Schwerer Infarkt im Vorjahr
Der langjährige „Musikantenstadl“-Moderator Karl Moik ist mit 76 Jahren im Landeskrankenhaus Salzburg gestorben. Einen entsprechenden Bericht der deutschen „Bild“-Zeitung bestätigte die ORF-Pressestelle.
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Erst im Jänner war Moik aus einer Halleiner Klinik entlassen worden, wo er wegen Nieren- und Herzproblemen behandelt wurde. Nach Angaben des ORF-Landesstudios Salzburg wurde der im Salzburger Tennengau wohnhafte Moik seit drei Wochen erneut stationär behandelt, wobei sich sein gesundheitlicher Zustand weiter verschlechterte. Moik erlitt am 3. März des Vorjahres nach dem Rosenmontagsumzug in Köln einen schweren Infarkt, von dem er sich nie mehr richtig erholen sollte.
Letzter „Stadl“ am 31. Dezember 2005
Moik, der seine Moderatorenkarriere 1973 mit der ORF-Rundfunksendung „Volkstümliche Hitparade“ startete, sollte mit dem 1980 konzipierte „Musikantenstadl“ TV-Geschichte schreiben und Millionen Österreicher und Deutsche vor die Fernsehschirme locken. Der erste „Musikantenstadl“ wurde am 5. März 1981 vom ORF gesendet. 1983 wurde die Sendung mit der deutschen ARD koproduziert und Moik nach Österreich auch in Deutschland zum Star.

ORF/Ali Schafler
Moik mit seinem im Juli 2007 verstorbenen, als Hias bekanntgewordenen „Stadl“-Mitarbeiter Matthias Mayer
Mit seiner Liveshow reiste Moik um die Welt: 1998 gastierte der „Musikantenstadl“ etwa in Disney World im US-Bundesstaat Florida, 1999 verfolgten mehrere hundert Millionen Zuschauer des chinesischen Staatsfernsehens das Musikspektakel in Peking. 1989 war Moiks „Stadl“ die erste große TV-Show, die nach dem Mauerfall live aus Ostdeutschland übertragen wurde. Am 31. Dezember 2005 hieß es für Moik nach 25 Jahren in Klagenfurt schließlich zum letzten Mal „Servus, pfiat Gott und auf Wiedersehen“. Übernommen wurde der „Stadl“ von Andy Borg, für den nun ebenfalls ein Nachfolger gesucht wird.
„Dann geht man“
„Ab einem gewissen Alter drängt die Jugend nach, und dann geht man“, sagte Moik rückblickend zu seinem „Stadl“-Abschied. In den letzten Jahren zog sich Moik mit seiner Familie in Oberalm bei Salzburg zurück. Seine Frau Edith, mit der Moik seit 1964 verheiratet war, managte nicht nur das Familienleben, sondern auch die Karriere ihres „Karli-Buam“. Aufträge nahm er nur noch an, wenn „eine nette Runde beisammen ist“. Zudem hatte er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Bereits 2004 hatte er während einer Karnevalsfeier in Köln einen Herzinfarkt erlitten. Genau zehn Jahre später erlitt er am Rosenmontag wiederum in Köln einen weiteren Herzinfarkt, von dem er sich nicht mehr erholte. „Man weiß ja in meinem Alter, dass die Wegstrecke nicht mehr so lange ist, aber ich will sie noch genießen, soweit es geht“, sagte Moik anlässlich seines 75. Geburtstags.
ORF zollt Moik Respekt
Der ORF zollte dem verstorbenen Volksmusikmoderator seinen Respekt. „Er brachte mehr als 25 Jahre lang den Menschen rund um den Globus populäre österreichische Volkskultur näher“, so Generaldirektor Alexander Wrabetz, der die „unermüdliche Begeisterung“ und den „aufopfernden Enthusiasmus“ des TV-Präsentators würdigte. Auch ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner erinnerte an den Verstorbenen: „Seine nicht enden wollende Kraft, Volksmusik und Schlager einem internationalen Publikum nahezubringen, hat mich auch in der gemeinsamen Zusammenarbeit immer beeindruckt.“ Sein Tod hinterlasse einen tiefen Schmerz.
„R. I. P., lieber Karl“
Die Volksmusikgemeinde trauert um ihre Legende. Moiks Kollege Patrick Lindner teilte via Twitter mit: „Soeben hat mich die Nachricht erreicht, dass mein Freund Karl Moik von uns gegangen ist, dem ich sehr viel zu verdanken habe und der den Anfang meiner Karriere wesentlich mit geprägt hat ... R. I. P., lieber Karl. Du bleibst für immer in unseren Herzen.“
Der Trompeter Stefan Mross, eine Entdeckung des Verstorbenen, der 1989 seinen ersten Fernsehauftritt in Moiks Sendung „Wie die Alten sungen“ hatte, richtete sich via Twitter an seine Fans: „Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr ich traurig bin. Bin nur am Weinen.“ Die erfolgreiche Schweizer Volksmusiksängerin Francine Jordi verabschiedete sich ebenfalls bewegt von ihrem Vorbild: „Ich bin tief traurig (...) genau wie auf diesem Bild will ich dich in Erinnerung behalten (...) vielen Dank für alles, was du für mich getan hast! Ruhe in Frieden“.
Auch Karl Blecha, Chef des SPÖ-Pensionistenverbandes, zeigte sich in einer Aussendung tief betroffen: „Karl Moik war ein großes Idol für ‚unsere Generation‘ und dem Pensionistenverband Österreichs sehr freundschaftlich verbunden.“ Er erinnere sich noch heute an die „wunderbaren Moderationen“ Moiks auf Veranstaltungen des Pensionistenverbandes: „Wir verlieren einen ganz Großen der Unterhaltungsbranche, aber vor allem auch einen wunderbaren Menschen.“
1938 in Linz geboren
Moik wurde am 19. Juni 1938 in Linz geboren und wuchs als Kind einer alleinerziehenden Mutter in bescheidenen Verhältnissen in Hallein bei Salzburg auf. Seinen Vater lernte er erst im Alter von fünf Jahren kennen. Sein Showtalent habe sich schon früh bemerkbar gemacht, wie Moik, der zunächst eine Ausbildung zum Werkzeugmacher und als Vertreter für Öfen, Kopiergeräte und Fernsehantennen arbeitete, selber sagte. Später tingelte er mit dem Jazz-Trio Jolly Austrians durch Europa und wurde schließlich vom ORF als Rundfunkmoderator verpflichtet.
Für seine Verdienste um die Kultur wurde Moik im Jahre 2003 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Linz ausgezeichnet, außerdem wurde ihm im August 2004 der Ehrenprofessorentitel verliehen. 2004 und 2007 erhielt der Publikumsliebling jeweils eine Krone der Volksmusik. In den letzten Jahren war es still um den Vollblutshowmaster geworden. Nur noch selten trat Moik in der Öffentlichkeit auf. „Wenn ich meine Karriere Revue passieren lasse, waren 90 bis 95 Prozent eine traumhafte Zeit“, sagte Moik vor zwei Jahren. Über die weniger schönen Dinge müsse er ja nicht mehr nachdenken.
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