Jordanien und der Sudan beteiligt sein - ebenso wie Ägypten, das auch vier Kriegsschiffe entsandte, um den Golf von Aden zu sichern. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi betonte in Scharm al-Scheich, der arabische Raum erlebe derzeit „nie dagewesene Bedrohungen“ durch „terroristische Gruppen“. Der Außenminister der VAE, Anwar Mohammad Gargasch, schrieb auf Twitter: „Der strategische Wandel der Region kommt dem Iran zugute. Wir dürfen die Tatsache nicht verschweigen, dass die Huthis sein Banner tragen.“

Teheran bestreitet Vorwürfe

Die iranische Führung bestreitet solche Vorwürfe vehement. Am Donnerstag bekräftigte Teheran erneut, der Miliz weder finanziell noch militärisch zu helfen. Der Iran forderte laut der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars Saudi-Arabien auf, die „Aggression und Luftangriffe“ umgehend zu stoppen. Ein hochrangiger iranischer Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Islamische Republik werde alle politischen Wege nutzen, um die Spannungen im Jemen zu lindern: „Eine Militärintervention ist für Teheran keine Option.“

Explodierendes Waffendepot in der jemenitischen Hafenstadt Aden

Reuters/Nabeel Quaiti

Explosion eines Waffendepots nahe der Hafenstadt Aden

Länder ziehen Mitarbeiter ab

Die Vereinten Nationen (UNO) und mehrere arabische Staaten haben unterdessen begonnen, ihre Mitarbeiter aus dem umkämpften Jemen in Sicherheit zu bringen. In Sanaa begann die UNO damit, mehr als 100 Personen auszufliegen. Sie sollten auf mehrere Länder der Region verteilt werden. Die saudi-arabische Marine holte laut einem Bericht des staatlichen TV-Senders Al-Echbarija vom Samstag Dutzende Diplomaten mehrerer Länder aus Aden ab und brachte sie in die saudi-arabische Hafenstadt Dschidda.

Auch Pakistan will Hunderte von Landsleuten aus dem umkämpften Jemen zurück nach Hause bringen. Dazu würden am Sonntag zwei Großraumflugzeuge entsandt, sagte ein Vertreter des pakistanischen Verteidigungsministeriums. Die saudi-arabischen Luftfahrtbehörden hätten dafür grünes Licht gegeben. Pakistan hat sich bisher nicht festgelegt, ob es das Bündnis militärisch unterstützen wird.

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