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Hilferuf verhallt bisher ungehört

Der jemenitische Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi dürfte am Mittwoch vor den anrückenden Huthi-Rebellen aus dem südjemenitischen Aden geflohen sein. Das bestätigten Mitglieder seiner Garde. Wenig später versicherten hochrangige Beamte, der Präsident sei noch in der Hafenstadt. Wie lange er dem Druck des Vormarsches der Huthis standhalten kann, ist jedoch fraglich.

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„Präsident Hadi hat Aden in Richtung Ausland verlassen“, sagte ein Mitglied der Präsidentengarde der Nachrichtenagentur AFP. Der Staatschef verließ laut den Angaben mit einem Hubschrauber den Präsidentenpalast in Aden, um an einem nicht genannten Ort Zuflucht zu suchen. Augenzeugen berichteten zudem, ein Konvoi aus Präsidentenfahrzeugen habe den Palast verlassen.

Die Nachrichtenagentur AFP berichtete am Mittwoch von einem Luftangriff auf den Präsidentenpalast von Staatschef Hadi in Aden. Über dem Gebiet seien Rauchschwaden zu sehen. Laut Arabischer Liga bat der Außenminister des Jemen, Riad Jasin, die arabischen Staaten um eine Militärintervention.

USA gaben Luftwaffenbasis auf

Die Huthi-Rebellen hatten zuvor einen wichtigen Luftwaffenstützpunkt 60 Kilometer nördlich von Aden erobert. Erst vor vier Tagen hatten die USA aus Sicherheitsgründen eigene in der jemenitischen Basis stationierte Soldaten abgezogen. Al-Anad wurde in der Vergangenheit von den USA als Drohnenstützpunkt im Anti-Terror-Kampf genutzt. US-Soldaten trainierten dort zudem jemenitische Spezialeinheiten.

Ein Panzer an Jemens Grenze

Reuters/Nabeel Quaiti

Truppen, die loyal zu Hadi stehen, blockieren die Straßen nach Aden

„In wenigen Stunden in Aden“

Anrainer in der Nähe der Luftwaffenbasis berichteten am Mittwoch, Huthi-Kämpfer hätten den Stützpunkt überrannt. Ein Sprecher der Rebellen erklärte in einem Statement gegenüber der Presse, seine Truppen hätten nicht die Absicht, den Süden des Landes zu besetzen. „Wir werden in wenigen Stunden in Aden sein“, erklärten die Rebellen gegenüber dem schiitischen TV-Sender al-Maschira. Damit geraten die Truppen Hadis, eines Verbündeten der USA, weiter in die Defensive, auch weil die Regierungstruppen jetzt eine Reihe von Kampfflugzeugen nicht mehr einsetzen können.

Karte zur US-Luftwaffenbasis Al-Anad

APA/ORF.at

Hilferuf an die UNO

Der Präsident hatte erst am Dienstag in einem Brief den UNO-Sicherheitsrat um Hilfe gebeten. Er forderte die Vereinten Nationen dazu auf, eine bindenden Resolution aufzusetzen, mit der das Vorrücken der schiitischen Miliz auf Aden gestoppt werden soll. In dem Schreiben zeichnete Hadi ein verheerendes Bild der Lage in seinem Land. Es sei zu befürchten, dass die Terrororganisation Al-Kaida die Instabilität ausnutze, um „Chaos zu säen“ und das Land weiter in Gewalt und Zersplitterung zu drängen.

Der UNO-Sicherheitsrat müsse eine bindende Resolution verabschieden und auf diese Weise die „legitime Macht“ im Land unterstützen. Der Jemen müsse „mit allen Mitteln und Maßnahmen beschützt“ und die Aggression der Huthi-Miliz gestoppt werden, forderte Hadi. Er sprach außerdem von einer Reihe von Raketen, die den „legitimen Behörden“ gestohlen worden seien. Er forderte das UNO-Gremium auf, die Kontrolle über die Raketen zu übernehmen. Bisher war die Reaktion des UNO-Sicherheitsrat eher verhalten. So wurde Hadi zuletzt zwar Unterstützung zugesichert, Diplomaten zufolge sei aber bisher kein neues Treffen zum Jemen geplant.

Land tief gespalten

In dem Land herrschen politisches Chaos und Gewalt. Die aus dem Norden stammenden Huthi-Rebellen waren seit dem Sommer 2014 auf Sanaa vorgerückt, im Jänner übernahmen sie mit der Einnahme des Präsidentenpalasts die Kontrolle über die Hauptstadt. Hadi floh nach Aden. Mittlerweile ist das Land gespalten in einen von den Huthis kontrollierten Norden und einen von Hadis Unterstützern beherrschten Süden.

Allerdings rücken die in den Süden verlegten Milizionäre zunehmend auf Aden vor und näherten sich der Hafenstadt am Dienstag weiter. Unterstützt wird die schiitische Miliz von Anhängern des früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh. Die Lage eskalierte, nachdem am Freitag bei Bombenanschlägen in der Hauptstadt Sanaa mehr als 130 Menschen getötet worden waren.

Demonstranten getötet

In den beiden Provinzen Lahidsch und Dhala, die unweit von Aden liegen, gab es schwere Kämpfe, wie Militär und Sicherheitskräfte mitteilten. In Dhala wurden zehn Menschen getötet, dort übernahmen Huthi-Kämpfer die Kontrolle über den Sitz der Lokalverwaltung. In der Stadt Tais wurden mindestens sechs Menschen erschossen und 80 weitere verletzt, als sie gegen die Präsenz der Huthi-Miliz protestierten. Die Rebellen feuerten auf die Demonstranten und setzten Tränengas ein. Die Stadt liegt an der Straße zwischen Sanaa und Aden.

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