Viele Warnungen - wenige Beweise
Aluminium gilt als das am häufigsten vorkommende Metall in der Erdkruste. Über pflanzliche Lebensmittel wird Aluminium in geringen Dosen auch auf natürlichem Wege aufgenommen und wieder ausgeschieden. Doch in den letzten Jahrzehnten ist die Aufnahme über eine stetig wachsende Palette an Produkten sprunghaft angestiegen, und die Auswirkungen sind noch lange nicht ausreichend erforscht.
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Aluminium ist ein relativ „junges“ Metall, dessen Herstellung erst 1825 gelang. Als das Leichtmetall 1867 auf der Weltausstellung von Paris erstmals vorgestellt wurde, löste es Begeisterungsstürme aus. Dank seines silbernen Schimmers und seines geringen Gewichts war es rasch heiß begehrt, der aufwendigen Herstellung wegen aber war es teuer und daher am Anfang nur Königshäusern vorbehalten. Zur Jahrhundertwende waren nur fünf Länder (USA, Schweiz, Großbritannien, England und Deutschland) weltweit in der Lage, das Metall zu gewinnen.
Ein Prozent der weltweiten Energie für Aluminium
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Produktion sprunghaft an und überschritt in den 1970er Jahren die Zehn-Millionen Tonnen-Grenze. Heute läuft Aluminium Eisen fast den Rang ab. Wegen des enormen Energiebedarfs bei der Herstellung von Aluminium aus Bauxit verlagerte sich die Produktion zunehmend in Länder mit billigen Energiequellen wie Norwegen, Brasilien, Kanada (Wasserkraft) oder Australien (Kohle). Heute wird ein Prozent der weltweiten Energie für die Aluminiumherstellung aufgewendet.
Von der Aludose bis zum Brotbackmittel
Waren die Kunden anfangs vor allem von den Eigenschaften des Reinaluminiums begeistert, entdeckte man rasch die Vorteile, die Aluminium bei der Kombination mit anderen Stoffen entwickelt. Aluminiumlegierungen sind heute in der Fahrzeugtechnik, in der Feinelektronik und bei Verpackungen nicht mehr wegzudenken. Gerade für Lebensmittel ist das Material ideal: In Aludosen und -schüsseln oder in Alufolie verpackt, bleiben die Speisen vor Licht und Luft geschützt, Aluminium oxidiert nicht, wirkt antibakteriell und sieht auch schön aus.
Schon in kleinen Dosen toxisch
Doch obwohl Aluminium fast überall auf der Erde vorkommt, wird es von keinem Lebewesen - vom Bakterium bis zum Menschen - für organische Funktionen benötigt. Im Gegenteil, es wirkt sogar bereits in kleinen Dosen toxisch. Mitte der 1980er Jahre, als durch den Sauren Regen Tausende Lachse in Nordeuropa starben, fanden die Wissenschaftler einen verblüffenden Zusammenhang: Nicht der Regen selbst schadete den Fischen, sondern durch die Säure wurden winzige Mengen von Aluminium aus dem Boden gelöst - und das führte zum dramatischen Fischsterben.
Tatsächlich konnte im Tierversuch nachgewiesen werden, dass sich bei Katzen und Kaninchen die Gehirnfunktionen durch die Injektion von Aluminiumchlorid verschlechtert. Beim Menschen ist man auf Fallbeispiele angewiesen. Dokumentiert ist der Fall eines 14-jährigen Buben, der durch einen Aluminiumsplitter im Gehirn verletzt wurde. Mit 29 Jahren traten Krämpfe, Sprachfindungsstörungen und epileptische Anfälle auf, an denen er letztlich verstarb.
Nachgewiesen ist auch, dass Aluminium bei Dialysepatienten Enzephalopathie verursachen kann. Nach mehreren Todesfällen werden heute aluminiumfreie Medikamente eingesetzt. Einen ähnlichen Krankheitsverlauf zeigten auch Patienten, bei denen vor 20 Jahren im Gesichtsbereich ein spezieller Knochenzement verwendet wurde. Der Stoff aus Aluminium-Kalzium-Fluorosilikatglas wird mittlerweile mit mehreren Todesfällen in Zusammenhang gebracht und ist verboten.
Auslöser für Alzheimer?
Umstritten ist nach wie vor die Hypothese, dass Aluminium Auslöser für Alzheimer-Demenz ist. Obwohl nachgewiesen ist, dass Aluminium eine neurotoxische Wirkung hat und über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangen kann, weichen die Symptome bei Alzheimer-Patienten von den Symptomen, die bei Tierversuchen beobachtet wurden, ab. Angesichts des derzeit vorliegenden Studienmaterials geht das Gesundheitsministerium von keinem direkten Zusammenhang zwischen Aluminiumexposition und Alzheimer aus, aber Aluminium könnte ein wichtiger Co-Faktor sein, der die Entstehung der Krankheit fördert, heißt es in der Studie „Aluminium - Toxikologie und gesundheitliche Aspekte körpernaher Anwendungen“.
Deos und das Brustkrebsrisiko
Eine Verfechterin für die Theorie, dass Aluminium tatsächlich schädigende Wirkung auf den Körper hat, ist die britische Onkologin Philippa Darbre. Sie forscht seit 20 Jahren mit ihrem Team an der Universität Reading über mögliche Ursachen von Brustkrebs und ist überzeugt, dass nur etwa fünf bis zehn Prozent der Brustkrebsfälle auf erbliche Faktoren zurückgeführt werden können, während in rund 90 Prozent aller Fälle Umweltfaktoren im Zusammenhang mit unserem westlichen Lebensstil die Ursache sind - wenngleich diese Faktoren bisher noch nicht eindeutig identifiziert sind.
In ihrer Arbeit fiel ihr auf, dass 60 Prozent der Tumore im Bereich der Achselhöhle auftreten, in den 1930er Jahren waren es nur knapp 30 Prozent. Das legte den Schluss nahe, dass der Einsatz von Deodorants einen Einfluss auf die Tumorbildung haben könnte. Viele im Handel übliche Deodorants haben einen hohen Aluminiumanteil.
Schon in minimalen Dosen gefährlich
In Tierversuchen konnte Darbre feststellen, dass Aluminium schon in minimalen Dosen auf die Zellen wirkt und sich Zellkolonien bilden. Zudem konnte sie nachweisen, dass sich Aluminium in Form von Aluminiumchlorid und Aluminiumchlorohydrat an Östrogenrezeptoren von Zellen bindet. So zeigte die Brust von krebskranken Frauen eine doppelt so hohe Konzentration an Aluminium als bei gesunden Frauen. Darbre kommt auch in dem Dokumentarfilm „Die Akte Aluminium“ von Bert Ehgartner zu Wort. Darin weist sie noch auf eine besondere Problematik hin: Aluminium steht im Verdacht, die Bildung von Metastasen zu begünstigen.
Wissenschaftliche Beweise noch mangelhaft
Ob Aluminiumverbindungen in Lebensmitteln, Kosmetika oder Medikamente wie Antazida (hemmen die Bildung von Magensäure) tatsächlich an der Entstehung von Krebs, Alzheimer oder Allergien beteiligt sind, ist in der Fachwelt nach wie vor umstritten. Bisher gibt es erst wenige Studien dazu, und manche sind methodisch zweifelhaft, heißt es dazu in der Studie des Gesundheitsministeriums. Solange gesicherte Antworten fehlten, raten Experten dazu, „Aluminiumexpositionen aus körpernahen Anwendungen so weit wie möglich zu reduzieren“.
Alufolie und unbeschichtete Gefäße aus Aluminium sollten beim Zubereiten und Aufbewahren von stark säurehaltigen Lebensmitteln gemieden werden. Trinkflaschen aus Aluminium dürfen nicht beschädigt sein, und bei Deos sollte zu aluminiumfreien Produkten gegriffen werden. Arzt oder Apotheker geben Auskunft über Alternativen zu aluminiumhaltigen Antazida.
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