Offensive mit USA koordiniert
In der Nacht auf Donnerstag hat Saudi-Arabien gemeinsam mit einer Allianz arabischer Staaten mit den USA abgestimmte Luftangriffe auf Stellungen der aufständischen schiitischen Huthi-Miliz und auf die von diesen gehaltene jemenitische Hauptstadt Sanaa gestartet. Doch offenbar laufen bereits die Vorbereitungen für den Einsatz von Bodentruppen.
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Neben Ägypten zeigten sich einem Bericht von al-Arabija zufolge auch Jordanien und der Sudan bereit, sich an einer Bodenoffensive zu beteiligen. Die nötige Abstimmung mit den anderen Staaten zu einer Bodenoffensive sei bereits im Gange, teilte das ägyptische Außenministerium am Donnerstag mit. Ägypten schickte bereits vier Kriegsschiffe, um den Golf von Aden zu sichern.
Auch der Sudan zeigte inzwischen offiziell Bereitschaft, sich mit Flugzeugen und Bodentruppen zu beteiligen. Offizielle Stimmen aus Riad gibt es noch nicht, doch ein mit Verteidigungsfragen betrauter Saudi hält eine Bodenoffensive ebenfalls für notwendig: „Wir können unser Ziel, die legitime Regierung (im Jemen, Anm.) wieder in Kraft zu setzen, nicht erreichen, indem wir den Himmel über dem Jemen kontrollieren.“
Gemeinsame Planungsstelle mit USA
Die in der Nacht auf Donnerstag gestartete Operation läuft mit logistischer und geheimdienstlicher Unterstützung der USA. US-Truppen seien allerdings nicht direkt in die Militäroperation involviert, hieß es aus Washington. Allerdings bauten die USA und Saudi-Arabien eine gemeinsame Planungsstelle, um ihre Unterstützung zu koordinieren. Die USA begrüßten die militärische Intervention unter Führung Riads. Nach Angaben eines ranghohen US-Diplomaten lobte US-Außenminister John Kerry in einer Telefonkonferenz mit Ministern der beteiligten Golfstaaten die „Arbeit der Koalition“.
Erst vor vier Tagen hatten die USA aus Sicherheitsgründen eigene, bei Aden stationierte Soldaten abgezogen. Sie hatten die von den Huthis eroberte Luftwaffenbasis al-Anad als Drohnenstützpunkt im Anti-Terror-Kampf genutzt. US-Soldaten trainierten dort zudem jemenitische Spezialeinheiten. Am Donnerstag verkündete auch die Türkei ihre offizielle Unterstützung für die Offensive. Ankara rief die Huthis und ihre „ausländischen Unterstützer“ dazu auf, Maßnahmen zu unterlassen, die den Frieden und die Sicherheit in der Region gefährden.

APA/ORF.at
Die Offensive wird von mehreren Staaten getragen. Neben den Golfstaaten bestätigte auch Pakistan eine Anfrage von Saudi-Arabien, sich zu beteiligen. Diese wolle man nun prüfen, hieß es aus Pakistan. Jordanien hingegen begründete seine Teilnahme an der Operation zumindest mit Luftschlägen damit, dass die „Sicherheit im Jemen und in der Golfregion von hohem strategischen Interesse“ sei. Wie al-Arabija berichtete, will Saudi-Arabien für die Offensive im Nachbarland 100 Kampfflugzeuge und 150.000 Soldaten abstellen. Die Arabische Liga erklärte, sie stehe „geschlossen“ hinter den Luftangriffen der Allianz.
Präsident Hadi in Saudi-Arabien
Der jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi verließ unterdessen nach Berichten des Senders Al-Arabija „unter saudischem Schutz“ den Jemen, um am Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Ägypten teilzunehmen. Wo Hadi sich aufhält, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Reuters zufolge habe sich Hadi vorerst ins Nachbarland Saudi-Arabien abgesetzt. Er traf dort mit Verweis auf einen saudischen TV-Sender am Donnerstag ein.
Die Gipfelkonferenz der Arabischen Liga soll am Samstag im ägyptischen Badeort Sharm al-Scheich stattfinden. Der von den USA und Saudi-Arabien geförderte Hadi war vor den Rebellen nach Aden geflohen und hatte die südliche Hafenstadt zur neuen Hauptstadt ausgerufen. Doch am Mittwoch waren die Huthis bis nach Aden vorgerückt und hatten Hadi erneut zur Flucht gezwungen.
Iran kündigt Schritte zur Beilegung der Krise an
Die von den Saudis geführte Offensive kommt für die Huthis nun einer Kriegserklärung gleich. Sie wollen dem Vorstoß aber ohne iranische Hilfe begegnen, hieß es am Donnerstag. Ein Huthi-Sprecher warnte jedenfalls davor, dass sich nun der Konflikt im Jemen zu einem Regionalkrieg auswachsen werde.
Staatsmedien im Iran, der die Huthis bei ihrem Vormarsch unterstützt haben soll, bezeichneten die Militäroperation der Golfstaaten als „von den USA unterstützte Aggression“. Der Vorstoß würde die Optionen für eine friedliche Lösung des Konflikts blockieren, die Krise ausweiten und sollte umgehend gestoppt werden, teilte die iranische Außenamtssprecherin Marsieh Afcham mit: „Diese Angriffe sind nicht nur eine Verletzung der territorialen Integrität des Jemen, sondern auch eine sehr gefährliche Entwicklung.“ Ähnlich argumentierte auch der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif: „Wir werden alle Bemühungen daransetzen, die Krise im Jemen unter Kontrolle zu bringen.“ Auch Syrien bezeichnete die Angriffe als Aggression.
Saudische Flughäfen gesperrt
Medienberichten zufolge befindet sich der gesamte jemenitische Luftraum unter Kontrolle Saudi-Arabiens. Die Huthis reagierten mit Boden-Luft-Raketen auf die Angriffe aus der Luft. Drei hohe Huthi-Militärkommandeure seien getötet worden, hieß es bei al-Arabija. Auch in Sanaa wurden Ziele bombardiert - darunter der Präsidentenpalast sowie die Hauptquartiere von Polizei und Spezialkräften. Laut dem von den Huthis kontrollierten Gesundheitsministerium in Sanaa starben dadurch 25 Zivilisten, 40 weitere wurden verletzt. Die Angriffe hätten Wohngebiete in der Nähe des Flughafens getroffen.

Reuters/Khaled Abdullah
Die saudischen Kampfjets bombardierten auch Ziele in der Hauptstadt Sanaa
Die Truppen von Präsident Hadi konnten den Flughafen der Hafenstadt wieder unter ihre Kontrolle bringen. Zuvor hatten ihn angeblich Soldaten von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh eingenommen. Saudi-Arabien setzte indes internationale und Inlandsflüge auf sieben Flughäfen im Süden des Landes aus. Im Jemen wurden aufgrund der aktuellen Entwicklung alle Häfen gesperrt. Kuwait verschärfte im Zuge der Intervention im Jemen seine Sicherheitsvorkehrungen rund um Erdölanlagen.
UNO: Verhandlungen einzige Lösung
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief indes die Bürgerkriegsparteien im Jemen dringend zu Verhandlungen auf. Nur so könne angesichts der Eskalation des Konflikts eine Lösung erzielt werden, sagte Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen (UNO) in New York. Er verfolge die Lage in dem arabischen Land sehr genau und habe zur Kenntnis genommen, dass Saudi-Arabien gemeinsam mit arabischen Verbündeten mit Waffengewalt in den Bürgerkrieg eingegriffen habe. Alle Beteiligten erinnerte er an ihre Verpflichtung zum Schutz von Zivilisten nach internationalem Recht. Auch der UNO-Sicherheitsrat habe Zurückhaltung gefordert.
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